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CD CYRILLE DUBOIS „Jouissons de nos beaux ans!“ – Französisch-barockes Raritätenprogramm mit den ungarischen Ensembles Orfeo Orchestra und Purcell Choir unter der Leitung von György Vashegyi

13.09.2023 | cd

CD CYRILLE DUBOIS „Jouissons de nos beaux ans!“ – Französisch-barockes Raritätenprogramm mit den ungarischen Ensembles Orfeo Orchestra und Purcell Choir unter der Leitung von György Vashegyi

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Er ist der beste Haute-Contre unserer Zeit. D.h. er ist Vertreter jenes raren (lyrischen) Stimmfachs, die – nicht zu verwechseln mit demjenigen der in den Höhen falsettierenden Countertenöre – die hohen Töne mit der Bruststimme bzw. der berühmten „voix mixte“ formen. Oben schafft es Cyrille Dubois locker bis zum zweigestrichenen D. Die Tessitura der Haute-Contre ist ein Spezifikum der französischen Barockoper, von Komponisten wie Rameau bevorzugt für Helden und Liebhaber (seien es Prinzen, Krieger oder Schäfer) eingesetzt, ohne die Sänger allzu virtuos zu plagen oder deren extreme Höhen allzu sehr zu strapazieren. Joseph-Jerôme Le Français de Lalande beschrieb Mitte des 18. Jahrhunderts die Stimmen der Haute-Contre als „natürlich, männlich, strahlend und kraftvoll.“ Die hellen Farben ihrer Stimmen evozieren die Ideale von Jugend und Elan.

Cyrille Dubois‘ bernsteingoldenes Timbre ist charaktervoll und von exquisiter Güte, es geht direkt zu Herzen. Sein technisch makellos geschulter Tenor strahlt in vollkommener Schönheit. In seinem neuesten Album „Jouissons de nos beaux ans!“, das Musikologen und Raritätensammler genauso begeistern wird wie Melomanen, lädt uns Dubois in Zusammenarbeit mit dem Centre de musique baroque de Versailles ganz im Sinne von Horaz‘ „Carpe diem“ dazu ein, vom Augenblick einer ungewöhnlichen musikalischen Reise zu profitieren.

Das Programm, als eine indirekte Hommage ehrt es mythische Vertreter der Stimmgattung wie Louis Murayre, Denis-Francois Tribout, Pierre Jéliote, Francois Poirier oder Joseph Legros, will die erstaunliche stilistische Bandbreite des Fachs von speziellen Verzierungstechniken bis hin zu elegischen Stimmungen und mächtigen Monologen aufzeigen.

Dubois ist es zudem ein Anliegen, bislang unbekannte Arien vorstellen. Ich nehme an, Sie haben noch nie zuvor von den Opern „Tarsis et Zélie“ des Duos François Rebel & François Francoeur, „Les Caractères de la Folie“ von Bernhard Bury, „L’Aurore et Céphale“ von Louis-Joseph Francoeur oder „Le Triomphe de l’Harmonie“ von François Lupien Grenets gehört. Benoit Dratwicki weist zu Recht darauf hin, dass Komponisten wie Grenet, Bury, Iso, Cardonne oder Berton aufgrund des alles überstrahlenden Rameau völlig aus dem kollektiven Gedächtnis gefallen sind. Um das zu ändern, handelt es sich folgerichtig bei 15 Nummern des Albums, und damit über der Hälfe der Musik, um Weltersteinspielungen. Um das Programm so abwechslungsreich wie nur möglich zu gestalten, sind neben den 16 Arien (teils mit Chor) auch rein instrumentale Stücke wie Ouvertüren (Rameau „Zais“) oder die ‚Descente de Polymnie‘ aus Rameaus Oper „Les Boréades, aber auch vier reine Chornummern zu hören.  

Das Zitat des Titels entstammt der gleichnamigen Arie des Calisis aus Jean-Philippe Rameaus „Les Boréades“. Musiziert wird von den im französischen 18. Jahrhundert-Repertoire hoch erfahrenen Alte Musik Spezialisten aus Ungarn auf höchstem Niveau. Cyrille Dubois ist sowieso die nobelste Adresse für dieser Art von Musik. Uneingeschränkte Empfehlung!

Inhalt des Albums

  • François Rebel / François Francoeur: ‚Impétueux torrent, dont l’onde menaçante‘ aus „Tarsis et Zelie“
  • Antoine Dauvergne: ‚Mille tendres oiseaux sous cet ombrage frais‘, ‚La jeune beauté qui m’enflamme‘ und ‚Verse. Amour, le jus de la treille‘ aus „Les Amours de Tempe“
  • Bernard Bury: ‚Aveugle Dieu, tyran des âmes‘ aus „Les Caractères de la Folie“
  • François-Lupien Grenet: Sechs Ausschnitte aus „Le Triomphe de l’Harmonie“
  • Jean-Baptiste Cardonne: ‚Deguisez bien, mon coeur, le feu qui vous dévore‘ aus „Ovide et Julie“
  • Jean-Joseph Cassanea de Mondonville: der Chor ‚L’amour suit cet objet charmant‘ aus „Les Fêtes de Paphos“; ‚Que vois-je? suis-je prêt a finir ma carrière‘ aus „Titon et l’Aurore“
  • Jean-Philippe Rameau: Premier et second Tambourins aus „Daphnis et Egle“; Sarabande pour Hébé et sa suite‘ aus „Castor et Pollux“; ‚Jouissons de nos beaux ans‘ & Descente de Polymnie aus „Les Boreades“; Ouvertüre zu „Zais“, ‚Peuples heureux, unissez-vous à moi‘ aus „Les Fêtes de Polymnie“; ‚Sons brillantes, céleste harmonie‘ aus „La Guirlande“; Air pantomime, ‚Chantons Bacchus, chantons momus‘ aus „Platee“
  • Louis-Joseph Francoeur: Dieux cruels, dieux impitoyables aus „L’Aurore et Cephale“
  • Joseph-Nicolas-Pancrace Royer: Air pour les Turcs en rondeau aus „Zaide, reine de Grenade“; Air pour les Jeux et les Plaisirs aus „Le Pouvoir de l’Amour“
  • Pierre Iso: Chor ‚Éclatez, bruyant tonnerre‘ aus „Phaétuse“
  • Pierre-Montan Berton: ‚Dans ce fatal instant, quels vœux puis-je former!‘ aus „Deucalion et Pyrrha“

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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