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BUDAPEST/ Ungarische Staatsoper 08.02.: „DIE LUSTIGE WITWE“. –  Operettenseligkeit als fulminant getanztes Ballett

09.02.2025 | Ballett/Performance

Budapest: Ungarische Staatsoper

08.02.: „DIE LUSTIGE WITWE“. –  Operettenseligkeit als fulminant getanztes Ballett

1975 entstand die Choreografie von Ronald Hynd zu Franz Lehárs populärer Operette „Die Lustige Witwe“. Passend zum 50-Jahr-Jubiläum dieser schwungvollen tänzerischen Umsetzung und fast zeitgleich mit der vor 11 Jahren erfolgten ungarischen Premiere im Budapester Erkel Theater gibt es nun im Februar ein Wiedersehen mit „A Víg Özvegy“, wie das Ballett auf Ungarisch heißt: mit zehn Vorstellungen in vier Besetzungsvarianten wird „Die Lustige Witwe“ nun in der Budapester Staatsoper gezeigt.

Die beliebte Komposition von Franz Lehár wurde von John Lanchberry und Allen Abbot bearbeitet – aber alle unsterblichen Melodien der Operette sind natürlich in der Ballettversion enthalten: „Lippen schweigen, s´flüstern Geigen“, „Da geh´ ich ins Maxim,..“ oder das „Vilja“-Lied. Die Choreografie vereint neoklassischen Tanz mit Folklore-Schrittmaterial und Pantomime. Die geschmackvollen Kostüme und das prunkvolle Bühnen-Ambiente stammen von Peter Docherty, für das Lichtdesign zeichnet Kirk Bookman verantwortlich.

Wie in der Operette wird auch hier im dreiaktigen Ballett die Handlung in amüsant-gefälliger Form tanzend erzählt: Graf Danilo Danilovitch verliebte sich einst in Hanna, doch die Beziehung war unstandesgemäß und so kam es zur Trennung. Hanna heiratete einen vermögenden Mann, der jedoch bald nach der Hochzeit verstarb und sie zur reichen Witwe machte. Um die schlecht stehenden Staatsfinanzen im fiktiven Pontevedrinien aufzubessern, hat der pontevedrinische Gesandte in Paris die glorreiche Idee, die vermögende Witwe mit Danilo zu verehelichen, um das Geld so dem Staat zu erhalten. Nach einigen Verwirrungen kommt es letztlich zum Happy-End: Danilo und Hanna gestehen einander ihre Liebe und sind glücklich vereint.  

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Tatyjana Melnyik (Hanna Glawari) und Mikalai Radziush (Graf Danilo Danilovitch) ©Valter Berecz / Hungarian State Opera

Die glanzvolle Wiederaufnahme in der Budapester Staatsoper gestaltet Tatyjana Melnyik in der Titelrolle mit der gelungenen Mischung aus glamouröser Diva und sensibel-gefühlvoll liebender Frau. Elegant auftretend und ausdruckstark überzeugt sie als Hanna Glawari. Fast alle übrigen Partien sind als Debut im Einsatz: Mikalai Radziush ist bei seinem Erstauftreten als Graf Danilo der unwiderstehliche Feschak, der sich zunächst leichtlebig gibt und seinen männlichen Stolz verletzt sieht als die scheinbare Verlobung von Hanna mit Camille bekannt gegeben wird. Letztendlich steht er zu seinen immer noch bestehenden Gefühlen zu Hanna und erklärt ihr seine Liebe. Auch er gefällt famos tänzerisch wie in seiner Emotionalität.

Hinreißend die ebenfalls debütierende Miyu Takamori als quirlige Valencienne, die sich in der Ehe mit dem ältlichen Baron langweilt und in der Affäre mit dem gutaussehenden Camille Abwechslung sucht. Ausnehmend gut gefallen hat Mattheus Bäckström als Camille: der Corps de ballet-Tänzer begeistert durch seinen Charme und macht durch schneidiges Auftreten und mit schöner Linie im leichtfüßigen Tanz Furore bei seinem Rollendebut.

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Miyu Takamori (Valencienne) mit Mattheus Bäckström (Camille), beobachtet von Dmitry Zhukov (Njegus) ©Valter Berecz / Hungarian State Opera

Riku Yamamoto (Debut) ist der sprungstarke Anführer der pontevedrinischen Männer auf dem Gartenfest bei Hanna Glawari. Auch die pantomimischen Charakterrollen sind neu besetzt und werden von Léo Lecarpentier (Baron) und Dmitry Zhukov (Njegus) sowie Vlagyiszlav Melnyik (Maître d´hôtel) bestens dargestellt.   

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Gartenfest bei Hanna Glawari: das Ensemble tanzt pontevedrinische Folklore ©Valter Berecz / Hungarian State Opera

Das Corps de ballet tanzt in den zahlreichen Ensemble-Szenen mit viel Esprit und Verve, das Orchester unter der Leitung von Imre Kollár spielt den bekannten Melodienreigen sehr schwungvoll. Der Großmeister des englischen Balletts ließ es sich nicht nehmen, die Proben zu betreuen und somit persönlich die Einstudierung vorzunehmen – der 93Jährige (!) Ronald Hynd wurde dann auch gebührend vom Publikum beim Schlussapplaus bejubelt – wie auch alle anderen Tanzenden dieser Produktion.

Ira Werbowsky 

 

 

 

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