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CD ELISABETH KULMAN singt Lieder von Schumann, Schubert und Reiter; ORFEO

Live Mitschnitt der Schubertiade Schwarzenberg 26.8.2017

09.12.2018 | cd

CD ELISABETH KULMAN singt Lieder von Schumann, Schubert und Reiter; ORFEO

Live Mitschnitt der Schubertiade Schwarzenberg 26.8.2017

 

Die sich dem kommerziellen Opernbetrieb mit wachsamer Beobachtung verweigernde und mit einer der schönsten Mezzostimmen aller Zeiten gesegnete  Elisabeth Kulman liebt es, Liedprogramme so zusammenzustellen, wie es ihr gefällt. Freilich muss es schon sophisticated sein. Manchmal genreüberschreitend oder wie hier in Vorarlberg 2017, ein dem Festspielgeist entsprechendes, überwiegend frühromantisches Repertoire Schumann und Schubert gewidmet. Zusätzlich stellt sie vier Lieder nach Gedichten von Erich Kästner, komponiert von Herwig Reiter vor. 

 

Elisabeth Kulman und ihr Klavier-Begleiter Eduard Kutrowatz haben sich zu dem auf dieser CD präsentierten live-Liederabend für einzelne Lieder aus den Schumann-Zyklen „Frauenliebe und Leben“ sowie „Lieder“ Op. 104 entschieden, die sie mit kurzen Stücken für Klavier solo („Von fremden Ländern und Menschen“ Op. 15/1) aus den „Kinderszenen“ bzw. anderen Schumann-Liedern zu einer nachdenklich stimmenden Melange rühren. Programmatisch handelt es sich vor allem um Lieder, die von Liebe und Tod, Vergänglichkeit und Abschiednehmen handeln.  

 

Im zweiten Teil wechseln einander Schubert-Lieder mit Erich Kästner-Vertonungen des Österreichers Herwig Reiter ab. Die Programm-Idee lautet laut Booklet so: „Reiters „Sachliche Romanze“ wird nahtlos an Schuberts „Romanze“ gereiht und holt das Brechen des Herzens auf geradezu bedrückende Weise in die Gegenwart. „Die Alte Frau“ auf dem Friedhof verlängert Schuberts „Wehmut“ und mündet in seine „Litanei“, in der „alle Seelen in Frieden ruhen.“ Der Übergang von Schuberts humoristischem “Schweizerlied“ zu Reiters „Für alle Katz“ bringt durch die frappante Ähnlichkeit des Themenkopfs beider Lieder einen Überraschungseffekt der besonderen Art.“

 

Elisabeth Kulman brauchte an diesem Augusttag letzten Jahres  eine kleine Zeit, um stimmlich so richtig in die Gänge zu kommen. Einige Schumann Lieder dauert es, bis Deutung sich in Klang rundet, Phrasen sich zu einem Ganzen formen und Bögen blühen. Spätestens bei Schubert und Reiter ist Kulman aber ganz auf der Höhe ihrer Kunst und kann mit ihrem geschmeidigen Mezzo spielerisch die lyrischen Texte in kostbar schillernde Vokalpreziosen wandeln. Ein am Beispiel böhmischer Jugendstilvasen irisierendes Farbenspiel entfacht Kulman in den melancholischen Teilen des Programms, bei Kästner wiederum blitzen Ironie und Humor aus jeder Note.  Das Publikum erklatscht sich zwei Zugaben: Reiters „Ankündigung einer Chansonette“ und Schumanns „Im wunderschönen Monat Mai“. Tontechnisch bietet die Aufnahme leider nur Mittelmaß. 

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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