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CD: CONRADIN KREUTZER: DER TAUCHER • Hofkapelle Stuttgart, Frieder Bernius Zu Lebzeiten berühmt und dann rasch vergessen

02.07.2024 | cd

CONRADIN KREUTZER: DER TAUCHER • Hofkapelle Stuttgart, Frieder Bernius

Zu Lebzeiten berühmt und dann rasch vergessen

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Conradin Kreutzer ( 1780–1849) gehört zum Kreis jener Komponisten, die zu Lebzeiten berühmt waren («Das Nachtlager in Granada», Kompositionen für Männerchor), nach dem Tod aber rasch vergessen wurden.

Geboren im schwäbischen Messkirch erhielt Kreutzer seine Ausbildung in den Klöstern von Zwiefalten und Bad Schussenried. Ab 1799 studierte er auf Wunsch seines Vaters in Freiburg im Breisgau Jurisprudenz. Als sein Vater im Jahre 1800 gestorben war, konnte er sich ganz auf die von ihm präferierte musikalische Karriere konzentrieren. Nach Jahren auf Reisen ging Kreutzer im Sommer 1804 das erste Mal nach Wien, wo er sich unter anderem von Johann Georg Albrechtsberger, einem Lehrer von Beethoven, ausbilden liess. Im Laufe seiner Karriere hatte er, wenn er nicht als Dirigent und Musiklehrer auf Reisen war, Kapellmeisterposten in Stuttgart, Donaueschingen, Wien (Hofoper und Kärntnertortheater) und Köln inne. Kreutzer starb während eines Aufenthalts in Riga, als er von der Entlassung seiner Tochter Marie, einer Sängerin, wegen einer misslungenen Aufführung erfahren hatte.

Das Libretto zu «Der Taucher» des Breslauer Gelegenheitsdichters Samuel Gottlieb Bürde beschäftigte den produktivsten deutschen Komponisten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts viermal im Verlauf seiner Karriere: 1809, 1824 und 1834 in Wien und 1813 in Stuttgart. Das Libretto der am 18. Dezember 1834 im Theater in der Josefstadt in Wien aufgeführten Neufassung des Opus 50 hatte der Sekretär des Kärntnertortheaters, Georg Ernst von Hofmann, bearbeitet.

Alphonsine, Tochter Lorenzos, des Herzogs von Messina, ist unbewusst auf der Flucht vor der Hochzeit mit dem ungeliebten Antonio, Herzog von Kalabrien. Ivo, Sohn des Einsiedlers Alphonso, findet die Verwirrte und rettet sie. Er erinnert sich an einen Traum, in dem ihm die Fee Morgana den Namen der Fliehenden verraten hat. Er beschliesst Alphonsine zu ihrem Vater zurückzubringen. Lorenzo befürchtete nach erfolgloser Suche, mit dem Verlust seiner Tochter bestraft worden zu sein. Vor über 20 Jahren hatte er nämlich seinem Bruder Alphonso, den er tot geglaubt hatte, den Thron entrissen. Als nun ein unbekannter, junger Mann ihm die Tochter zurückbringt, beschliesst er den Naturburschen auszubilden und zum Ritter zu machen.

Alphonso aber ist nicht tot. Als Mönch verkleidet, hat er sich an den Hof begeben und macht Lorenzo Hoffnung, sein Bruder lebe noch. Als Ivo zum Abschluss seiner Ausbildung zum Ritter geschlagen werden sollte, bittet er um die Hand Alphonsines. In einem Wutanfall wirft Lorenzo einen goldenen Becher von der Klippe. Ivo springt hinterher. Nun zieht Alphonso sein Schwert, um den Tod des Sohnes zu rächen. Doch Ivo kehrt mit dem Becher zurück und gewinnt so Alphonsines Hand.

Sarah Wegener gibt die Alphonsine mit gut sitzendem, strahlenden Sopran, der in den Höhen zu leichter Verengung neigt. Der Countertenor von Philipp Mathmann als Ivo überzeugt mit stupender Leichtigkeit und kristallklarem, ausgesprochen jugendlichem  Klang, der so gar nicht an seine Fach-Kollegen erinnert. In kurzen Auftritten geben, alle mit mustergültiger Textverständlichkeit und gut sitzenden Stimmen, in kurzen Auftritten Daniel Schmid den Antonio, Johannes Hill den Lorenzo und Pascal Zurek den Alphonso. Barbara Stoll übernimmt den Part der Sprecherin Sprecherin

Die Hofkapelle Stuttgart  unter Leitung ihres Gründers Frieder Bernius spielt hoch konzentriert mit guten Akzenten. Besonders gut gelingen das Blech und das Schlagwerk. Der Kammerchor Stuttgart überzeugt mit sattem Klang und grosser Textverständlichkeit.

Eine lohnende Entdeckung schönster Romantik!

01.07.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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