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CAKE

29.03.2015 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmPlakat Cake~1

Ab 10. April 2015 in den österreichischen Kinos
CAKE
USA / 2014
Regie: Daniel Barnz
Mit: Jennifer Aniston, Sam Worthington, Adriana Barraza u.a.

Jennifer Aniston einmal ganz anders: Wenn man sich ungeschminkt vor die Kamera begibt und eine Leidende mimt, beabsichtigt man meist etwas – schöne Frauen verhäßlicht, das hat schon Nicole Kidman (als sie Virginia Woolf spielte) einen sicheren “Oscar” gebracht. Jennifer Aniston ist jetzt Mitte 40 und die Königin von eher verkrampften Lustspielen. Da setzt man langsam seinen Ehrgeiz daran, als Schauspielerin wahrgenommen zu werden. Leiden zu mimen, ist dafür eine gute Möglichkeit.

Claire Simmons, die Heldin von „Cake“, leidet permanent unter schweren Schmerzen, Folgen eines Unfalls, und man kann sich vorstellen, dass das sozusagen kein Leben ist. Dergleichen auf der Filmleinwand vorzuspielen, bietet zweifellos eine Aufgabe. Aber welche Art von Film wird daraus? Das Drehbuch ist, die Wahrheit zu sagen, eher langweilig.

Immerhin, Claire ist keine edle, heldenhafte Leidende, im Gegenteil. Sie ist ekelhaft zu ihrer Umwelt – in der Therapiegruppe, in der sie sich befindet, äußert sie sich so höhnisch über den Selbstmord einer der Teilnehmerinnen, dass man sie auffordert, sich zu verdrücken. Auf diese Art ist sie wohl auch schon ihren Ehemann los geworden, die Therapeutin mag sich auch nicht mehr mit ihr abgeben. Wenn Du geliebt werden willst, sei liebenswert, sagt ein römisches Sprichwort, und da hapert es. Claire ist offenbar durch ihre Schmerzen so herunter gekommen, dass sie gar nicht mehr an soziale Interaktion mit ihrer Umwelt denken kann.

Immerhin ist Claire erstaunlicherweise nicht ganz allein – sie hat gewissermaßen noch Glück im Unglück, denn in Silvana (großartig: Adriana Barraza) steht ihr eine Latina als Helferin und Haushälterin zur Seite, die sich wirklich etwas aus ihr macht und größte Sorge wegen ihres Medikamentenmissbrauchs hat. Dennoch muss sie mit Claire von Zeit zu Zeit von Los Angeles, wo sie leben, nach Mexiko, um die Pillen illegal nachzustocken…

Aus dieser Situation ergäbe sich nun keine Geschichte, denn dass Claire sich hie und da von dem Gärtner bespringen lässt (vielleicht lenkt das von den Schmerzen ab), ist gewissermaßen unwichtig. Aber da ist noch das Schuldgefühl gegenüber der Frau (Anna Kendrick), die sich umgebracht hat, für die sie kein Mitgefühl empfand und die sie nun gewissermaßen aus dem Jenseits zu verfolgen scheint. Dass sich Claire in der Folge unter falschem Vorwand (er glaubt es ohnedies nicht…) an deren Witwer (Sam Worthington) heranmacht, hält als Handlungselement nur die allerkürzeste Zeit.

Es wird schon klar: Der ganze Film ist nur da, uns die am ganzen Körper schwer leidende Claire vorzuführen, oder, genauer gesagt: Wie Jennifer Aniston dieses Leiden spielt. Nun sind chronische Schmerzen, die nicht weggehen, für Menschen, die das Glück haben, nicht darunter zu leiden, wohl kaum vorstellbar. Aber wenn wir die Person, die uns was vorleidet, nicht mögen… was soll da herauskommen?

Amerikanische Kritiker haben die schauspielerische Leistung der Aniston anerkannt, ohne den von Daniel Barnz gewissermaßen nüchtern inszenierten Film zu mögen, und die Spekulation auf eine „Oscar“-Nominierung ist nicht aufgegangen. Sie hat sich wohl ganz umsonst dieser sicherlich nicht einfachen schauspielerischen Aufgabe unterzogen, mit der sie ihr Normal-Publikum enttäuschen wird. Nicht einmal, dass man am Ende die leise Hoffnung hegen kann, sie könne sich (nämlich ihre Einstellung) ernstlich bessern, rettet hier irgendetwas…

Renate Wagner

 

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