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CD Box „LEGENDARY CONDUCTORS“ – ORFEO zum 40. Geburtstag

14.07.2020 | cd

CD Box „LEGENDARY CONDUCTORS“ – ORFEO zum 40. Geburtstag

 

Hohe Schule der Dirigierkunst

 

Das renommierte Klassik-Label Orfeo öffnet zu seinem 40. Geburtstag seine wohlbestallten Archive und lässt daraus auf 10 CDs elf veritabel legendäre Pultstars zu Ton kommen. Neben der 2 CD umfassenden Orfeo – 40th Anniversary Edition (40 Ultimate Recordings) ist es die zweite Jubiläums-Box, mit der Musikbegeisterte aller Art wohl ihre Freude haben werden. Zur Erinnerung: Das Label Orpheus Classic Schalplatten und Musikfilm GmbH nahm 1980 seine Tätigkeit auf. Zuerst widmete man sich Raritäten aus der Opernwelt und seltenen Liedzyklen. Aber erst umfangreiche Bandübernahmen vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und historische Mitschnitte der Bayreuther und Salzburger Festspiele sicherten dem Label internationale Beachtung. Dafür standen die offiziellen Originalaufnahmen exklusiv zur Verfügung, die auch eine optimale Aufnahmequalität sichern. In den Achtzigern gab finanzielle Turbulenzen zu bewältigen, wie dies Salvatore Pichireddu im Vorwort offen anspricht. Die Neugründung als Orfeo International music GmbH ist aber bis heute erfolgreich. Aktuell stehen an die 1000 Aufnahmen, darunter zahlreiche Weltersteinspielungen, zur Verfügung. 

 

Daraus sorgfältig ausgewählt sorgen folgende legendäre Aufführungen für die richtige Geburtstagsstimmung. Natürlich waren sie allesamt schon einmal erhältlich und erfreuen sich bei Sammlern und Kennern ungebrochener Beliebtheit. 

 

Karl Böhm – Schubert: Symphonie Nr. 2; Strauss: Ein Heldenleben op. 40 – Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (29.9.1973)

Wolfgang Sawallisch – Bruckner: Symphonie Nr. 5 – Bayerisches Staatsorchester (1990/1991)

Carlos Kleiber – Beethoven: Symphonie Nr. 4 – Bayerisches Staatsorchester (3.5.1982)

Dimitri Mitropoulos – Prokofieff: Symphonie Nr. 5 – Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (9.7.1954)

Hans Knappertsbusch- Beethoven: Coriolan-Ouvertüre op. 62 – Wiener Philharmoniker (17.1.1954) ; Symphonie Nr. 3 – Wiener Philharmoniker (17.2.1962) 

Otto Klemperer – Brahms: Symphonie Nr. 3; Beethoven: Symphonie Nr. 7 – Wiener Symphoniker (8.3.1956)

Ferenc Fricsay – Tchaikovsky: Symphonie Nr. 6 – Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (24.11.1960)

Herbert von Karajan – Beethoven: Symphonie Nr. 9 (Lisa della Casa, Hildegard Rössel-Majdan, Waldemar Kmentt, Otto Edelmann; Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde Wiens, Wiener Symphoniker (25.6.1955)

Sergiu Celibidache – Liszt: Les Preludes; Brahms: Symphonie Nr. 1 (30.10.1952)

Sir John Barbirolli – Brahms: Symphonie Nr. 2; Vaughan-Williams: Symphonie Nr. 6 (10.4.1970)

Wilhelm Furtwängler – Bruckner: Symphonie Nr. 4 (29.10.1951)

 

Im Booklet gibt es eine kurzweilige Beschreibung einiger Sonderheiten aller elf Dirigenten von Jens F. Laurson. Fast alle Aufnahmen sind ereignishaft, besonders entzücken die Fünfte Bruckner in der spannungsgeladenen Interpretation des nach wie vor unterschätzten Wolfgang Sawallisch, natürlich die keines Kommentars bedürftige olympische Vierte Beethoven unter Carlos Kleiber, die großräumig angelegte „Eroica“ des Giganten Hans Knappertsbusch und ganz besonders (mein absoluter Favorit der Box) Tchaikovskys „Pathetique“ aus dem Herkulessaal der Münchner Residenz 1960 unter dem fesselnden Dirigat des Ferenc Fricsay. Fricsay verbindet musikantisch gewebte große Bögen und einem elegant melancholischen Ton im Adagio mit der überwältigenden Rasanz im Allegro energico, die diejenigen von Teodor Currentzis in seiner zu Recht gelobten Aufnahme mit MusicAeterna noch übertrifft. Leider leidet die so schlank und fluide von Karajan dirigierte Neunte Beethoven unter einem ungeschlacht brüllenden Singverein und dem neben den Noten singenden Basssolisten. Wunderbar auch die von Barbirolli dramatisierte Sechste von Ralph Vaughan Williams. 

 

Aufnahmen für die einsame Insel. Empfehlung!

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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