CD „DI TANTI PALPITI“ – LEA und ESTHER BIRRINGER spielen virtuose Gassenhauer der Violinliteratur in Arrangements für Violine und Klavier, RUBIKON
Eigentlich sind sie ja ganz und gar schrecklich, diese in eingängige magyarische/slawische oder spanische Folklore getauchten kitschig-exotischen Notenergüsse samt allerlei instrumentalen „Schlenkerern“ von de Sarasate & Co. Wären da nicht zwei Solistinnen vom Schlage einer Lea Birringer (Violine) und Esther Birringer (Klavier) am Werk, die selbst bei diesem so „gefährlichen“ Showpiece-Repertoire in keine offen daliegende Effekthascherei-Falle tapsen, hätte es diese Zeilen nie gegeben In ihrem temperamentvollen, aber nie eitel-aufdringlichen musikalischen Miteinander erschließt sich eine stets in großer Leichtigkeit und verschmitzt kapriziöser Spiellaune gestaltete musikalische Wunderwelt. Natürlich ist das schon so etwas wie ein klingendes Kuriositätenkabinett virtuos manierierter Entrückung und Verzückung. Aber was soll’s in einer Zeit, wo alles und jedes bearbeitet, neu instrumentiert oder sonstigen Klangexperimenten (die Marimba ist da besonders aktuell) unterworfen wird.
Die Geschwister Birringer nehmen den Hörer an der Hand und zeigen selbstverständlich mit einigem Stolz und Überzeugung ihre persönlichen Prunkstücke aus dem virtuos romantischen Notenschrank. Ihr lockendes „Schau her“ richtet sich auf die kleinen verborgenen Details, eleganten Wendungen oder manche wie improvisiert scheinende Verzierung und nicht auf die akrobatischen Teufeleien ohne Netz, die sich ohnedies von selbst erschließen. Bei so viel ehrlicher und kreatürlicher Musizierlust aus sich selbst geschöpft kann sich auch ein mit so vielen Wassern gewaschener Musikmensch wie ich mit über 50 Jahren Tonträgererfahrung von diesem Album so richtig mitreißen lassen.
Für den Opernfreund sind natürlich die höchst geglückten sanglichen Interpretationen der Paraphrase auf die Figaro-Arie ‚Largo al factotum‘ aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ von Mario Castelnuovo-Tedesco bzw. die Introduktion und Variationen auf die berühmte Arie „Di tanti palpiti“ aus Rossinis Tancredi von Niccoló Paganini besondere Gustostückerln der CD. Aber auch „abgedroschenere“ Nummern wie Pablo de Sarates „Gypsy Airs“, Camille Saint-Saëns „Introduction et Rondo capriccioso“ Op. 28 oder die „Carmen Fantasie“ von Franz Waxman erhalten so eine neue Chance.
Absolute fabulous!
Dr. Ingobert Waltenberger