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CARL PHILIPP EMANUEL BACH: Cellokonzerte Wq.170 & 172, Symphonie Wq. 173 Jean-Guihen Queyras

Ensemble Resonanz, Riccardo Minasi

03.05.2018 | cd

CARL PHILIPP EMANUEL BACH: Cellokonzerte Wq.170 & 172, Symphonie Wq. 173 Jean-Guihen Queyras, Ensemble Resonanz, Riccardo Minasi

Fulminant kühne Konzerte mit zündendem Elan interpretiert

Besser als Mozart? Der Bachsohn Carl Philipp Emanuel profitierte durch das mit dem Regierungsantritt des preussischen Friedrich II. neu angebrochene Goldene Zeitalter für alle Künste, insbesondere aber die Musik. Als 25-Jähriger wurde Carl Philipp Emanuel Bach 1738 in die Kapelle des Kronprinzen aufgenommen, ab dem magischen Jahr 1740 war er für  3 Jahrzehnte der beste Cembalovirtuose in Berlin und Brandenburg, aber auch kompositorischer Angelpunkt seiner Epoche. Freilich musste er alle Tage des Abends von 7 bis 9 Uhr an den Musikstunden in der Kammer des Königs teilnehmen. Daneben blieb jedoch genügend Zeit, um eigene Kompositionsprojekte in unerhört originärer und fantastisch ausdrucksreicher Manier voranzutreiben. 1750 bis 1753 schuf der drei Cellokonzerte von höchsten technischen Anforderungen an den Solisten, von denen diejenigen in a-Moll und A-Dur auf der neuen CD zu hören sind.

„Bach hat in diesen Konzerten einen Stil gefunden, der der gesamten Gattung eine neue Richtung wies; Orchester und Soloinstrument treten in einen gleichberechtigten Dialog, der im Gegensatz zu der – in vielen Konzerten der Zeitgenossen anzutreffenden – bloßen Virtuosität die Cello-Partie in ein satztechnisch dicht gearbeitetes Gewebe einfügt und mit einem übergeordneten musikalischen Spannungsbogen ausstattet.“ weiß Peter Wollny im Booklet klug zu beschreiben. 

Wenn diese Konzerte dann noch so entschieden, mit mediterraner Lebenslust und Chilischoten gewürzt gespielt werden, wie vom südfranzösischen Cellisten Jean-Guihen Queyras und dem Ensemble Resonanz, dann bieten sich dem Musikfreund Hörerlebnisse der Extraklasse. Die beiden Allegro assai Rahmensätze des Konzertes in a-Moll sind dermaßen innovativ, subjektiv exzentrisch und von rhetorisch-harmonischer Fabulierungskunst durchdrungen, dass wir mit Carl Friedrich Zelters Meinung, dass die Ritornelle seiner Berliner und Potsdamer Konzerte das Erhabenste sind, was jemals in der Art geschrieben wurde, aus zeitgenössischer Sicht durchaus Berechtigung zusprechen können. CPE Bach schlägt bisweilen kompositorische Haken wie ein lustig angeheiterter Hase auf dem Feld, generell verblüfft er mit einem stets überraschenden Wechsel der Affekte. Wilde Parforceritte wechseln sich ab mit würdevoller Melancholie, rasante Tanzrhythmen mit seufzerartigen Vorhaltsbildungen, lichtvoll glänzende chromatische Linien mit damit stark kontrastierenden Wendungen.

Das neue Album ist insgesamt grandios interpretiert und wartet neben den beiden Cellokonzerten (warum wurden einheitlich nicht alle drei auf einmal eingespielt?) mit der Streichersymphonie in G-Dur Wq 173 als 8 Minuten kurzer Füller auf.

Mit dieser Aufnahme feiert das Ensemble Resonanz den wohl gelungenen Einstand seiner Zusammenarbeit mit Riccardo Minasi bei harmonia mundi. Auf eine Fortsetzung von Aufnahmen mit Musik von CPE darf gehofft werden.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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