Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CD: AUGUST ENNA: KLEOPATRA – Odense Symphony Orchestra, Joachim Gustafsson

25.01.2021 | cd

CD: AUGUST ENNA: KLEOPATRA – Odense Symphony Orchestra, Joachim Gustafsson

 World premiere recording

 Dänischer Komponist mit vier Buchstaben?

Various, August Enna, Joachim Gustafsson - Kleopatra - Amazon.com Music

Enna. August Enna. Geboren am 13. Mai 1859 als Sohn eines aus Enna auf Sizilien eingewanderten Schuhmachers, gestorben am 3. August 1939 als vergessener, verarmter und verbitterter Mann. Dazwischen liegen erfolgreiche und turbulente Jahre des musikalischen Autodidakten als Komponist von insgesamt 13 Opern. 1884 entstand seine erste Oper «Agleia», die zwar nicht aufgeführt wurde, durch die aber der damals bekannteste dänische Komponist Niels W. Gade auf den jungen Kollegen aufmerksam wurde. Gade verschaffte Enna ein Stipendium, das ihm ein Studium in Leipzig ermöglichte. Dort entstand die Oper «Heksen», mit der Enna 1892 den Durchbruch schaffte. Nach dem ersten Erfolg machte sich Enna zusammen mit dem Schriftsteller und späteren Direktor der königlichen Theater Einar Christiansen auf die Suche nach dem Sujet für eine neue Oper. Ein ägyptisches Sujet nach dem Roman «Cleopatra» (1888) von Henry Ryder Haggard erhielt, möglicherweise inspiriert durch die in dieser Zeit für 10 Jahre im Spielplan des königlichen Theaters befindliche «Aida» Verdis, den Zuschlag.

Ennas «Kleopatra», eine Oper in einem Prolog und drei Akten, handelt von der ägyptischen Königin Kleopatra, die ihre Macht allein der Herrschaft des Imperators verdankt, und der Verschwörung der ägyptischen Priester und Fürsten unter Führung des Oberpriesters Sepas gegen sie. Harmaki, der rechtmässige Erbe des Throns, soll, so Sepa, Kleopatra umbringen und Ägypten vom Einfluss Roms befreien. Harmaki fasziniert nicht nur die Königin, sondern auch Kleopatras Dienerin Charmion, die Tochter des Oberpriesters Sepa. Zerfressen von Eifersucht verrät Charmion Kleopatra die Herkunft Harmakis, den sie bis da nur als geheimnisvollen Traumdeuter kennt. Die vor dem Palast wartenden Verschwörer werden verhaftet, Charmion stellt sich freiwillig der Leibgarde und Harmaki begeht Suizid.

Die Uraufführung von «Kleopatra» am 7. Februar war ein mässiger Erfolg. Zeitgenössische Kritiken bemängelten ein schwache, unpassende Besetzung und ein überlautes Orchester. Mit der Wiederaufnahme der überarbeiteten Oper am 3. April 1895 kam dann der Erfolg. Neben 20 Aufführungen am Königlichen Theater gab es zahlreiche Aufführungen im Ausland. Im Schatten von Carl Niesen blieb von Enna und seinem Oeuvre nur die Frage aus dem Kreuzworträtsel: dänischer Komponist mit vier Buchstaben?

Richard Wagner und Léo Delibes waren Ennas bevorzugte Komponisten. Nachdem Tod von Ennas erstem Sohn Léo erhielt der zweite, wiederum nach Delibes, ebenfalls den Vornamen Léo. Zuhörer der Gegenwart können in «Kleopatra» auch Echos von Wagners Tannhäuser, Verdis Aida and Strauss Don Juan entdecken. Was dem Werk leider fehlt sind die Klammer, die Akzente. Das Odense Symphony Orchestra und der Danish National Opera Chorus unter Joachim Gustafsson klingen auf der vorliegenden Weltersteinspielung leider ausserordentlich dumpf und breiig. Leider vermögen weder Elsebeth Dreisig als Kleopatra und Magnus Vigilius als Harmaki noch Lars Møller als Sepa und Ruslana Koval als Charmion den mageren Eindruck der Aufnahme zu verbessern. Jens Bové als Schafra und Kirsten Grønfeldt als Iras ergänzen das Ensemble.

 

Wiederbelebung leider nicht gelungen.

 

24.01.2021, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken