BUDAPEST/Erkeltheater: DIE HUGENOTTEN – 31. OKTOBER 2017
Die Katholiken. Fotograf: Valter Berecz / Ungarische Staatsoper
Man sieht vor allem Interieurs von Pariser Palästen und Pariser Straßenzüge sowie Blicke auf die Seine. Wenn einmal keine Pariser Häuserzeilen zu sehen sind, kommen Riesenbuchstaben im Bühnenhintergrund, die szenengerecht mit einem Wort das Geschehen kommentieren – so einmal BACHUS, dann AMOR, später JESUS oder GNADE und andere. Es gelingt dem Regieteam für jeden nachvollziehbar, die trotz der Versuche der Königin Margarete von Valois unüberbrückbaren Gegensätze zwischen Katholiken und Hugenotten zu zeigen, insbesondere im späteren Verlauf des Stücks.
Fotograf: Valter Berecz / Ungarische Staatsoper
Klára Kolonits ist eine eindrucksvolle und souveräne Königin mit einem leuchtenden und ausdruckstarken sowie höhensicheren Sopran. Ihr Page Urbain wird von Gabriella Alba mit wohlklingendem Sopran und agiler Darstellung gespielt. Antal Cseh verkörpert den Grafen Saint-Bris mit einem prägnanten Bass und als resolut auftretender Anführer der Katholiken. Gergely Boncsér singt den hugenottischen Edelmann Raoul de Nangis mit kräftigem und höhensicherem Tenor sowie emphatischem Spiel in seiner Beziehung zu Valentine und als Anführer der Hugenotten. Gabriella Létay Kiss singt die Valentine mit einem hellen Sopran und einem nicht immer warm klingenden Timbre, aber sicher in der Höhe. Eine stimmliche Extraklasse ist Gábor Bretz als Marcel und Diener Raouls. Wenn er auf der Bühne ist, zieht er nicht nur stimmlich sondern auch optisch die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Er war dieses Jahr auch ein beeindruckender Fliegender Holländer in Oberammergau. Zsolt Haja ist ein etwas unauffälliger Graf Nevers. Bei den vielen Nebenrollen gibt es durchaus Licht und etwas Schatten.
Fotograf: Valter Berecz / Ungarische Staatsoper
Maestro Oliver von Dohnanyi, der GMD der Uraloper Yekaterinburg, die soeben den Preis des besten Opernhauses in Russland 2017 gewonnen hat, stand am Pult des Orchesters der Budapester Staatsoper und zeigte große Souveränität in der Interpretation der Musik Meyerbeers. Diese Oper stellt besonders große Anforderungen in der Koordination der großen Chorszenen und der Solisten, und nicht nur hier zeigte von Dohnanyi sein Können, auch wenn er die „Hugenotten“ mit dieser Serie zum ersten Mal dirigierte. Er ging sehr feinfühlig auf die Sänger und Sängerinnen ein. Auch für die meisten von ihnen waren es Rollendebuts.
„Die Hugenotten“ sind noch einige Male im November im Erkeltheater Budapest zu erleben (5., 9. und 10. November). Das ist insbesondere nicht allzu weit von Wien… Es lohnt sich.
Klaus Billand