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CARL PHILIPP EMANUEL BACH: 3 SONATEN für Viola da Gamba und Cembalo – Johanna Rose, Javier Núñez, RUBICON CD

06.02.2018 | cd

CARL PHILIPP EMANUEL BACH: 3 SONATEN für Viola da Gamba und Cembalo – Johanna Rose, Javier Núñez, RUBICON CD

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In Berlin unter der Regentschaft Friedrichs des Großen hatte sich der empfindsame Stil herausgebildet, der Hof war damals ein Versuchslabor der Vorromantik, wo emotionaler Triefgang über Galanterie sowie harmonische Neuerung über dem strengen Kanon barocken Kontrapunkts standen. Carl Philipp Emanuel Bach war dessen prominentester und originellster Geist, nicht grundlos von Mozart bewundert, wie anhand des ersten Soloalbums von Johanna Rose (Viola da Gamba) und ihres langjährigen Duopartners Javier Núñez (Cembalo) gut nachvollzogen werden kann. Zu hören sind die Sonaten für Viola da Gamba und Continuo in D-Dur, Wq 137, in C-Dur, Wq 136, und in G-Moll, Wq 88 (Reihenfolge auf der CD). Geschrieben wurden diese dem subjektiven Ausdruck huldigenden Werke für die schon damals anachronistisch altmodische Gambe und basso continuo bzw. obligates Cembalo für den Hofgambisten Ludwig Christian Hesse, ein hoher Meister seiner Zunft mit „Feuer in der Ausführung“, wie Zeitzeugen berichteten.

 

Johanna Rose, in Sevilla lebende deutsche Gambistin, zuerst am Cello ausgebildet, ist schon länger in der Alten Musik Szene ein Begriff, vor allen durch ihre Zusammenarbeit mit dem spanischen Ensemble Accademia del Piacere. Nun hat sie sich an die eine musikalische Zeitenwende markierenden Schlachtrösser der berühmten C.P.E. Bach Sonaten gewagt. Unverzagt und frisch geht Johanna Rose an die intimen, die fragile Bürgerlichkeit spiegelnden Notentexte heran, eher die Modernität der Kompositionen in Chromatik und Harmonien als die aristokratische Feinheit des Instruments auskostend. Dunkel im Ton, steht diese in aller Musikalität gleichsam wie gesungen empfundene „Bodenständigkeit“ den Sonaten gut an, zumal im Gegenzug Javier Núñez am Cembalo komplementär rhythmisch pointiert hinreichend Empfindsamkeit und delikate klangliche Raffinesse beisteuert. Sein einziges Solostück, die Cembalo Sonate in A Moll, Wq50/3 gerät zu einem Fest charmant verspielter Virtuosität. Dazu gibt das Booklet noch einen spannenden Hinweis: „Die üblichen Reprisen, die normalerweise mit Zeichen angezeigt werden, sind hier ausgeschrieben, sodass ihre Verzierungen nicht der Improvisation des Interpreten überlassen werden, sondern vom Komponisten vorgegeben sind. Der aufmerksame Zuhörer kann auf diese Weise den Geist der heute nicht mehr verbreiteten Improvisationskunst des 18. Jahrhunderts genießen.“

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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