Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CD-Box DIMITRI MITROPOULOS „THE COMPLETE RCA and COLUMBIA ALBUM COLLECTION“ – Minneapolis Symphony Orchestra, New York Philharmonic; SONY CLASSICAL

21.05.2022 | cd

CD-Box DIMITRI MITROPOULOS „THE COMPLETE RCA and COLUMBIA ALBUM COLLECTION“ – Minneapolis Symphony Orchestra, New York Philharmonic; SONY CLASSICAL

91+wwx5u+el. sl1500

 

Ein Gesicht wie eine zerklüftete Karstlandschaft hatte dieser große Maestro griechischer Herkunft auf den späten Fotos. Er war einer der begnadetsten Musiker des 20. Jahrhunderts. Ein zum musikalischen Erzengel und Verkünder gewordenes Kind, das sich seinen vielleicht naiven Glauben an die Magie von Kunst bis zum letzten Atemzug bewahren konnte. Ein Mann mit Ausstrahlung war dieser Dimitri Mitropoulos, mit einer unbedingten Leidenschaft in den Interpretationen, die sogar einen Bernstein, seinen wohl bekanntesten Schüler, übertrafen. PR-Gegurre und Getue um die eigene Person waren ihm völlig fremd. Unvorstellbar, dass er seinem Wesen nach dem eitlen Spiel der  social medias gefolgt wäre. Der während einer Probe an der Mailänder Scala früh verstorbene Musiker war aus seiner, und ich denke, jeder Zeit gefallen. Ein Förderer zeitgenössischer Musik. Wenn es um die Sache ging – und damit ist die Musik und nur die Musik gemeint – legte er es sich mit gewohnheitstierigen Orchestern und einem konservativen Publikum an. Aus seinem Herzen machte Mitropoulos keine Mördergrube. Als Mensch ungemein großzügig, war der religiöse bis ans Bigotte grenzende Künstler mit Hang „zu Obskurem und Esoterischem“ persönlich extrem bescheiden. Sein größter Luxus ab und an bestand im Erwerb einer Kinokarte.

 

Während andere Dirigentenstars mit privaten Homestorys, Partys oder ihrer Leidenschaft für flotte Porsches und Privatjets in den Schlagzeilen standen, so bestand die alles umfassende Passion des Dimitri Mitropoulos darin, sich – ähnlich wie Celibidache – in Partituren zu vertiefen, ja sie in- und auswendig zu lernen. Natürlich dirigierte er alle Konzerte ohne Noten, was den Aufführungen etwas bisweilen dämonisch Spannungsgeladenes, eine abgründige Tiefe und berstende Intensität verlieh, wie das auch aus den der Box zu entnehmenden Tondokumenten hervorgeht. Geschmeidigkeit, flotte Tempi, Hochspannung, Sinn für Dramatik und Dramaturgie=Mitropoulos.

 

Nicht Leonard Bernstein war es, der diesen auffällig körperlichen Dirigierstil mit Sprüngen und Hüpfen, mit Handbewegungen in Richtung eines imaginären Sparringspartners als erster in extremis pflegte. Mitropoulos war dabei aber nie ein Showman. Es ging ihm nicht um telegene Wirkung und noch weniger ums Posieren, sondern um den motorisch eigenwilligen Ausdruck der durch die Musik mitgeteilten Emotionen. Bekenntnishaft.

 

Geboren in Athen, wo Dimitri ersten Klavierunterricht erhielt, vervollständigte Mitropoulos seine musikalischen Studien in Berlin und Belgien. 15 Jahre leitete er in Athen das Symphonieorchester des Konservatoriums. Einem größeren Publikum wurde er mit der deutschen Erstaufführung des Dritten Klavierkonzerts von Prokofjew mit den Berliner Philharmonikern in der Doppelfunktion als Pianist und Dirigent bekannt. Seine internationale Karriere aber machte Mitropoulos in den USA. 1937 übernahm der den Posten des Chefdirigenten beim Minneapolis (heute Minnesota) Symphony Orchestra als Nachfolger von Eugene Ormandy. Dort schreibt er sich u.a. als Vorkämpfer für das symphonische Schaffen von Gustav Mahler ins Geschichtsbuch. Die Aufnahme von dessen Ersten Symphonie, für die er auf seine Gage verzichtete, um dem Orchester das im Voraus geforderte „Schmerzensgeld“ von 12.000 $ zahlen zu können, ist nach wie vor trotz der ziemlichen Patzer des Orchesters im Finale eine Ikone der Mahler Diskographie.

