CD: CARL HEINRICH GRAUN: A GENTLE TENOR • Aco Bišćević, Barockorchester der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach, Michael Hofstetter
«Einen solchen Sänger werden wir nicht wieder hören»
So wie Friedrich der Grosse (Friedrich II. von Preussen) auf Carl Heinrich Grauns Tod reagierte («Einen solchen Sänger werden wir nicht wieder hören»), muss dieser bei ihm nachhaltig Eindruck hinterlassen haben. Das Label Accent legt nun eine Aufnahme dreier italienischer Kantaten des Sängers und Komponisten vor.
Carl Heinrich Graun wurde als jüngster Sohn des Generalakzise-Einnehmers August Graun 1704 oder 1705 im brandenburgischen Wahrenbrück geboren. 1714-1718 besuchte er in Dresden die Kreuzschule. Wie sein Bruder Johann Gottlieb, Violinist und Komponist, und vermutlich auch der ältere Bruder August Friedrich, Kantor und Komponist, erhielt er hier eine fundierte musikalische Ausbildung. Nach einem Engagement im Haushalt von Christoph August Graf von Wackerbarth (in Dresden ) wurde Carl Heinrich als Sänger und Komponist (als Nachfolger von Johann Adolph Hasse) an den Hof von Braunschweig-Wolfenbüttel engagiert. Neben vier Opern, zwei Passionen und einem Weihnachtsoratorium entstanden in dieser Zeit auch italienische Kantaten wie die drei hier eingespielten («Superba un dì la rosa», «Agitata alma mia» und «In quel amena valle»).
Als es nach dem Tod von August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel 1731 zu einschneidenden Sparmassnahmen am Hof von Braunschweig kam, wechselte Carl Heinrich Graun an den Hof von Friedrich dem Grossen (Friedrich II. von Preussen). Hier war er hauptsächlich als Kammermusiker und Komponist, vor allem für das neu eröffnete Opernhaus Unter den Linden, tätig
Inhaltlich zeigen die drei Kantaten ein breites Spektrum, musikalisch folgenden sie dem Schema: Rezitativ – Arie (langsam) – Rezitativ – Arie (schnell). Komponiert sind die Kantaten für die von Friedrich präferierten hohen Männerstimmen, und gedacht für die Aufführung im kleinen Kreis ohne Repräsentationsgedanke.
Das Barockorchester der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach unter Leitung von Michael Hofstetter wählt entsprechend einen kammermusikalischen Ansatz, den es sensibel und mit Rücksicht auf den Sänger umsetzt. Der slowenische Haute Contre Aco Bišćević überzeugt mit einem Haute Contre wie im Buche steht, souveräner Technik und superben, kristallklaren Koloraturen. Gerne mehr!
Eine interessante Entdeckung.
30.06.2024, Jan Krobot/Zürich