CD „BORN TO PLAY“ – WDR Funkhausorchester spielt Werke von PAQUITO D’RIVERA und GEORGE GERSHWIN; Cavi Music
Unbeschwert lebensfroh, himmeljauchzend schön
Der charismatische Wayne Marshall, Chefdirigent des WDR Funkhausorchesters, ist auf der neuen CD als Dirigent und am Klavier zu erleben. Da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Und wirklich: Gleich ob es live aus dem Kölner Klaus-von-Bismarck-Saal tönt oder daselbst unter Studiobedingungen aufgenommen wurde (Tracks 6-8); was das in allen Sparten der Klassik reüssierende Orchester auf seinem neuen Album an nonchalant schlurfenden Big-Bandsound bei legendären sinfonischen Jazznummern aufs Parkett legt, ist hin- und mitreißend. Das Lebensgefühl der New Yorker Roaring Twenties findet so auch am heutigen Rhein seinen unvergänglich vitalen Sound.
Überdies haben sich die Kölner beim Programm was einfallen lassen. Neben den obligaten Gershwin-Titeln gibt es Musik von und mit dem 1948 auf Kuba geborenen Komponisten, Bandleader und Klarinettenvirtuosen Paquito D’Rivera zu genießen. D‘Rivera fungiert erfreulicherweise neben Andy Miles (Saxophon) als Solist bei den drei von Daniel Freiberg arrangierten Stücken aus der „Brazilian Fantasy“. Diesen schwungvollen Stücken liegen die Evergreens „Corcovado“ von Antonio Carlos Jobim, „Doce di Coco“ von Jakob di Bandolim und „Um a zero“ von Pixinguinha & Benedito Lacerda zugrunde.
Musikalische Höhepunkte des Albums sind natürlich die Meisterwerke „Rhapsody“ Nr. 2 für Klavier und Orchester sowie die „Rhapsody in Blue“ (orch. Ferde Grofe) von George Gershwin, wo Wayne Marshall in die Doppelrolle Pianist und musikalischer Leiter schlüpft. In der 1931 geschriebenen Zweiten Rhapsody stützt sich Marshall auf eine behutsam revidierte Neuausgabe der Originalversion und verzichtet dabei auf das Improvisieren.
Mir hat es „The Elephant and the Clown“ von D‘Rivera besonders angetan, nicht nur, weil hier jede Menge an Vogelstimmen imitiert werden. Das tiriliert und zwitschert, fiept und piept allerlieblichst in dieser schönen musikalischen Erzählung, die eine Kindheitserinnerung des D’Rivera an einen vom Clowntrio Gaby, Fofó und Miliki begangenen Elefantendiebstahl zum Ausgangspunkt hat.
Die Ouvertüren zu den Gershwin Broadway-Musicals „Strike up the Band“, „Girl Crazy“ und „Of thee I sing“ runden ein gelungenes Album ab, das gute Laune ebenso versprüht wie musikalischen Schalk, mit Virtuosität genauso brilliert wie mit Charme verzaubert.
Dr. Ingobert Waltenberger