CD: Dazzling Light Ensemble Altera Christopher Lowrey, musikalische Leitung Alpha Classics, ALPHA1120
Leuchtende Klangwelten: Ensemble Altera und die Faszination des Lichts
Mit „Dazzling Light“ widmen sich Christopher Lowrey und sein Vokalensemble Altera einem thematisch wie klanglich faszinierenden Konzept: dem Licht in all seinen symbolischen und metaphysischen Bedeutungen. Die Auswahl der Werke spannt einen Bogen vom Renaissance-Komponisten Thomas Tallis bis hin zu zeitgenössischen Stimmen wie Eric Whitacre, Joanna Marsh oder Motshwane Pege. Dabei wird Licht nicht nur als religiöses Sinnbild, sondern auch als poetische Metapher und sogar als astrophysikalisches Phänomen betrachtet. Die stilistische Vielfalt des Programms stellt hohe Anforderungen an Homogenität, Artikulation und klangliche Balance des Ensembles – Disziplinen, in denen sich das Ensemble Altera als herausragend erweist.
Die CD beginnt mit „Seek Him that Maketh the Seven Stars“ von Jonathan Dove, einer intensiven und klanglich dichten Vertonung, die den hymnischen Charakter mit nuancierten harmonischen Entwicklungen verbindet. Besonders auffallend ist hier die Präzision in der Linienführung, die der Struktur des Werks große Klarheit verleiht.
John Rutters „Hymn to the Creator of Light“ zeigt sich als gewohnt melodiös und harmonisch reich, wobei das Ensemble Altera die sanften Modulationen und dichten Akkorde mit einer bemerkenswerten Transparenz umsetzt.
Ein besonderer programmatischer Moment ist die Dreiteiligkeit von „Te Lucis Ante Terminum“, das hier in den Versionen von Tallis, Garrepy und Martin zu hören ist. Diese Gegenüberstellung macht die interpretatorische Vielseitigkeit des Ensembles besonders deutlich. Tallis‘ klare polyphone Strukturen kontrastieren mit den expressiveren, dichter gesetzten Harmonien der modernen Bearbeitungen, wobei Altera jede Version mit stilistischer Authentizität und der nötigen emotionalen Zurückhaltung versieht.
Mit „Dominus Illuminatio“ von David Hill und „Evening Prayer“ von Joanna Marsh setzen sich zwei Werke fort, die auf subtile Weise das spirituelle Element des Lichts thematisieren. Besonders „Light“ von Toby Young – eine Komposition mit modernen, fast minimalistisch anmutenden Strukturen – lässt das Ensemble seine klangliche Feinheit und ausgewogene Intonation zur Geltung bringen.
Das Arrangement von Edward Elgars „Nimrod“ durch John Cameron zu „Lux Aeterna“ bildet einen besonders bewegenden Höhepunkt der Aufnahme. Die ruhige, fast sphärische Umsetzung des Ensembles hebt die tief empfundene Sakralität dieser Bearbeitung hervor und sorgte für Wonnemomente.
Die klangliche Umsetzung dieser Aufnahme ist auf höchstem Niveau. Das Ensemble Altera beeindruckt mit einer makellosen Intonation, die auch in komplexen harmonischen Strukturen niemals an Reinheit verliert. Besonders auffällig ist die vorbildliche Balance zwischen den Stimmen, die auch in dichter gesetzten Passagen eine bemerkenswerte Transparenz bewahrt. Die Aufnahmetechnik von Alpha Classics unterstützt diesen Aspekt mit einer präzisen, aber dennoch warmen Akustik, die den Klang in seiner ganzen Fülle und Klarheit zur Geltung bringt.
„Dazzling Light“ ist eine herausragende Einspielung, die sowohl programmatisch als auch interpretatorisch begeistert. Christopher Lowrey und sein Ensemble Altera demonstrieren hier ein tiefes Verständnis für die stilistische Vielfalt der ausgewählten Werke und setzen sie mit technischer Brillanz und interpretatorischer Feinsinnigkeit um. Die Aufnahme besticht durch eine außergewöhnlich homogene Klanglichkeit, exzellente Artikulation und eine atmende Musikalität, die das Thema des Lichts in seiner ganzen Pracht erfahrbar macht.
Dirk Schauß, im Februar 2025
Dazzling Light
Ensemble Altera
Christopher Lowrey, musikalische Leitung
Alpha Classics, ALPHA1120