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CARL REINECKE: ASCHENBRÖDEL, DER SCHWEINEHIRT – cpo CD Märchenhaftes für Solostimmen, Vokalensemble, Sprecher und Klavier

12.01.2018 | cd

CARL REINECKE: ASCHENBRÖDEL, DER SCHWEINEHIRT – cpo CD

Märchenhaftes für Solostimmen, Vokalensemble, Sprecher und Klavier

 

„Bade uns die Stirne helle, wonniglicher Märchenquell“ Prolog zum Aschenbrödel

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Auf der neuen Reinecke-CD des Hauses cpo sind zwei spannende „Märchenvertonungen“ nach Werken der Gebrüder Grimm und des dänischen Dichters Hans Christian Andersen zu entdecken. Im Aschenbrödel lässt Reinecke nur das Aschenbrödel (Rebecca Blanz Mezzosopran) sowie ein Vöglein (Gun Young An Sopran) singend zu Wort kommen, kommentiert wird das Geschehen von einem Frauenchor und natürlich einem Erzähler. Wie bei einem Hörbuch lauschen wir dem erzählerischen roten Faden, der durch die vokalen Einschübe „Der Tochter Klage“, „Lied des Vögleins“, „Aschenbrödels Bitte an die Vöglein“, und ein abschließendes Lied des Aschenbrödels musikalisch entwickelt wird. Das Vokalensemble (Einstudierung Hagen Enke) darf im Prolog und als Chor der Vöglein den lyrisch-frühromantischen Duktus des knapp 40 Minuten langen Werks noch einmal bekräftigen. Schumann, Schubert und Mendelssohn lugen als Vorbilder herein. Der Prinz, die Stiefmutter und die Stiefschwestern kommen nicht zu Wort. Kein Wunder, hatte der Komponist doch seine Vertonung für den „Damen-Gesangsverein Loreley“ angefertigt. Höchst raffinert versteht es Reinecke, dem Klavier (erstklassig Peter Kreutz) nicht nur kommentierende, sondern eigenständige feine Stimmungsbilder und harmonisch zauberhafte Tableaus anzuvertrauen. Der Erzähler Martin Christian Vogel versteht es ganz vorzüglich, den Text mittels hoher prosodischer Kunst nuanciert in ein packendes Drama mit Happy End zu transponieren. Die beiden Ebenen des gesprochenen und gesungenen Worts mischen sich hervorragend.

 

Das Märchen vom Schweinehirten wird reduziert ganz ohne Solostimmen nur von einem Erzähler und vierhändigem Klavierspiel (Cornelia Weiß, Peter Kreutz) gestaltet. Musikalisch klassischer in der Anlage, sorgt das vierhändige Musizieren in guter Salonmanier beinahe für einen Orchesterklang. Nach der Ouvertüre greift die Musik Details der Erzählung auf. Die mit „Die Rose“, „Die Nachtigall“, „Spiel und Tanz“, „Des Prinzen Brautfahrt, „Der singende Topf“ und „Fackeltanz“ betitelten Instrumentalstücke lassen den Flügel onomatopoetisch singen und jubeln, einen festlichen Hochzeitsball erstehen und Kleider rauschen. Auch hier sorgen alle Beteiligten für ein kurzweiliges Hörvergnügen, das Jung und Alt dank der originären Tonsetzung von Carl Reinecke gleichermaßen entzücken wird.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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