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CATANIA/ Teatro Massimo Bellini: SALOME von Richard Strauss

24.05.2017 | Oper

CATANIA, TEATRO MASSIMO BELLINI, 21. und 23. Mai 2017

„SALOME“

 Eine deutsche Oper ist im Süden immer ein Risiko, allerdings war die Salome in der Volksoper mit guter Besetzung auch nicht gerade ein „Heuler“ und ist selbst an der Wiener Staatsoper nicht immer so ausverkauft, wie angenommen wird. Hier blieben viele Plätze leer, aber die Musikliebhaber, die kamen und dieses Werk hören wollten, konnten sich an einer meisterhafte Umsetzung erfreuen.

Diese Inszenierung ist nicht ganz neu, eine „Wanderinszenierung“ wie es in Italien schon sehr lange üblich ist, und auch aus kaufmännischen Gründen einfach Sinn macht. Das Bühnenbild, also die fixen Ideen von Pier Luigi Pizzi werden natürlich den jeweiligen Spielstätten angepasst. Als erstes war diese Salome in Reggio di Emilia zu sehen, sie ging nach Spanien und kehrte über Bologna nach Italien zurück um nun in Catania einzuziehen. Maestro Pizzi zeigt ein eher glattes einfaches Bühnenbild mit sehr guter Lichtarbeit. Seine Kostümideen haben viel Fantasie und sind einfach sehr ästhetisch. Das Kostüm der Herodias ist so prachtvoll, so auch das des Herodes, der von der Maske her mehr einem verkommenen, völlig versoffenen Bacchus gleicht. Die Kostüme von der Titelrolle sind unterschiedlich. Sehr gelungen verführerisch und schön, vor allem der Kopfputz im ersten Abschnitt, für den Schlussgesang die rote Robe soll sein, unschön allerdings die deutsche „Hausmutterlfrisur“. Die Gewänder der Juden, Kapadozier, Hauptleute und Pagen waren stilistisch antik sehr gut angedeutet.

In der Titelrolle war bei der Premiere Jolana Bubnik Fogasova zu hören. Eine für die Salome ungewöhnlich lyrische, aber sehr tragfähige Stimme. Technisch ist das Material perfekt geschult, so gibt es auch in den extremsten Stellen keine schrillen Töne, und darstellerisch nimmt man ihr dieses triebhafte Mädchen auf der Stelle ab. Ihre durch und durch verderbte Mutter Herodias, von der sie sich leider treiben lässt, hat mit Janice Baird eine großartige Interpretin. Arnold Bezuyen als ihr oder ihrer Tochter völlig höriger Herodes hat genau die richtige Stimme dafür, um diese Lust, Begierde und eigentlich feige Machtdemonstration umzusetzen. Er ist genau so ein Opfer dieser triebhaften „Weiber“ wie der Fundamentalist Jochanaan., der nichts anderes gelten lässt als seinen Gott. Sebastian Holecek ist einfach großartig in dieser Rolle, die Stimme wird immer größer und runder, es ist herrlich, ihm zuzuhören. Es sei auch erwähnt, dass man ihn am allerbesten verstand. Darstellerisch konnte er nicht viel bieten, weil er nur bis zum Oberkörper aus der Zisterne zu sehen ist. Aber mit der Stimme ist diese Rolle voll erfüllt.

Eine hübsche Stimme, sehr tragfähig hörte man von Michael Heim als Naraboth, sehr lyrisch aber schönes Timbre. Der in Naraboth verliebte Page ist keine Hosenrolle, Pizzi sieht den Pagen als Frau. Sonia Fortunato singt diese moutierte Gestalt mit angenehmen Mezzo.   Ausgezeichnet das „Judenquintett“, angeführt von Iurie Ciobanu der den ersten Juden mit Belcantoschmelz sang! Sehr gut die weiteren vier Kollegen Enzo Peroni, Aldo Orsolini, Andi Früh und Alessandro Busi. Gut auch die beiden Nazarener Roman Polisadov, der auch der erste Soldat war und Giovanni Monti als zweiter Nazarener. Als zweiter Soldat war Daniele Bartolini mit dabei. Sehr lobenswert wie sehr man sich um die Aussprache des deutschen Textes bemühte, gelang auch bei den tiefen Stimmen sehr gut. Giovanni Monti waren auch kurz als Sklave und Alessandro Busi als Kapadozier zu hören.

Am Pult stand Günter Neuhold. Enorm, was er aus diesem Orchester, das auf die italienische Belcanto spezialisiert ist, heraus holte. Diese Klänge sind nicht so selbstverständlich zu interpretieren als im deutschen Sprachraum, so konnte man eine sehr schöne orchestrale Umsetzung dieser herrlichen Oper erleben.

In der zweiten von sieben Vorstellungen am 23. 5. waren drei Hauptpartien umbesetzt.

Eine neue Salome erlebte man mit Cristina Baggio, sie war noch lyrischer und noch mehr „Lolita“ als ihre Vorgängerin. Ihre Darstellung war auch stimmlich noch naiver und dennoch sehr sicher gesungen. Allerdings war die Diktion der deutschen Sprache nur selten zu verstehen. Johanaan wurde vom jungen Anton Keremidtchiev gesungen. Eine wirklich schöne feine Stimme, aber leider nicht allzu groß. Als Herodes war Peter Svensson sehr überzeugend, mit stark heldischen Momenten in der Interpretation.

Die restlichen Rollen sind nicht doppelt besetzt.

Eine Umweg ist dieses wunderschöne Opernhaus immer wert.

Elena Habermann

 

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