CD: Boulevard des Italiens: BENJAMIN BERNHEIM – Orchestra del Teatro Communale di Bologna, Frédéric Chaslin
Die Geschichte der französischen Sprache in den Pariser Opernhäusern
Für sein neuestes Album «Boulevard des Italiens» hat sich der Französische Tenor Benjamin Bernheim einen interessanten Ansatz ausgesucht. Seltenes und Vertrautes aus Opern von Cherubini, Spontini, Donizetti, Verdi, Puccini und Mascagni singt der Tenor hier auf Französisch, in seiner Muttersprache. «Wir wollten die Geschichte der französischen Sprache in den Pariser Opernhäusern nachzeichnen durch all diese italienischen Komponisten, die ihre Stücke dort aufführen ließen», sagt Bernheim (Zitat: https://www.deutschegrammophon.com/de/katalog/produkte/boulevard-des-italiens-bernheim-12622). Die eingespielten Stücke haben dann auf unterschiedlichste Weise mit der Geschichte der Französischen Sprache in Stücken italienischer Komponisten an den Pariser Opernhäusern zu tun. Werke wie Spontinis «La Vestale», Cherubinis «Ali Baba», Donizettis «La Fille du Régiment», «La Favorite» oder «Dom Sébastien, roi du Portugal», Verdis «Jérusalem» oder «Don Carlos» sind Opern italienischer Komponisten, die für Pariser Opernhäuser entstanden sind. Mascagnis «Amica» ist das einzige Werk des Komponisten in französischer Sprache, wurde aber an der Oper von Monte Carlo uraufgeführt. «Adieu, sejour fleuri» («Addio fiorito asil» aus Puccinis «Madama Butterfly») oder «O de beautés égales» («Recondita armonia» aus Puccinis «Tosca») haben ihren Weg auf die Silberscheibe wohl eher aus marketingtechnischen Gründen gefunden.
Das Orchestra del Teatro Communale di Bologna unter musikalischer Leitung von Frédéric Chaslin begleitet wenig inspiriert mit deutlich zu gleichförmigen und langsamen Tempi und breitem, zähem Klang. Bernheims Diktion ist tatsächlich «von kaum fassbarer Klarheit». Diktion ist aber nicht alles. Bernheims Stimme ist auf der Aufnahme von uniformem Klang. Von einer Gestaltung der Nummern ist wenig zu spüren, Farben und Tempi sind zu gleichmässig. Bis zu «Die schönste Tenorstimme seit Luciano Pavarotti» ist es noch ein Stück des Wegs.
08.04.2022, Jan Krobot/Zürich