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CD: CHARLES AVISON: CONCERTI GROSSI – Tiento Nuovo, Ignacio Prego

10.04.2021 | cd

CD: CHARLES AVISON: CONCERTI GROSSI – Tiento Nuovo, Ignacio Prego

Ignacio/tiento Nuovo Prego | CONCERTI GROSSI, BASED ON SONATAS BY DOMENICO  SCAR - (CD) Ignacio/tiento Nuovo Prego auf CD online kaufen | SATURN

Ein begeisterndes Stück Musikgeschichte

Das 2016 vom spanischen Cembalisten Ignacio Prego gegründete Ensemble Tiento Nuovo legt beim Label Glossa eine grandios musizierte CD mit Concerti grossi von Charles Avison vor. Der Engländer Avison komponierte auch selbst Concerti grossi, die hier eingespielten basieren aber auf den Cello-Sonaten von Domenico Scarlatti.

Charles Avison, getauft am 16. Februar 1709 in Newcastle upon Tyne, wurde in London von Francesco Geminiani unterrichtet und arbeitete dann in London als Organist sowie Cembalo-, Violin- und Flöten-Unterricht. Von 1738 an organisierte Avison Abonnementskonzerte. Hier führte er eigene Werke wie auch die anderer Komponisten, so zum Beispiel Rameau auf. Für diese Abonemmentskonzerte entstanden vermutlich auch seine unter dem Titel «Twelve Concertos in seven parts done from two Books of Lessons for the harpsichord by Domenico Scarlatti» veröffentlichte Arrangements der Klaviersonaten des spanischen Hofkomponisten. Deren Veröffentlichung 1738 durch den Stecher B. Fortier («Esercizi per gravicembalo») und 1739 durch Thomas Roseingrave («XLII Suites de Pièces pour le Clavecin») und Aufführungen durch den Pianisten Joseph Kelway begründeten den englischen Scarlatti-Kult.

1752 begründete Avison sein Arrangement der Scarlatti-Sonaten in seinem Traktat «An Essay on Musical Expression» damit, die Musik einer der grossen Meister seiner Zeit von kapriziösen Verzierungen und unnötigen Wiederholungen befreien und den vom Komponisten intendierten Klang wieder zugänglich machen zu wollen. Leider bewertet das Booklet Avisons Begründung nicht. Hat sich die Interpretation von Scarlattis Werken in der kurzen Zeit seit der Veröffentlichung so grundlegend verändert? Oder waren die veröffentlichten Sonaten bereits «bearbeitet»? Oder diente das Arrangement nur dem besseren Höreindruck bei den eigenen Konzerten?

Wie dem auch sei, die vier auf der Silberscheibe eingespielten Concerti grossi Avison («Concerto no. 5 in d-Moll», «Concerto no.6 in d-Dur», «Concerto no.9 in c-Dur» und «Concerto no. 12 in d-Dur») und die vier Sonaten Domenico Scarlattis («Sonata K. 11 in c-Moll», «Sonata K. 27 in h-Moll», «Sonata K.87 in h-moll» und «Sonata K. 213 in d-Moll») sind vom Ensemble Tiento Nuovo unter der musikalischen Leitung seines Gründers Ignacio Prego ausgesprochen kultiviert, lebendig und farbig eingespielt.

Ein begeisterndes Stück Musikgeschichte.

06.04.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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