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CD: CD: GAËTANO DONIZETTI: LUCIA DI LAMMERMOOR • Orchestra del Teatro Carlo Felice di Genova, Andriy Yurkevych

08.09.2023 | cd

CD: GAËTANO DONIZETTI: LUCIA DI LAMMERMOOR • Orchestra del Teatro Carlo Felice di Genova, Andriy Yurkevych

Konventionelles Handwerk

Das Label DECCA erweitert die umfangreiche Diskographie von Donizettis wohl beliebtester Oper um eine Einspielung mit Zuzana Marková und Andrea Bocelli in den Hauptrollen. Nicht mehr wirklich zeitgemäss fehlt bei der 2018 im Teatro Carlo Felice aufgenommenen Einspielung das Wolferag-Bild (erstes Bild des dritten Akts).

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Stefano Antonucci singt den Lord Enrico Ashton mit kräftigem, hellem Bariton und vermag oberflächlich positiven Eindruck zu erwecken. Bei der Technik, gerade beim Legato besteht noch deutlich Luft nach oben. Letztlich fehlt der Rolleninterpretation die Leichtigkeit und Eleganz. Didier Pieri gibt den Normanno mit hellem, höhensicheren Tenor und gesundem musikalischem Selbstbewusstsein. Mariano Buccino und sein balsamisch strömender Bass punkten mit stilistischem Bewusstsein und guter Präsenz. Zuzana Marková ist als Lucia di Lammermoor natürlich besonders vielen, prominenten Vergleichen ausgesetzt. Sie bietet mit ihrem etwas gar zarten, stellenweise leicht verschatteten Koloratur-Sopran gutes Handwerk. Der Interpretation fehlen die Leichtigkeit und Souveränität, die viele ihrer «Konkurrentinnen haben. Andrea Bocellis Tenor hat im Laufe der Jahre deutlich baritonale Farben angenommen. Von stilistischem Empfinden ist leider nicht viel auszumachen: über weite Strecken agiert er mit gepresstem Sprechgesang und wen er die Stimme strömen lässt, ist das Resultat weit näher beim Verismo als Belcanto. Carlotta Vichi leiht der Alisa ihren runden, vollen Mezzosopran. Marcello Nardios gibt den Arturo mit hellem, nicht wirklich höhensicheren Tenor.

 

Belcanto-Profi Andriy Yurkevych hat das Geschehen mit konventionellem Tempi gut im Griff. Das Orchestra del Teatro Felice Genua folgt ihm aufmerksam, lässt es aber hin und wieder am der nötigen Subtilität fehlen, so dass das Resultat leider nicht über solides Handwerk hinauskommt. Der Coro del Teatro Felice Genua klingt über weite Strecken schwammig und ist schwer verständlich.

 

Für Liebhaber konkreter Stimmen sich von Interesse.

 

08.09.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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