CD: DMYTRO POPOV: HYMNS OF LOVE – Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Mikhail Simonyan
Liebe, Angst und Leidenschaft
Liebe, Angst und Leidenschaft sind die Affekte, die der ukrainische Tenor Dmytro Popov in seinem ersten Solo-Album würdigen will. Dabei begleitet ihn das 1946 als RIAS-Symphonie-Orchester gegründete Deutsches Symphonie-Orchester Berlin unter Leitung des russischen Dirigenten Mikhail Simonyan.
Das Album beginnt gleich mit einem Hit der Tenor-Literatur, dem «Recondita Armonia» aus Puccinis «Tosca», das Popov stimmschön, aber leicht schleppend präsentiert. «Ah, lève-toi soleil!» aus «Roméo et Juliette» GC 9 von Charles Gounod gelingt mit hervorragender Diktion. Mit «Donna non vidi mai» aus Puccinis «Manon Lescaut» nehmen Stimme und Interpretation endlich etwas an Fahrt auf. «La fleur que tu m’avais jetée» aus Bizets «Carmen» WD 31 und «Salut! demeure chaste et pure» aus Gounods «Faust» GC 4 bietet Popov höchst lyrisch dar. Im slawischen Repertoire, mit «Nyet! Chary lask krasy myatezhnoy» aus Tschaikowskis «Iolanta» op. 69 TH 11, «Ja liublu vas!» aus «Eugen Onegin» op. 24 TH 5 und «Medlenno den’ ugasal» aus Borodins «Prinz Igor», ist Popov natürlich ganz bei sich. «Cielo e mar» aus Amilcare Ponchiellis «La Gioconda» gelingt ausgesprochen idiomatisch und lebhaft. «Che gelida manina» aus Puccinis «La bohème» interpretiert Popov wunderschön. «Vidino divná» aus Dvořáks «Rusalka» op. 114 B 203 entführt den Zuhörer direkt an den nächtlichen Waldsee. «Dein ist mein ganzes Herz!» aus Lehárs «Das Land des Lächelns» und ein Gruss aus Popovs Heimat, das ukrainische Volkslied «Chyorni brovi, kari ochi» schliessen die Silberscheibe ab.
Popov nennt ein technisch sauber geführten, mittelgrossen Tenor mit durchaus individueller Färbung sein eigen. Etwas stilistischer Schliff und vor allem mehr Lebendigkeit würden weitere Türen öffnen.
Der positive Eindruck von Popovs Stimme wird leider erheblich durch das Dirigat Simonyans getrübt. Die verschiedenen Titel sind durchgehend zu langsam, schleppend dirigiert. Lyrisch und empfindsam ist nicht mit langsam oder schleppend gleichzusetzen.
02.02.2021, Jan Krobot/Zürich