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CD BENJAMIN BERNHEIM: Erstes Soloalbum – Arien von Massenet, Donizetti, Gounod, Verdi, Godard, Berlioz, Puccini und Tchaikovsky – Deutsche Grammophon

16.10.2019 | cd

CD BENJAMIN BERNHEIM: Erstes Soloalbum – Arien von Massenet, Donizetti, Gounod, Verdi, Godard, Berlioz, Puccini und Tchaikovsky – Deutsche Grammophon

 

Veröffentlichung: 8.11.2019

 

Während ein Großteil der aktuell ersten Tenor-Liga im italienischen und französischen Fach mit knapp darunter oder schon Ü50 in der Reifezeit ihrer Karriere angelangt bzw. den Zenit deutlich hinter sich hat, ist Benjamin Bernheim eine, ja vielleicht die willkommene Hoffnung auf dem von leuchtenden Sternen rar gewordenen Firmament des Opernhimmels. 

 

Der junge Franzose, dessen Tonträgerrepertoire ihn vor kurzen noch vorwiegend als Sänger kleinerer Rollen auswies (Tebaldo in Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“, Zürich – accentus music; Cassio in Verdis „Otello“ unter Christian Thielemann bei den Salzburger Osterfestspielen  – UNITEL oder Eduardo in Puccinis „Manon Lescaut“ mit Anna Netrebko mit den Münchner Rundfunkorchester unter Marco Armiliato – Deutsche Grammophon) ist in naher Zukunft auf großen Bühnen mit dem Herzog in Verdis „Rigoletto“ (Bayerische Staatsoper), Rodolfo aus „La Boheme (Staatsoper Berlin, Opéra National de Paris; Bayerische Staatsoper) oder Alfredo Germont in Verdis „La Traviata“ (Staatsoper Berlin, Wiener Staatsoper mit Placido Domingo als angekündigtem Dirigenten (20., 23. und 27.6.2020) unterwegs. 

 

Das Aha-Erlebnis hat mir Benjamin Bernheim als Titelheld in der kürzlich auf den Markt gelangten Einspielung von Gounods „Faust“ in der Fassung 1859 beschert, eines der vielen Vorzeige-Projekte der Stiftung Bru Zane. Der lyrische, bestens fokussierte Tenor von Benjamin Bernheim ist technisch ausgefeilt, verfügt über spielerisch leicht anspringende Höhen, ein Landsmann Roberto Alagna ähnliches viriles Timbre, eine bronzene Mittellage sowie fulminant obertonreiche Piani. 

 

Auf seiner ersten CD singt der Deutsche Grammophon-Exklusivkünstler ausgenommen den Ausschnitt aus Godards Oper „Dante“ ein typisches Recital mit Wald- und Wiesenrepertorie, d.h. Arien aus „Werther“ und „Manon“ sowie die italienischen Gassenhauer aus „L‘elisir d‘amor“,  „Lucia di Lammermoor“, „La Traviata“, „Rigoletto“ und „Luisa Miller“. Am besten gefallen mir die vielversprechenden Kostproben aus Gounods „Romeo et Juliette“, „Faust“ und vor allem Tchaikovskys „Eugen Onegin“. 

 

Da kann Benjamin Bernheim sein ganzes Können und sein enormes Potential zeigen, für das ihn sein einzigartiges Timbre prädestiniert. Silbern-metallisch mit dunkler, fast slawischer Grundierung dürfte Bernheims Luxustenor zudem ausreichend robust für künftige dramatischere Abenteuer sein. 

 

Die CD ist eine sehr gute künstlerische Visitenkarte des Sängers, für die man sich jedoch ein handschriftlich markanteres musikalisches Umfeld gewünscht hätte. Begleitet wird Benjamin Bernheim nämlich vom Prager Philharmonia Orchester unter der leider bisweilen lähmend spannungsarmen und gleichförmigen Leitung von Emmanuel Villaume. Mehr Temperament und Drive bitte! Zudem wurde das Orchester auch aufnahmetechnisch stiefmütterlich behandelt. Wir warten also noch auf die ganzheitlich definitive Bernheim-CD.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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