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CD „BASET“- Symphonies, Madrid 1753 – FORMA ANTIQVA; Weltersteinspielung; Music Edition Winter&Winter

Allegro mit Courage: Wiederentdeckung der Werke von Vicente Baset – der „spanische Vivaldi“ überrascht mit 11 flotten Symphonien

28.08.2020 | cd

CD „BASET“- Symphonies, Madrid 1753 – FORMA ANTIQVA; Weltersteinspielung; Music Edition Winter&Winter

Allegro mit Courage: Wiederentdeckung der Werke von Vicente Baset – der „spanische Vivaldi“ überrascht mit 11 flotten Symphonien

Spanische Musik des 18. Jahrhunderts – ein aussichtsloser Fall für Spezialisten? Mit dieser CD könnte sich das ändern. So genussreich, vollmundig, fröhlich dahinplappernd und melodienselig einschmeichelnd kannte der Musikfreund bislang nur die kecken Fantastereien für Violine und Orchester des Venezianers Antonio Vivaldi.

Vicente Baset, einem Bauernsohn aus Alboraya, einer Provinzstadt nördlich von Valencia, war die Musik nicht in die Wiege gelegt. Erst mit zehn Jahren kommt dank seines Schwagers, dem Geiger Pedro Antoneli, die Initialzündung. 1740-1750 spielte das junge Talent Violine im Real Orquesta del Coliseo del Buen Retiro, für königliche Feste, die von Farinelli organisiert wurden. Ab 1750 wird Baset erster Geiger in der privaten Madrider Theatertruppe der María Hidalgo, was auch auf die rhetorische und dramatische Kraft seiner Werke abfärbt. Die hier eingespielten dreisätzigen, allesamt knackig kurzen Sinfonien (5-7 Minuten) folgen einer festen formalen Gliederung im Wechsel von schnellen und langsamen Sätzen.

Der musikalische Leiter des 1998 gegründeten spanischen Barockensembles Forma AntiqvaAarón Zapico, charakterisiert die besondere Kreativität von Baset so: „Zu der unbestreitbaren Fähigkeit, in wenigen Takten eine fundierte, rhythmisch und melodisch perfekt entwickelte Idee zu verdichten, kommt die Begabung, immer wieder mit einer unerwarteten Wendung zu überraschen. Die Sinfonien zeugen von einer umfassenden Kenntnis nicht nur der Instrumentierung, sondern auch der verschiedenen Stile, die das Ergebnis seiner Erfahrung sind.“

Gespielt wird von Forma Antiqva hoch animiert, tempo- und nuancenreich. Die 21 Musiker zelebrieren lustvoll die harmonischen Kühnheiten (z.B: Tracks 7 und 10), und versprühen in den Allegro-Sätzen rasante Cava-Laune. Ganz besonders sind die Solisten Pedro Castro (Oboe), Jorge Jiménez (Violine, Daniel Lorenzo (Bratsche) und Ruth Verona (Cello) für ihre beherzt gesetzten Farbtupfer zu loben. Das Schlagzeug steuert südspanisch-arabisches Flair mit Kastagnetten, Tambourine und marokkanischer Tabaltrommel bei. Spätestens dann merkt jeder, dass hier nicht Vivaldi am Werk war. 

Wie vom Label Winter& Winter nicht anders gewohnt, ist die Edition von Design und Informationsgehalt der Texte her vorbildlich. 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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