 

1951 wurde Mitropoulos als Nachfolger von Bruno Walter Chef des New York Philharmonic. Leonard Bernstein wurde 1958 sein Nachfolger. Von der Kritik wurde Mitropoulos nicht nur gelobt, sondern in seiner Exzentrizität und mit seinen anspruchsvollen Programmen zuletzt unverhältnismäßig kritisiert. Auch Intrigen dürften damals eine unrühmliche Rolle gespielt haben. Da war von Ungenauigkeiten und laxer Orchesterdisziplin die Rede, gemeint war wohl etwas anders. Von 1954 bis 1960 dirigierte Mitropoulos an der Metropolitan Opera. In die Box ist als Kostprobe der berühmte Mitschnitt von Verdis „Un ballo in maschera“ vom 10.12.1955 mit Zinka Milanov, Roberta Peters, Marian Anderson, Jan Peerce und Robert Merrill aufgenommen worden.

 

Ansonsten ist die Oper mangels offizieller Mitschnitte nur kursorisch vertreten. Da gibt es dem ebenfalls 1955 entstandenen Studio-Querschnitt von Verdis „Un ballo in maschera“, die Gesamtaufnahme von Samuel Barbers „Vanessa“ mit Eleanor Steber, Regina Resnik und Nicolai Gedda. Außerdem können wir als Rarität endlich wieder den stark gekürzten „Boris Godunow“ in englischer Sprache mit Tozzi, Scott, Warfield und Kullman aus dem Jahr 1956 und Alban Bergs „Wozzeck“ live aus der Carnegie Hall vom April 1951 mit Mack Harrell und Eileen Farrell hören.

 

Heute ist Dimitri Mitropoulos wohl nur noch einem kleinen Kreis an Musikbegeisterten ein Begriff. Dem Medien- und Verlagshaus Sony kann gar nicht genug gedankt werden für die vorzügliche Edition samt einem 190 Seiten dicken, kartoniert gebundenen Buch, anlässlich derer die meisten Tondokumente mit großem Aufwand gründlich überarbeitet wurde. Das Klangbild bleibt dennoch historisch. Bei manchen Alben konnten die ungünstigen Aufnahmebedingungen trotz aller Sorgfalt nicht hinwegretuschiert werden. Die Einspielungen mit den Columbia Original-Covern stammen aus dem Zeitraum 1939 bis Ende der fünfziger Jahre. Sie spiegeln Mitropoulos Vorliebe für französisches und russisches Repertoire, aber auch Mozart, Beethoven, Mahler bilden markante Eckpfeiler der Box. Die gemeinsame Klammer der Aufnahmen kann in der schon erwähnten musikalischen Unbedingtheit und Kompromisslosigkeit gesehen werden, die jedes steriles Streben nach Perfektion auf dem Weg nach einer Art kosmischer Wahrheit längst abgestreift hat. Bei Mitropoulos denke ich immer an das große Abenteuer der Wandlung gedruckter Noten in aufregende Klanggemälde. Da die Tontechniker wahre Restaurierungs-Wunder vollbracht haben, kann sich nun jeder und jede auf machen, dem Mirakel der Interpretationen eines der charismatischsten Dirigenten der Plattengeschichte nach Lust und Laune und in großer Wahl des Repertoires zu frönen.

 

Außerdem haben wir Gelegenheit, heute kaum noch bekannte Tastenvirtuosen und Pianistinnen wie Vitya Vronsky, Victor Babin, Josef Lhévinne (Mozart: Konzert für drei Klaviere KV 242), Oscar Levant (Klavierkonzerte von Khachaturian und Rubinstein), Arthur Whittemore, Jack Lowe (Konzert für 2 Klaviere von Francis Poulenc), Joanna Graudan („Capriccio brillant“ von Mendelssohn) oder Edward Kilényi (Chopin 1. Klavierkonzert) kennenzulernen, um nur einige zu nennen.

 

https://www.bing.com/videos/search?q=mitropoulos+dimitri&&view=detail&mid=458EBE8A117B9F4E0C91458EBE8A117B9F4E0C91&&FORM=VRDGAR&ru=%2Fvideos%2Fsearch%3Fq%3Dmitropoulos%2Bdimitri%26FORM%3DHDRSC3

