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CD CARL PHILIPP EMANUEL BACH: OBOENKONZERTE – XENIA LÖFFLER, Akademie für Alte Musik Berlin, harmonia mundi

Überschäumende Lebensfreude und grandios kapriziöse Musiken nicht nur am preußischen Hof

24.05.2020 | cd

CD CARL PHILIPP EMANUEL BACH: OBOENKONZERTE – XENIA LÖFFLER, Akademie für Alte Musik Berlin, harmonia mundi

 

Überschäumende Lebensfreude und grandios kapriziöse Musiken nicht nur am preußischen Hof

 Die Oboe, dieses königlich quiekende Blasinstrument, wurde am Hofe Ludwig XIV. von Jean de Hotteterre erfunden. Carl Philipp Emanuel Bach, der beste Cembalist Norddeutschlands seiner Zeit, kreativste Melodienschöpfer und kühnste Harmoniker vor Mozart , komponierte die auf der CD zu hörenden fantastischen Oboenkonzerte in B-Dur, Wq. 164 und in Es-Dur, Wq. 165 zu Ende seiner Berliner Zeit im Jahr 1765. Anmut, Grazie, ein schwungvoll melodischer Reigen, Tanzeslust und pastorale Eleganz prägen diese dreisätzigen, wohl für private bürgerliche „Musikalische Gesellschaften“ geschriebenen Konzerte. Kontrapunktische Strenge gibt hier Raum für sich zart entspinnende Dialoge zwischen Soloinstrument und Streichern.

 

Xenia Löffler, Solooboistin der Akademie für Alte Musik Berlin, ist eine wahre Klangmagierin auf ihrem Instrument. Mit rundem, tausendfach nuanciertem Ton erzählt sie in virtuosen Schleifen und kurzen melancholischem Bremsmanövern von einer Zeit, wo das Grenzen sprengende Experiment, das stets Unerwartete in der musikalischen Invention das gewöhnliche tägliche Brot des Künstlers war. 

 

Ganz anders die beiden mit den Oboenkonzerten in ihrer Dramatik und theatralischen Gestik vehement kontrastierenden Sinfonien in G-Dur, Wq. 180 und in F-Dur, Wq. 181. Diese beiden Werke beziehen ihre Würze aus wie dem Nichts abgerungenen atmosphärischen Umschwüngen. Damals herrschte wohl Aprilwetter in der Feder von unserem Carl Philipp Emanuel Bach. Sturm und Graupelschauer gehen neben lieblich die Knospen beleuchtendem Sonnenschein nieder, Schneeflocken sprenkeln den Regenbogen. Selbstverständlich verknüpfte Bach diese Unberechenbarkeit, diese kapriziösen Launen, diese unendliche schöpferische Freiheit mit großem Formbewusstsein.

 

Die Akademie für Alte Musik Berlin (Konzertmeister Georg Kallweit) lässt die vier Werke von Carl Philipp Emanuel Bach mit Temperament, hoher Binnenspannung, kontrastreicher Dynamik und berührender Elegie auferstehen. Die Ecksätze erklingen  mitreissend tänzerisch. Musikalische Frühlingsbilder voll forscher Energie und Freude. 

 

Dr. Ingobert Waltenberger 

 

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