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CD: Alexander von Zemlinsky EINE FLORENTINISCHE TRAGÖDIE. Marc Albrecht, Leitung, Pentatone, PTC 5186739

12.06.2024 | cd

CD: Alexander von Zemlinsky EINE FLORENTINISCHE TRAGÖDIE. Marc Albrecht, Leitung, Pentatone, PTC 5186739

Ein Meisterwerk der Opernliteratur: Zemlinskys „Eine florentinische Tragödie“

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Die neueste Veröffentlichung von Pentatone präsentiert eine fesselnde Interpretation von Alexander von Zemlinskys Opernthriller „Eine florentinische Tragödie“. Diese Oper, komponiert im Jahr 1917, basiert auf einem Drama von Oscar Wilde und entführt das Publikum in die prunkvolle Welt der Renaissance-Florenz. Die Geschichte dreht sich um Bianca, eine Frau, die von ihrem Ehemann verlassen wurde und sich in die Arme des Prinzen von Florenz flüchtet. Doch ihre geheime Affäre wird von ihrem eifersüchtigen Ehemann, Simone, vereitelt, der einen tödlichen Konflikt entfesselt. Die Handlung enthüllt die dunklen Seiten menschlicher Leidenschaften und den Kampf um Macht, Liebe und Rache.

Alexander von Zemlinsky, ein österreichischer Komponist und Dirigent der spätromantischen Ära, zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Wiener Schule. Seine Musik zeichnet sich durch ihre expressive Kraft, harmonische Raffinesse und dramatische Intensität aus. „Eine florentinische Tragödie“ ist ein herausragendes Beispiel für Zemlinskys Fähigkeit, komplexe emotionale Zustände musikalisch zu vermitteln und die Tiefe menschlicher Seelen zu erforschen.

Die Interpretation der drei Hauptrollen durch Ausrine Stundyte, Nikolai Schukoff und John Lundgren gelingt überzeugend. Besonders hervorzuheben ist die Leistung von John Lundgren in der Rolle des Simone. Mit fast durchgängiger Präsenz übernimmt Lundgren die Herausforderung, den größten Part des Werkes zu singen. Diese gewaltige Anstrengung erfordert nicht nur stimmliche Kraft und Ausdauer, sondern auch eine tiefgehende emotionale Darstellungsfähigkeit, um die Vielschichtigkeit des Charakters angemessen zum Ausdruck zu bringen. Durch Lundgrens kraftvollen Bariton wird Simone zu einer faszinierenden Figur. Lediglich in der Charakterisierung nutzt Lundgren zu wenig die Gelegenheit, schärfer und akzentuierter zu artikulieren. Nikolai Schukoff beeindruckt als Guido Bardi mit seiner einfühlsamen Verkörperung und seinem sicheren Tenor, während Ausrine Stundyte ein klares Abbild der gequälten Bianca, eine klare Gestalt erzeugt. Stundyte verleiht Bianca eine eindringliche Präsenz und bringt die innere Zerrissenheit der Figur glaubwürdig zum Ausdruck. Ihre dunkle, kraftvolle Stimme und ihre nuancierte Darstellung verleihen der tragischen Figur Intensität.

Marc Albrecht, der erfahrene Dirigent des Netherlands Philharmonic Orchestra, zeigt einmal mehr sein tiefes Verständnis für das spätromantische Repertoire und sein Geschick, die musikalischen Nuancen von Zemlinskys Partitur zum Leben zu erwecken. Sein feines Gespür für Dynamik und Ausdruck verleiht der Aufführung eine zusätzliche Dimension. Die Musik funkelt und schimmert prachtvoll. Das Netherlands Philharmonic Orchestra brilliert unter seiner Leitung mit einer klanglichen Pracht und Präzision, die die musikalische Vielschichtigkeit von Zemlinskys Partitur bestens zur Geltung bringt.

„Eine florentinische Tragödie“ ist nicht nur ein musikalisches Meisterwerk, sondern auch ein fesselndes Drama voller emotionaler Tiefe und psychologischer Komplexität. Die vielschichtigen Charaktere und die tiefgründige Handlung bieten den Solisten eine reichhaltige Palette an Ausdrucksmöglichkeiten und ermöglichen es ihnen, ihre darstellerische und musikalische Kunstfertigkeit voll zur Geltung zu bringen. Die Oper regt zum Nachdenken über die menschliche Natur, die Natur der Liebe und die Grenzen der Moral an und hinterlässt einen tiefen Eindruck beim Publikum.

Pentatones Aufnahmetechnik zeichnet sich durch ihre Klarheit und Präzision aus und fängt jede Nuance der Aufführung ein. Eine sorgfältige Abmischung ermöglicht es dem Hörer, vollständig in die Welt von „Eine florentinische Tragödie“ einzutauchen und jedes emotionale Hoch und Tief zu erleben.

Die neueste Veröffentlichung von Pentatone zeigt eine gute Interpretation von Zemlinskys „Eine florentinische Tragödie“, die sowohl durch die Leistungen der Solisten als auch durch die beeindruckende Orchesterbegleitung besticht.

Dirk Schauß, im Juni 2024

Alexander von Zemlinsky

Eine Florentinische Tragödie

Marc Albrecht, Leitung

Pentatone, PTC 5186739

 

 

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