CD: CREDO – Marina Rebeka, Sinfonietta Rīga, Modestas Pitrėnas
Mit ihrem neuen Album Credo wendet sich die lettische Sopranistin Marina Rebeka nach ihrem erfolgreichen Ausflug ins französische Fach geistlicher oder «geistlich inspirierter» Musik zu. Dabei begleiten sie unter Leitung von Modestas Pitrėnas die Sinfonietta Rīga und der Latvian Radio Choir.
Das Album beginnt mit einem innig vorgetragenen «Laudate Dominum» aus Mozarts «Vesperae solennes de Confessore» KV 339. Der lettische Radio-Chor ist ihr perfekte Begleitung. Giuseppe Verdis «Ave Maria in h-Moll» trägt sie mit geschmackvoll gesetzten dramatischen Akzenten vor. Im eine Zeit lang Giulio Caccini zugeschriebenen «Ave Maria» in der Bearbeitung für Singstimme und Orchester von Vladimir Vavilov beeindruckt Rebeka mit glasklarer, gefühlvoller Stimme. Die Arie „Bist du bei mir, geh ich mit Freuden“, überliefert im 2. Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, wurde lange Zeit Johann Sebastian Bach zugeschrieben. Neuere Forschungen zeigen, dass sie aus der im November 1718 in Bayreuth uraufgeführten Oper «Diomedes» von Gottfried Heinrich Stölzel stammt. Hier wird der positive Eindruck durch eine etwas unsaubere Intonation getrübt. In Stradellas «Pietà, Signore, di me dolente» gelingt es Rebeka bestens zuerst das Flehen und dann die Zuversicht zu Gehör zu bringen. «La vergine degli Angeli» aus dem dritten Akt von Verdis «La Forza del Destino» macht, so wie Rebekas Stimme aufblüht, ganz einfach Lust auf Mehr. Dem «Pie Jesu Domine» aus Faurés Requiem (op. 48) fehlt leider die französische Eleganz. Francesco Durantes (1684-1755) «Vergin tutto Amor» gelingt wieder geschmackvoll und innig. «Ihr habt nun Traurigkeit» aus Brahms «Ein deutsches Requiem op. 45» vermag, auf Grund mangelhafter Diktion und spitzer Stimme, leider gar nicht zu überzeugen. «Frondi Tenere … Ombra mai fu» aus Händels «Serse» (HWV 40) gelingt dann wieder hervorragend. Die geistliche Musik des 18. Jahrhunderts scheint Rebekas Stimme deutlich besser zu liegen als die Werke späterer Tonsetzer. Auf die Händel Arie folgen gleich drei «Ave Maria»: jenes von Saint-Saens, von Schubert (Ellens Gesang III op. 52/6 D 839 «Hymne an die Jungfrau», Fassung für Singstimme, Chor und Orchester) und von Mascagni (nach dem Intermezzo sinfonico aus «Cavalleria rusticana», Fassung für Singstimme und Orchester). Hier brilliert Rebeka mit innigem Ton. Mit grosser Zurückhaltung interpretiert Rebeka «When I am laid in earth» (Dido’s Lamento aus Purcells «Dido and Aeneas» Z 626). Prächtig gelingt die bekannteste Ave Maria-Vertonung, Charles Gounods Ave Maria (nach Johann Sebastian Bach Bach, Präludium Nr. 1 BWV 846, Fassung für Singstimme und Orchester). Gewöhnungsbedürftig an sich ist Remo Giazottos Bearbeitung von Albinonis «Adagio in g-moll» für Singstimme und Orchester. Ob das sein muss? Rebeka absolviert das Finale tadellos.
Für Liebhaber dieses Repertoires ein Must have!
27.01.2021, Jan Krobot/Zürich