Dr. Ingobert Waltenberger

Inhalt der Box

1.CD Franz Liszt / Ferruccio Busoni: Rhapsodie espagnole; Alexander Borodin: Symphonie Nr. 2 „Bogatyr“
2.CD Wolfgang Amadeus Mozart: Entr’actes aus Thamos, König in Ägypten KV 345; Edvard Grieg: 2 Elegische Melodien op. 34; Johann Sebastian Bach / Leo Weiner: Toccata, Adagio & Fuge BWV 264; Jean-Baptiste Lully: Ballet du Temple de la Paix; Antonin Dvorak: Slawische Tänze op. 46; Emmanuel Chabrier: Joyeuse Marche; Giacomo Meyerbeer: Krönungsmarsch aus Le Prophete
3.CD Johann Sebastian Bach / Dimitri Mitropoulos: Fantasie & Fuge BWV 542; Johann Sebastian Bach / H. Bösenroth: Choral BWV 680; Alexander Glasunow: Ouvertüre op. 3 Nr. 1 über griechische Themen; Chopiniana-Suite; Maurice Ravel: Piece en Forme de Habanera
4.CD Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 7; Konzert KV 365 für 2 Klaviere & Orchester
5.CD Darius Milhaud: Le Boeuf sur le Toit op. 58; Maurice Ravel: Le Tombeau de Couperin; Louis Couperin / Darius Milhaud: Ouvertüre & Suite aus La Sultane Suite; Henri Rabaud: La Procession noturne op. 6
6.CD Ernest Chausson: Symphonie op. 20; William Walton: Portsmouth Point-Overture
7.CD Giacomo Puccini: Intermezzo aus Manon Lescaut; Pietro Mascagni: Intermezzo aus Cavalleria rusticana; Ermanno Wolf-Ferrari: Intermezzi aus I Gioielli della Madonna; Gian-Carlo Menotti: Sebastian-Ballettsuite; Jules Massenet: Scenes Alsaciennes-Suite Nr. 7
8.CD Serge Rachmaninoff: Die Toteninsel op. 29; Ralph Vaughan Williams: Fantasia on a Theme by Thomas Tallis
9.CD Gustav Mahler: Symphonie Nr. 1
10.CD Peter Tschaikowsky: Symphonie Nr. 2
11.CD Aram Khachaturian: Klavierkonzert op. 38; Anton Rubinstein: Klavierkonzert Nr. 4
12.CD Peter Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1
13.CD Francis Poulenc: Konzert für 2 Klaviere & Orchester; Johannes Brahms: Haydn-Variationen op. 56a für 2 Klaviere
14.CD Roger Sessions: Symphonie Nr. 2; Morton Gould: Philharmonische Walzer; Edouard Lalo: Le Roi d’Ys-Ouvertüre; Elie Siegmeister: Ozark Set
15.CD Robert Schumann: Symphonie Nr. 3; Jaromir Weinberger: Schwanda, der Dudelsackpfeifer; Morton Gould: Ministrel Show
16.CD Serge Rachmaninoff: Symphonie Nr. 2
17.CD Cesar Franck: Symphonie d-moll
18.CD Peter Tschaikowsky: Symphonie Nr. 14
19.CD Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 6
20.CD Felix Mendelssohn: Symphonie Nr. 3; Capriccio brillant op. 22; Scherzo aus Oktett op. 20
21.CD Paul Dukas: Der Zauberlehrling; Nikolai Rimsky-Korssakoff: Der goldene Hahn-Suite; Sergei Prokofieff: Symphonie Nr. 1; Reinhold Glière: Russian Sailor’s Dance aus Red Poppy-Ballettsuite
22.CD Robert Schumann: Symphonie Nr. 2; Nikolai Rimsky-Korssakoff: Bridal Procession aus Der goldene Hahn-Suite
23.CD Frederic Chopin: Klavierkonzert Nr. 1
24.CD Johannes Brahms: Haydn-Variationen op. 56a; Carl Maria von Weber: Jubel-Ouvertüre op. 59; Ludwig van Beethoven: Coriolan-Ouvertüre op. 62; Leonore-Ouvertüre Nr. 3
25.CD Ernest Bloch: Schelomo für Cello & Orchester; Camille Saint-Saens: Cellokonzert Nr. 1
26.CD Igor Strawinsky: Petruschka
27./28.CD Alban Berg: Wozzeck op. 7 ( Mack Harrell, Eileen Farrell, Frederick Jagel, David Lloyd, Ralph Herbert, New York Philharmonic Orchestra)
29.CD Claude Debussy: La Mer; Image Nr. 2 für Orchester
30.CD Arnold Schönberg: Erwartung op. 17; Verklärte Nacht op. 4; Ernst Krenek: Symphonische Elegie „Anton Webern in Memoriam“
31.CD Max Bruch: Violinkonzert Nr. 1; Ludwig van Beethoven: Romanzen Nr. 1 & 2 für Violine & Orchester; Nicolo Paganini: Violinkonzert Nr. 3
