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CD CHRISTOPH GRAUPNER: Duo-Kantaten für Alt & Sopran – FRANZ VITZTHUM und MIRIAM FEUERSINGER – Christophorus

27.01.2019 | cd

CD CHRISTOPH GRAUPNER: Duo-Kantaten für Alt & Sopran – FRANZ VITZTHUM und MIRIAM FEUERSINGER – Christophorus

 

Für Opern reichte das Geld nicht, also ersann der aus dem Erzgebirge zuerst in Leipzig Halt machende, später in Hamburg und Darmstadt wirkende Graupner für den Hof von Hessen-Darmstadt zuvörderst geistliche Musik. Der musikalische Ehrgeiz des Landgrafen Ernst Ludwig überstieg jedenfalls dessen pekuniäre Möglichkeiten, für hochqualitative Kantaten für eine oder mehrere Stimmen und Instrumente aus der Feder seines hochbegabten Kapellmeisters reichte es aber schon. Sage und schreibe über 1.400 Werke dieser Art flossen aus Graupners unermüdlicher Hand. Sie liegen im Archiv der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt und harren dort größtenteils noch im Dornröschenschlaf auf den Kuss des Prinzen. 

 

Auf der neuen CD des Capricornus Consort Basel unter der quicklebendigen musikalischen Leitung von Peter Barczi werden vier Kantaten vor den Vorhang gebeten, je zwei Werke aus den Jahren 1712 und 1720. Den Vokalkompositionen sind jeweils ein rein instrumentaler Satz vorangestellt: „Le Desire“ aus der Ouvertüre in F-Dur, Affettuoso aus der Triosonate in D-Dur, das Grave aus dem Canon in B-Dur und eine Sonata in g-moll.  

 

Die lyrische österreichische Sopranistin Miriam Feuersinger und der deutsche Countertenor Franz Vitzthum sind die hervorragenden Interpreten der Kantaten „Demüthiget euch nun“, „Waffne dich, mein Geist, zu kämpfen“, „Wenn wir in höchsten Nöthen seyn“ und „Weg, verdammtes Sündenleben“. Eva Borghi und Peter Barczi spielen die Soloviolinen. 

 

Die lyrischen Arien sind überwiegend einfach begleitet. In virtuosen Da capo Duetten (etwa das Presto aus der Kantate “Demüthiget euch nun”) verschmelzen die klanglich wunderbar miteinander harmonierenden Stimmen von Sopran und Alt zu einem Gott dankenden Jubelgesang. Graupner kann hier die gute Schule und den Einfluss des Hamburger Operndirektors Reinhard Keiser nicht verleugnen. Überhaupt überrascht die Mehrzahl der Arien durch eine einprägsame bis mitreissende melodische Invention, selbst die Rezitative sind dank affektgeladener Sanglichkeit und wortausdeutenden Koloraturketten alles andere als monoton. 

 

Wer die Kantaten von Back bis Telemann, Buxtehude und Scarlatti schon rauf und runter gehört hat und sich generell für Musik des 18. Jahrhunderts begeistert, sollte zu dieser exzellenten Graupner-CD greifen. 

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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