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CD: Fantasía Chilena | Hugo Llanos Campos (Label ARS)

18.03.2022 | cd

CD: Fantasía Chilena | Hugo Llanos Campos

Album Fantasía Chilena , Various Composers von Hugo Llanos Campos | Qobuz:  Download und Streaming in hoher Audioqualität

Diese neue Klavier-CD erkundet ein Repertoire, das im europäischen Repertoire wohl bislang ein Exotendasein fristete. Viele südamerikanische Komponisten griffen im 19. Jahrhundert musikalische Einflüsse aus Europa auf. Entstanden ist daraus nicht selten eine Tonsprache, die für unser Ohr vertraut anmutet und zugleich viele Einflüsse aus den reichen, indigenen Kulturen des großen Subkontinents aufweist. Hugo Llanos Campos, ein junger Chilene, der aktuell in Wien lebt, wagte sich auf seiner neuen CD für das ARS-Label an eine Bestandsaufnahme.

Santiago Heitz (1819-1879) synchronisiert in seinem  Variationenzyklus „Fantasie con variaciones sobre dos 7 amacuencas“ eine leichtfüßige, romantische Diktion mit der Tanzfiger der „Zamacueca“, dem Vorläufer des chilenischen Nationaltanzes. Fréderico Guzmans (1827-1885)  Lebensweg führte im 19. Jahrhundert von Chile nach Nordamerika und von dort weiter nach Paris. Was nicht spurlos an ihm vorüber ging, was die starke Chopin-Prägung in seinem Nocturno belegt.

Wilhelm Deichert (1828-1871) emigrierte in den 1830er Jahren nach Chile und sog die dortige Lebensweise so umfassend auf, dass er sogar seinen Namen änderte und von da ab Gillaume Deichert hieß. Wenn er durchaus seiner  europäisch-romantischer Verwurzelung treu bleibt, so  beweist sein Zyklus „Bouquet de Fleurs, Musicales Chiliennes“ zugleich eine große Offenheit, um Volkslieder,  Tänze und schließlich die chilenische Nationalhymne zu integrieren.

Der Pianist Hugo Llanos Campos teilt genau diese  kulturenverbindende Offenheit. Geboren im Jahr 1994 in Santiago de Chile führte ihn die Faszination für Beethoven nach Wien, wo er sein Masterstudium abschloss. Virtuos, mit schlankem Anschlag und wenn nötig auch pointiert und druckvoll verschreibt sich sein Spiel auf dieser CD der gesunden Balance aus pianistischer Bravour und tänzerischem Schwung. Man darf vergnügt eintauchen in den daraus entstehenden Erzählfluss, der viele Aspekte auch ohne Kenntnis der im ausführlichen Booklet beschriebenen Hintergründe  erfahrbar macht. Eine echte Entdeckung.

Stefan Pieper

 

 

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