32.CD Louis Moreau Gottschalk: Cakewalk-Ballettsuite; Morton Gould: Fall River Legend-Ballettsuite; Louis Couperin / Darius Milhaud: Ouvertüre & Allegro aus La Sultane-Suite; Roy Travis: Symphonic Allegro
33.CD Hector Berlioz: Romeo et Juliette op. 17
34.CD Sergei Prokofieff: Violinkonzert Nr. 2; Klavierkonzert Nr. 3; Johann Sebastian Bach: Violinkonzert BWV 1042
35.CD Alexander Scriabin: Symphonie Nr. 4 „Le Poeme de l’extase“; Prometheus op. 60
36.CD Dmitri Schostakowitsch: Symphonie Nr. 5
37.CD Michail Ippolitow-Iwanow: Kaukasische Skizzen-Suite Nr. 1; Alexander Borodin: Polowetzer Tänze; Steppenskizze aus Zentralasien
38.CD Arnold Schönberg: Violinkonzert op. 36; Alban Berg: Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“
39.CD Felix Mendelssohn: Symphonien Nr. 3 & 5; Die Hebriden-Ouvertüre op. 26; Ruy Blas-Ouvertüre op. 95
40.CD Wallingford Riegger: Symphonie Nr. 3; Peter Mennin: Symphonie Nr. 3
41.CD Schostakowitsch: Symphonie Nr. 10
42.CD Hector Berlioz: Les Nuits d’été op. 7; La Captive; Le Jeune Patre breton; Bolero op. 19 Nr. 1
43.CD Felix Mendelssohn: Violinkonzert op. 64; Peter Tschaikowsky: Violinkonzert op. 35
44.CD Alexander Borodin: Symphonie Nr. 2; Orchestersuite Nr. 1
45.CD Peter Tschaikowsky: Symphonie Nr. 5
46.CD Dmitri Schostakowitsch: Violinkonzert Nr. 1
47.CD Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5; Johann Sebastian Bach: Konzert BWV 1063 für 3 Klaviere & Streicher
48.CD Sergei Prokofieff: Leutnant Kije-Suite op. 60; Zoltan Kodaly: Hary Janos-Suite
49.CD Camille Saint-Saens: Danse macabre op. 40; Le Rouet d’Omphale op. 31; Phaeton op. 39; La Jeunesse d’Hercule
50.CD Ralph Vaughan Williams: Symphonie Nr. 4; Fantasia on a Theme by Thomas Tallis
51.CD „Music for Brass“ – Gunther Schuller: Symphony for Brass & Percussion op. 16; John Lewis: 3 Little Feelings; Jimmy Giuffre: Pharao; James Johnson: Poem for Brass
52.CD William Schuman: Credendum – Article of Faith; Leon Kirchner: Klavierkonzert Nr. 1
53.CD Manuel de Falla: Nächte in spanischen Gärten; Der Dreispitz-Suite Nr. 2
54.CD Paul Dukas: Der Zauberlehrling; Jaromir Weinberger: Schwanda, der Dudelsackpfeifer; Richard Strauss: Schleiertanz aus Salome; Franz Liszt: Les Preludes
55.CD Peter Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6 „Pathetique“
56.CD Sergei Prokofieff: Violinkonzerte Nr. 1 & 2
57./58.CD Samuel Barber: Vanessa op. 32 (Weltersteinspielung / Eleanor Steber, Nicolai Gedda, Regina Resnik, Rosalind Elias, Metropolitan Opera Orchestra)
59.CD Sergei Prokofieff: Romeo et Juliet-Ballett op. 64 (Auszüge)
60./61.CD Modest Mussorgsky: Boris Godunow (gekürzte Fassung in englischer Sprache / Giorgio Tozzi, Charles Kullman, Blanche Thebom, Giulio Gari, Clifford Harvuot, Metropolitan Opera Orchestra)
62.CD Hector Berlioz: Symphonie fantastique op. 14
63.CD Peter Tschaikowsky: Slawischer Marsch op. 31; Capriccio italien op. 45; Modest Mussorgsky: Eine Nacht auf dem kahlen Berge; Nikos Skalkottas: 4 Griechische Tänze
64.CD Giuseppe Verdi: Un ballo in maschera (Auszüge)
65.CD William Walton: Violinkonzert; Edouard Lalo: Symphonie espagnole
66.CD Paul Hindemith: Oboensonate; Charles Martin Löffler: 2 Rhapsodien für Oboe, Viola, Klavier
67.CD Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3; Wolfgang Amadeus Mozart: Variationen KV 573
68./69.CD Giuseppe Verdi: Un ballo in maschera (Zinka Milanov, Jan Peerce, Robert Merrill, Roberta Peters, Marian Anderson, Giorgio Tozzi, Norman Scott, Calvin Marsh, Metropolitan Opera Orchestra)

 

Diese Seite drucken