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CD „Die 5 Räuber und das Geheimnis im Sack“ – Eine magische Geschichte über die Macht der Freundschaft mit Musik von Rimskij-Korsakov; RUFUS BECK, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Yannick Nézet-Séguin

26.11.2022 | cd

CD „Die 5 Räuber und das Geheimnis im Sack“ – Eine magische Geschichte über die Macht der Freundschaft mit Musik von Rimskij-Korsakov; RUFUS BECK, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Yannick Nézet-Séguin; BR Klassik

Live Aufnahme eines Familienkonzerts aus der Philharmonie im Gasteig München vom 20.12.2014

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Katharina Neuschaefer hat eine Geschichte über vier Räuber und ihren Hauptmann geschrieben, die mitten im Sand sitzen und warten, dass endlich jemand vorbeikommt, den sie überfallen können. Als dann ein Alter mit einem Sack auftaucht, stellt sich heraus, er muss damit zum Sultan. Schließlich verkauft der Alte den Sack um vier Goldstücke an die Räuber. Der Sultan ist ziemlich sauer, als er vom Verlust des Sackes erfährt, weil etwas für ihn Wertvolles darin ist. „Ich werde sie finden und töten“.

Im Lager der Räuber ruft so viel Gutmütigkeit seitens des Chefs als Käufer des Diebesguts den rebellischen Räuber „Finster“ auf den Plan, der selbst den Job des Hauptmanns der Bande haben will. Finster: „Du bist kein Chef, du bist ein Schaf.“ Da ihm keine Intrige zu fies ist, schlapft Finster zum Sultan, um den Hauptmann ans Messer zu liefern. Dazu lockt er ihn um Mitternacht in die Teufelsschlucht, wo des Sultans Schergen ihn fangen können.

Und tatsächlich kommen 40 Wachen des Sultans und der Räuberhauptmann kämpft alleine gegen sie. Alle fünf werden schließlich gefangen. Aber einen Wunsch beim Lampengeist haben sie noch frei. Im Sack befand sich nämlich ein Schatz in Form einer dreckig verbeulten, aber magischen Öllampe, deren entwichener Geist drei Wünsche freigibt. Und er sagt: „Alles, was ich möchte, ist, ein Räuber sein. Fünf Räuber, ein Herz!“ Alle sind wunschgemäß frei, und sie werden noch viele Karawanen überfallen, ihre Beute teilen und ihre räuberische Freundschaft bis ans Ende der Tage pflegen.

Rufus Beck trägt die herzige, doch knappe Story in 14 Kapiteln rund um den gutmütigen Räuberhauptmann, Hakim, Kleinhirn und den ehrgeizig-hinterlistigen Finster kindertauglich-theatralisch mit eigenem Jargon für jede Figur vor. Der Alte mit dem Sack darf sich als radebrechender Italiener karikieren, Finster als glatter Yuppie schleimen. Wenn der Sultan spricht, so ist die Stimme mit einem Hall unterlegt. Zuweilen erzählt Beck melodramatisch mit der Musik, dann wieder abwechselnd mit der Musik.

Die bös-guten Räuber, die Zauberlampe und der Sultan haben ein Glück, als ihr Geschick in dem Arrangement fest mit der wunderbaren sinfonischen Dichtung „Scheherazade“ Op. 35 von Rimskij Korsakov verknüpft ist. Das Stück beruht auf der gleichnamigen Sammlung „Aus tausendundeiner Nacht“. Wir erinnern uns: Scheherazade entgeht ihrer Hinrichtung durch ihren Ehemann, den Sultan Schahryâr nur, indem sie ihm spannende Geschichten erzählt. Der zuvor betrogene König will sich nie wieder von einer Frau hintergehen lassen. Deshalb heiratet er jeden Tag eine neue Frau, die er am nächsten Morgen tötet. Scheherazade durchbricht diesen fürchterlichen Reigen, indem sie sich selbst von ihrem Vater dem König zur Frau geben lässt. In jeder Nacht beginnt sie mit einer Geschichte, die sie nicht bis zum nächsten Morgen fertig erzählt. Neugierig auf den Ausgang der Geschichten, lässt König Schahryâr sie in Ruhe. Nach 1001 Nächten ist König Schahryâr von der Treue seiner Frau überzeugt. Die orientalisch gefärbten musikalischen Motive lassen der Fantasie des Hörers freien Raum für Geschichten aller Art, also auch für die hier erzählte.

Yannick Nézet- Séguin dirigiert das märchenhaft romantisch aufspielende Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. In breiten Tempi, damit die melodramatischen Passagen funktionieren, aber mit jenem bunt-luxuriösen Klangteppich, den das großartige bayerische Orchester stets zu knüpfen weiß. Einen kleinen witzigen Ausreißer gibt es auch noch: Den „Räuber-Rap“ von Hans Selmeier mit dem Refrain„Wir sind fünf Räuber, hej, das ist einer mehr als vier. Wir sind fünf Räuber, und wir räubern immer hier. Räuber, das ist hie unser Revier. Wir sind fünf!“ Nicht auszuschließen, dass Ihre Kinder, liebe Leserschaft, diesen Rap mehr mögen als die sinfonischen Zwischenspiele bzw. die einfache Melodie Tag und Nacht nachsingen.

Die Wort-Ton-Mixtur ist gut gerührt, suggestiv und spannend ineinandergefügt. Das Wichtigste an der Sache ist es doch, Kinder für Geschichten mit klassischer Musik zu begeistern. Und diese Absicht dürfte bei diesem Hörspiel aufgehen.

Wie ich kürzlich bei einer Galaaufführung im Berliner Zoopalast des Films „The Magic Flute- Das Vermächtnis der Zauberflöte“, eine Fantasy-Adaption der Oper Mozart-Oper, in Salzburg und im Studio in München entstanden, erlebt habe, sind junge Leute auch bei über zwei Stunden Kino durchaus bei der Stange zu halten und zu Beifallsstürmen aufgelegt Vorausgesetzt, die Art der Präsentation stimmt. Regisseur Florian Sigl ist es gelungen, die Abenteuer des musikbegeisterten von Tim, einem 17-jährigen Gesangsschüler am Mozart-Internat in Salzburg, bildgewaltig und geschickt animiert bei volksbühnenhaftem Gesangston umzusetzen. https://www.filmstarts.de/kritiken/260894/trailer/19586148.html

Empfehlenswert.

Hinweis: In der Serie Familienkonzerte des BR ist auch „Freddy und die wilden Wölfe“ mit Musik von Albert Roussel erhältlich.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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