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CD CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK: ORFEO & EURIDICE – JAKUB JÓSEF ORLINSKI glänzt als Orfeo; Erato

02.05.2024 | cd

CD CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK: ORFEO & EURIDICE – JAKUB JÓSEF ORLINSKI glänzt als Orfeo; Erato

ork

 

Orlinski, der Popstar unter den heutigen Countertenören, begann seine künstlerische Laufbahn mit seinen gleichgesinnten Kumpels als einfacher Breakdancer auf Warschaus Straßen und Plätzen. Nach Studien an der Juilliard School bei Edith Wiens, der Fryderyk-Chopin-Musikuniversität in Warschau bei Anna Radiejewska sowie dem Young Artists Programm der Opernakademie der Teatr Wielki-Opera Noradowal, begann er eine kometenhafte Karriere vorrangig als Sänger halsbrecherischer barocker Arien und belebender Geist vergessener Opern. Auf Instagram hat er 211.000 Follower. Die Arie aus Vivaldis Oper „il Giustino“, „Vedrò con mio diletto“ par Jakub Józef Orliński wurde bei Youtube über 11 Millionen Mal aufgerufen, auch andere Youtube-Millionentreffer seiner Sangeskunst (L’Arpeggiata, Christina Pluhar, Jakub Józef Orliński – Rossi: „Dal cielo cader vid’io due stelle“) sind wohl kein Zufall. Da weiß jemand, gewaltig Zeitgeist mit künstlerischer Vollendung in Einklang zu bringen.

Orlinski, dem jegliche Starallüre fremd ist, ist ein völlig natürlicher, authentischer junger Mann (ich begegnete ihm nach einer Aufführung in der Kantine der Karlsruher Oper und weiß, wovon ich spreche), der seine Kunst unendlich ernst nimmt und dennoch so entspannt, voller Freude und in kommunikativer Freiheit präsentiert, als wäre es das Einfachste auf der Welt. Sein völlig frei fließender, in allen Lagen leuchtender Countertenor erklingt ausgewogen, allen Manierismen und interpretatorischen Exzesse enthoben. Die betörend schön und sinnlich timbrierte Stimme berührt in ihrer puren Ehrlichkeit vom ersten Ton an. Sein blendendes Aussehen erinnert an Renaissance-Portraits, er selbst vermag es, „klassische Musik“ in seinen Konzerten populär zu machen (und sei es durch kleine Breakdance Einlagen) und spielerisch aus der elitären Ecke zu holen.

So wie dem heutigen Publikum bei Orlinski muss es wohl dem Gott der Unterwelt Hades ergangen sein, als er Orfeos Gesang und Spiel auf der Lyra lauschte. Sogar der Höllenhund Zerberus soll von dessen engelsgleichem Gesang derart berührt gewesen sein, dass er und Bellen und Fletschen bleiben ließ.

Die Rolle des Orfeo in Glucks Oper, die hier in der Wiener Fassung von 1762 zu hören ist, ist seit Jakubs Teenie Zeit mit bildmächtigen Höllen-Fantasien à la Hieronymus Bosch verbunden. Nun hat er nach mehrmaliger Bühnenerfahrung mit der Rolle (u.a. am Théâtre des Champs Elysée, Oper von San Francisco) die Zügel einer Studioaufnahme selbst in die Hand genommen. Orlinski agierte als Produzent, Besetzungschef, künstlerischer Leiter und Sänger der Titelpartie. Als Partnerteam hat er die Sopranistinnen Elsa Dreisig als Euridice, Fatma Said als Amor, das Ensemble „Il Giardino d‘Amore unter der musikalischen Leitung von Stefan Plewniak sowie den Tontechniker Mateusz Bonasiuk eingeladen, um seinen Traum zu verwirklichen.

„Die Überwindung des Todes durch die Liebe“ macht das Sujet für den Dirigenten Plewniak so anziehend. Als unübertroffener Künstler und heroischer Liebhaber ist dieser Orfeo im unerschütterlichen Glauben, einen geliebten Menschen aus dem Jenseits befreien zu können. Dabei haben die Personen im Laufe des Stücks genügend Zeit, „eine spirituelle Transformation zu durchlaufen, die durch Dilemmata, innere Kämpfe und persönliches Scheitern letztlich zum Sieg führt.“

Das Album ist auf allen Ebenen grandios gelungen und zählt zum Besten, was an Gluck-Aufnahmen überhaupt existiert. Das reicht vom flotten, feinst akzentuierten Dirigat des Stefan Plewniak, über die begeisternden, die extremen emotionalen Zustände der Figuren tiefgründig darstellenden Sangesleistungen der drei exquisiten Solisten bis zu Chor und Orchester, die Wohllaut mit expressiver Gestik unter einen Hut zu bringen vermögen. Mit fast 85 Minuten Spielzeit ist die Oper besonders preisgünstig auf einer einzigen CD erhältlich!

https://www.youtube.com/watch?v=D2EoqOcIuuM Sehen und hören sie selbst die berühmte Arie „Che farò senza Euridice“ aus der Aufnahmesitzung.

Auftritte: Im Juni dieses Jahres ist Orlinski fünfmal in Vivaldis Oper „L’Olimpiade“ in der Rolle des Licida im Théâtre des Champs-Elysées Paris zu hören. Im Rahmen des Opernfestivals Bayreuth Baroque wird Orlinski am Freitag, dem 6.9.2024 das Konzert „Beyond“ geben.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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