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BUDAPEST/ Erkel-Theater: DER NUSSKNACKER . Vorweihnachtlicher Zauber im Erkel Theater

09.12.2019 | Ballett/Performance


Aufmerksame Kinderschar bei den Zaubertricks von Onkel Drosselmeier. Gaetano Cottonaro. Credit: Péter Rákossy

Budapest: 7.12.2019 : „DER NUSSKNACKER“. –  vorweihnachtlicher Zauber im Erkel Theater

Passend zur Vorweihnachtszeit gibt es in Budapest das „Nutcracker Festival – Advent at the Erkel Theatre“: von 29. November bis 6.Jänner gibt es 30 Vorstellungen des beliebten Weihnachtsballetts „Der Nussknacker“ (auf Ungarisch: „A diótörő“) im Erkel Theater.


Das Corps de ballet der Schneeflocken. Credit: Péter Rákossy

Aber es weihnachtet nicht nur im Theater mit Weihnachtsbaum und lebensgroßer Nussknacker-Puppe im Pausenfoyer, auch auf dem Platz vor dem Theater gibt es rund um die kleinen Resthäufchen an echtem Schnee (!) stimmungsvolle Dekoration, dazu eine Glühwein-Hütte, einen Maronibrater und einen Verkaufsstand für Weihnachtliches rund um Oper und Ballett. Außerdem servieren und verkaufen führende Künstler der Ungarischen Staatsoper die angebotenen Produkte. Mäusekönig, Marie und sogar zwei Rentiere laden zu Selfies ein, der Weihnachtsbaum hier ist mit Figuren aus dem Nussknacker, mit rosa Spitzenschuhen und großen Lebkuchen mit dem Sujet der (derzeit in Renovierung befindlichen) Staatsoper geschmückt. Vor den Vorstellungen singt außerdem zur Einstimmung ein Chor Weihnachtlieder (an diesem Abend der Szekély Miklós Városi Korus). Einnahmen fließen einem caritativen Zweck zu – es wird die Hungarian Interchurch Aid (HIA) unterstützt.

Aufführungen vom „Nussknacker“-Ballett in der Weihnachtszeit haben eine jahrzehntelange Tradition in Budapest. Allerdings musste als Zugeständnis zu altersbedingten Abnützungen vor vier Jahren einiges erneuert werden:  zu sehen ist Gusztáv Olah´s altes Bühnensetting, aber die Kostüme stammen nun von Nóra Romhányi. Zur Erinnerung an Vasily Wainonen haben Wayne Eagling und Ballettchef Tamás Solymosi gemeinsam die Choreografie zur berühmten Komposition von Pjotr Iljitsch Tschaikowski geschaffen. Das dreiaktige Ballett mit zwei Pausen folgt der bekannten Handlung: Familie und Gäste versammeln sich zum Weihnachtsfest. Onkel Drosselmeier kommt mit seinem Neffen und unterhält die Kinder mit Zaubertricks sowie mit einem kurzen Puppenspiel, in dem es um den Kampf von Prinz Nussknacker mit dem bösen Mäusekönig geht, um die schöne Prinzessin zu erringen. Marie erhält dann den Nussknacker von ihrem Onkel als Geschenk – im Streit um die Puppe zerbricht Maries jüngerer Bruder Fritz diese – aber der Onkel kann die Figur wieder reparieren. Beglückt von den Ereignissen geht Marie zu Bett und träumt des zuvor Gesehene – sie selbst als Prinzessin mittendrin und mit dem Neffen als Nussknacker-Prinz, der den Mäusekönig im Kampf besiegt. Sie gestehen einander ihre Liebe und Onkel Drosselmeier führt die beiden in eine Winterlandschaft mit tanzenden Schneeflöckchen bis zum Schneekristallpalast, wo Figuren aus fernen Ländern das glückliche Paar begrüßen und deren Hochzeit feiern. Doch der Traum endet, Fritz stürmt in Maries Schlafzimmer und weckt die Schwester – war es Traum oder Wirklichkeit?

Das prächtige Bühnenbild entführt ins 19. Jahrhundert und in ein wahres Winterwonderland. die Kostüme sind bezaubernd, alles ist märchenhaft schön und sehr kindgerecht umgesetzt mit vielen liebevollen Details. Auch der furchterregende Kampf des Mäusekönigs gegen den Nussknacker verliert seinen Schrecken, denn die winzigen Mäuse sind so entzückend – sie kämpfen mit Käseschleudern gegen die kleinen Soldaten, die mit Kanonendonner antworten.


Die Protagonisten und das Corps de ballet im Schneekristallpalast: Diana Kosyreva, Gaetano Cottonaro und Gergely Leblanc. Credit: Péter Rákossy

Diana Kosyreva ist eine strahlende Prinzessin Marie – die Tänzerin, die seit dem Vorjahr als Halbsolistin ins Ungarische Nationalballett engagiert wurde und zuvor beim Bolshoi Ballett und dem Moskau Classical Ballet getanzt hat, gefällt mit schöner Linie und feiner Technik. Gergely Leblanc ist der gutaussende edle Prinz Nussknacker (in Personalunion zugleich auch der Neffe von Onkel Drosselmeier). Der Erste Solist überzeugt durch sehr gutes Partnering sowie bei den zahlreichen schwierigen Hebefiguren. Ein schönes wie harmonisch agierendes Paar!


Strahlend schönes Paar: Diana Kosyreva (Marie) und Gergely Leblanc (Prinz Nussknacker). Credit: Péter Rákossy

Bei seinem Debut als Drosselmeier zeigt Gaetano Cottonaro Eleganz im Auftreten und zieht geschickt als geheimnisvoller Onkel die Handlungsfäden. Ein klein wenig zum Fürchten ist der Mäusekönig von Iurii Kekalo – doch dank der herzigen Mäuseschar wirkt er doch nicht so furchterregend wie in anderen Versionen – das Kindgerechte bleibt gewahrt. Von den spanischen, arabischen, chinesischen und russischen Divertissements sowie dem Rokoko-Pas de trois beeindruckt Ryosuke Morimoto als sprunggewaltiger Russe am meisten. Hinreißend Lukács Márton Kiss als schlimmer kleiner Bruder Fritz, Strbka Zsófia ist die liebliche kleine Marie. Neben den Studierenden der Ungarischen Ballett Akademie gebührt ein weiteres Lob dem Kinderchor der Ungarischen Staatsoper, der von der linken Proszeniumsloge aus gesungen hat. Das Orchester der ungarischen Staatsoper unter der umsichtigen Stabführung von András Déri brachte Tschaikowskis herrlichen Melodienreigen zum Klingen. Die vielen Kinder im Publikum waren ebenso begeistert wie die großen Zuschauer – es gab langanhaltenden starken Beifall und Blumen für die Protagonistin.  Was für ein zauberhafter Abend!

 Ira Werbowsky

 

 

 

 

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