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CD: CD MAURIZIO CAZZATI – Motetten und Sonaten – MAURO BORGIONI Bariton, Seicento Stravagante; Panclassics

21.03.2023 | cd

CD MAURIZIO CAZZATI – Motetten und Sonaten – MAURO BORGIONI Bariton, Seicento Stravagante; Panclassics

borg

66 Bände gedruckter Musik, 15 Opern, Oratorien, Messen, Motetten, Kantaten, Canzonetten, Kammermusik, Bühnenmusiken, Solo- und Orchestersonaten, von allem etwas. Über 2000 Werke hat der überaus produktive Maurizio Cazzati hinterlassen. Er führte das Erbe eines Claudio Monteverdi fort, entwickelte einen sehr persönlichen musikalischen Stil und gilt als einer der wichtigsten italienischen Komponisten im 17. Jahrhunderts, streng auf musikalische Qualität bedacht. In Bologna als Kapellmeisters an der Basilika San Petronio handelte er sich so auch nicht wenig Ärger ein. Alle Mitglieder der capella mussten bei seinem Amtsantritt vorspielen. Wer sich weigerte, musste gehen. Die Anzahl der fest angestellten Musiker setzte er auf 33 Mitglieder herab. Diese heute selbstverständliche Professionalität kam zweifelsohne dem künstlerischen Ergebnis zugute, wenngleich…. Dass Cazzati ein veritabler Streithansl gewesen sein muss, zeigte sich an der künstlerischen Rivalität mit seinem Organisten Giulio Cesare Arresti. Der einen warf dem anderen Fehler vor. Das muss ziemlich vehement abgelaufen sein. Sonst hätten sich nicht auch andere Musiker und Musikverleger von Cazzati abgewandt. Für letzteres brachte die Anschaffung einer eigene Druckerpresse Abhilfe. Cazzati wurde so zu einem der ersten Musikunternehmer der Neuzeit. Schließlich verließ auch Cazzati 1671 San Petronio und nahm eine Stelle am herzoglichen Hof der Gonzagas in Mantua an, wo er als Kapellmeister am Dom von Mantua bis zu seinem Tod 1678 Beschäftigung fand.

Von seiner Musik ist beinahe nichts bekannt. Dem will das vorliegende Album mit einer Auswahl an Arien aus Motetten, Kantaten

„Dulcis amor“, „Stillae sparse per me“, „Factum est praelium magnum“, „Mortali, che fate?“, „Eja crudeles“, „Regina coeli“)

und Sonaten

terza „La Bulgarina“, quarta „La Calcagnina“, sesta „La Giralda“, duodecima „La Strozza“; „La Calva“ sowie „La Pezzola“ aus dem secondo libro delle sonate a una, doi…“ Opera ottava“

begegnen.

Der aus Perugia stammende Bariton, ausgesprochen samtig und ausdrucksvoll deklamierende Mauro Borgioni interpretiert einfühlsam die Texte und musikalischen Reflexionen zur Passion Christie, über den Sturz Luzifers oder die Zerbrechlichkeit alles irdischen Lebens.

Das Ensemble „Seicento Stravagante“ (David Brutti – Kornett, Nicola Lamon – Orgel, Cembalo, und als Gast Paolo Perrone – Violine) ist ihm ein stilsicherer Begleiter. Es lässt zudem die überwiegend ruhigen, vielfach in sich gebrochenen kontemplativen Klänge der frühbarocken Sonaten in aller harmonischen Kunstfertigkeit, ihrer affektgeladenen Vielfalt und tänzerischen Leichtigkeit erstehen.

Das Schlusswort erteile ich Paolo Giorgio: „In jüngerer Zeit haben Wissenschaftler und Musiker seine Werke wiederentdeckt und neu bewertet und dabei nicht nur einen ungeahnten musikalischen und darstellerischen Reichtum zutage gefördert, sondern auch die Komplexität seines Ansatzes und seiner Persönlichkeit gewürdigt. Gerade diese Modernität macht Maurizio Cazzati noch interessanter und würdig für eine weitergehende, tiefere Auseinandersetzung.“

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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