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CD ANTONIO VIVALDI: Fagottkonzerte Vol. 5 – SERGIO AZZOLINI, L‘ONDA ARMONICA; Naive – Vivaldi Edition Vol. 66

Dr. Ingobert Waltenberger

06.04.2021 | cd

CD ANTONIO VIVALDI: Fagottkonzerte Vol. 5 – SERGIO AZZOLINI, L‘ONDA ARMONICA; Naive – Vivaldi Edition Vol. 66

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Vivaldi liebte die Violine, der er die meisten seiner Solokonzerte widmete. Gleich danach in der Werkzahl kommt wohl untypischerweise das Fagott mit 39 Konzerten (RV 466-504). Der Südtiroler Sergio Azzolini hat sich seit 2009 für die Vivaldi-Edition in bereits 26 Konzertaufnahmen als Fagott-Solist und künstlerischer Leiter des Ensembles L‘Onda Armonica einen klingenden Namen und wegen der mitreißend brillanten Interpretationen zurecht verdient gemacht. Sein fünftes Album, im August 2018 im Santuario Aradello aufgenommen, umfasst nun sieben Konzerte. Holzbläser, Theorbe, Laute, Gitarre, Harfe, Orgel und Cembalo ergänzen die traditionelle Streichergruppe und geben den Wiedergaben eine besonders barockfarben knalligen Anstrich. Das klingt so hinreissend dramatisch opulent wie ein in der Sonne plusternder Pfau, der Räder schlägt, anzusehen ist. 

 

Vivaldi dürfte die Fagottkonzerte vor allem für Mitglieder von Theater- oder Hoforchestern komponiert haben. Belegt ist seine Arbeit für das Orchester des Grafen Wenzel von Morzin in Prag, sogar das Papier der Partituren stammt aus Böhmen. Das Niveau des Klangkörpers als auch des dortigen Fagottisten Anton Möser müssen herausragend gewesen sein, wenn man von den hohen Anforderungen der Konzerte an die Mitwirkenden ausgeht. Ob rasche Registerwechsel vom Bass- in die Tenorlage, extreme Intervalle, rasant durchflitzte Verzierungen, lyrisch schmachtende Kantilenen, Stakkato-Techniken oder raffiniert modellierte Klangfiguren, nichts spart Vivaldi aus, um die Eigenart in Couleur und Charakter des geschätzten Instruments bis in die kleinsten Winkel hinein auszuleuchten. Cesare Fertonani resümiert: “Für das dunkle, an Amber gemahnende Timbre des Fagotts, das lyrische und elegische wie auch heitere und brillante Nuancen zulässt, scheint Vivaldi eine Art Vorliebe gefasst zu haben, die sich zwangsläufig in der Qualität der Invention und der musikalischen Komposition niederschlägt.” 

 

Vivaldi unterlegte seiner Musik unterschiedlichste Gefühlslagen, die “sich begegnen, ablösen, aber auch überschneiden.” Das reicht von frisch fröhlicher Unbeschwertheit, augenzwinkernder Galanterie, höfisch tänzerisch geformten Abschnitten bin hin zu meditativ introvertiertem Innehalten und pathetisch manierierten Zickereien. Vivaldis Markenzeichen bleiben aber die rasanten, feuerwerksartigen Eruptionen, die mit ihrer virtuosen Zurschaustellung wie ein tänzelndes Zirkuspferd entzücken. 

 

Fazit: Eine musikalische Vitaminkur, nicht zu versäumen. Azzolini ist ein wahrer Teufelsfagottist.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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