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CD „A KIND OF ORGAN SCHOOL“ – HANS-EBERHARD ROSS spielt Orgelsonaten von J.S.BACH und MENDELSSOHN; Audite

29.06.2021 | cd

CD „A KIND OF ORGAN SCHOOL“ – HANS-EBERHARD ROSS spielt Orgelsonaten von J.S.BACH und MENDELSSOHN; Audite

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Jeweils sechs Orgelsonaten haben Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn-Bartholdy geschrieben. Die Orgeltriosonaten von Bach waren als pädagogische Lehrstücke für seinen Sohn Wilhelm Friedemann gedacht. Mendelssohn wollte die auf Anfrage eines Musikverlegers für den englischen Markt komponierten, wohl nicht zufällig ebenfalls sechs Orgelsonaten, in der Nachfolge seines Idols ebenfalls als „a kind of organ school“ verstanden wissen.

Bach verteilte drei Stimmen auf zwei Manuale und das Pedal. Klingt ja ganz einfach, oder? Bach piesackte jedoch seinen Sohn und alle späteren Schüler mit raffinieren Mitteln und lehrte selbst den besten seiner Zunft das Fürchten. Roß weiß ein Lied davon zu singen: „Die permanent geforderte motorische Unabhängigkeit der beiden Hände und des Pedals, die ständigen Stimmkreuzungen der beiden Hände, die die linke Hand oft in hohe Lagen über die rechte führt, die virtuose, kontinuierliche Pedalführung und schließlich die absolute Durchhörbarkeit der musikalischeren Struktur stellen auch für heutige Interpreten größte Herausforderungen dar.“ Mendelssohn indes schildert sein Beintrainig auf der Orgel durchaus humorvoll: Nach acht Tagen Üben konnte „ich kaum mehr auf meinen Beinen geradestehen und ging auf der Straße nichts als Orgelpassagen.“

Wir hoffen, dass dem Organisten der CDs, dem famosen Hans-Eberhard Roß, dieses Schicksal samt pittoresk tänzelndem Asphaltschauspiel erspart blieb. Er legt ein – durch die ineinander geschachtelte Gruppierung der Sonaten von Bach und Mendelssohn noch verstärkt – spannendes und klangmächtiges Album vor. Auf dem modernen Instrument, der Goll-Orgel von St. Martin zu Memmingen, ist es möglich, barocke und frühromantische Klangfarben stilgetreu mit eigener Stimme wiederzugeben, was der Aufnahme eine unverwechselbare Atmosphäre verleiht. Spieltechnisch geht Roß bei Mendelssohn seinen eigenen Weg. Wie genau er die Mendelssohn-Sonaten durch eine behutsame Erweiterung der Registrierungen, des Ausnutzes einer Setzeranlage, der Manualverteilung und der Spieltechnik in die heutige Zeit weiterdenkt, bringt frischen Wind in die Stücke. Im Booklet erläutert der Künstler an den Beispielen der ersten, dritten und vierten Sonate genau, wie er das im Konkreten umsetzt.

Die audiophile Klangtechnik und das spielerisch leichtgängige, jeder Schwerkraft enthobene Spiel machen das Album zu einem herrlichen Hörvergnügen!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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