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CD „AMOUR, BANNIS MA CRAINTE“ – Ausschnitte aus frz. Opern und Lieder, inspiriert von Fabeln des Jean de La Fontaine

10.11.2022 | cd

CD „AMOUR, BANNIS MA CRAINTE“ – Ausschnitte aus frz. Opern und Lieder, inspiriert von Fabeln des Jean de La Fontaine

Aus ANDRÉ GRÉTRYs „Le Magnifique“ und NICOLAS DALAYRACs „LÉclipse totale“

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2021 feierte Jean de La Fontaine seinen 400. Geburtstag. Anlass genug für die Compagnie Lyrique Les Mont du Reuil, sich auf selten aufgeführte Werke zu besinnen, die auf eine Fabel des berühmten Dichters zurückgehen. Das 2007 gegründete Ensemble hat es sich zur Aufgabe gemacht, verschollene Schätze aus dem reichen Fundus der frz. Musikgeschichte des 18. Jahrhunderts auf originelle Art und Weise in innovativen künstlerischen Formaten wiederzubeleben. Das Ensemble residiert an der Opéra de Reims und am Théâtre de Saint-Dizier. Es kommt wie etliche andere Alte Musik Orchester ohne Dirigent aus.

Bei Fontaine geht es bekanntlich um kurze literarische Allegorien, boshaft bis sarkastisch die Realität karikierend. Unterhaltsam und komisch sind viele der Tierfabeln, wo die oftmals sympathischen Kleinen ihre lehrreichen Erfahrungen im täglichen Wettbewerb schildern.

Das neue Album gliedert sich in drei Teile: „Le Magnifique“ enthält die Ouverture, drei Arien der Clémentine (Jeanne Zaepffel Sopran), eine des Fabio (Guillaume Gutierrez Tenor) und das Zwischenspiel „La fanfare des courses“ aus der gleichnamigen opéra-comique von André Gretry. Fontaine hat sich bei dieser Geschichte rund um Clémentine, die am Ende den reichen und großherzigen Octave, den „Herrlichen“ bekommt, wiederum bei Boccaccios „Decamerone“ bedient.

Zudem gibt es Ausschnitte aus der komischen Oper „LÉclipse totale“ des Nicolas Dalayrac, beruhend auf der Fabel „L’Astrologue qui se laisse tomber dans un puits“ zu entdecken. Hier handelt es sich um eine veritable Uraufführung, weil es die nicht vollendete Partitur nie auf die Bühne schaffte.

Schließlich wurden noch sieben Lieder nach Fabeln von La Fontaine von Louis-Nicolas Clérambault & Desessarts in Texten von Père Jean-Philippe Valette aufgenommen. Die melodischen einfachen Arrangements, als Einlagen für berühmte „Vaudevilles“ geschrieben, basieren auf den Titeln „Der Hirsch, der sich im Wasser spiegelt“, „Das Wiesel im Kornspeicher“, “Der Frosch und der Ochse“, „Der Wolf und das Lamm“, „Der Rabe und der Fuchs“, „Der Reiher“ sowie „Die Grille und die Ameise“.

In kammermusikalischer Besetzung und genauer Befolgung der Anweisungen für die Gesangspartien von Grétry (natürliche Deklamation, Vokalmusik muss sich ganz an die Akzentuierung der gesprochenen Sprache halten, sonst wäre es ja eine bloße Symphonie) und von Dalayrac (Musik und die Farben der Poesie müssen ident sein) könne wir uns vorbehaltlos über die idiomatisch und stilistisch wunderbare CD freuen. Es entzücken vor allem die komödiantische Ader der Musik, die eingängige und federleichte Melodik und nicht zuletzt die humorvolle Interpretation durch die vier ausdrucksstarken und charaktervoll timbrierten Solostimmen (Jeanne Zaepffel; Hadhoum Tunc, Louison Costes – Soprane und Guillaume Gutierrez Tenor).

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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