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BUDAPEST/ Staatsoper: DER NUSSKNACKER“. – traditioneller Märchenzauber mit dem berühmten Weihnachtsballett

11.12.2022 | Ballett/Tanz

BUDAPEST 10.12.2022: „DER NUSSKNACKER“. – traditioneller Märchenzauber mit dem berühmten Weihnachtsballett (Abendvorstellung).

Alle Jahre wieder gibt es in Budapest rund um Weihnachten eine Serie an „Nussknacker“- Ballettaufführungen – diesmal sind  es in der Zeit vom 27. November bis zum 15. Jänner insgesamt 35 (!) ausverkaufte (!) Vorstellungen, teilweise an Wochenenden sogar zwei am Tag wie es auch am dritten Adventsamstag eine Matinee und eine Abendaufführung gab. Wer sich nicht vor den Ballettabenden noch um eine Stehplatzkarte anstellen möchte, kann sich bereits für die Termine 23. – 25.Dezember im kommenden Jahr vor-registrieren lassen, wovon bislang bereits mehrere hundert Personen Gebrauch gemacht haben. Während der Renovierung der ungarischen Staatsoper fand dieses „Nussknacker-Festival“ im Erkel Theater statt, mit einem geschmücktem Baum (behängt mit kleinen Nussknackern und rosa Spitzenschuhen sowie mit Lebkuchen mit Sujets der Staatsoper) vor dem Gebäude. Jetzt ist diese Serie an Ballettabenden von „A Diótörő“, wie das Stück auf ungarisch heißt, natürlich in der Budapester Staatsoper zu sehen: seitlich vor dem renovierten Opernhaus befinden sich zwei drehbare Litfaßsäulen mit darin ausgestellten Nussknacker-Kostümfigurinen von Marie und dem Prinzen. Im Foyer steht wieder eine lebensgroße Nussknacker-Figur, die oft als beliebtes Fotomotiv genützt wird, ebenso wie der  große Christbaum, der mit Tassen aus feinstem Herend-Porzellan dekoriert ist. Draußen gab es einen regnerischen Adventsamstag, drinnen herrschte vorweihnachtliche erwartungsvolle Feststimmung. 

Entgegen der landläufigen Meinung, dass wohl kein Kind heutzutage gern einen Nussknacker als Geschenk haben möchte, saß im Parkett ein kleines Mädchen im festlichen roten Kleid, das begeistert eine etwa 50 cm große Nussknacker-Figur fest an sich drückte, während es aufmerksam dem Bühnengeschehen folgte.

Seit der Premiere am 28. November 2015 befindet sich dieses beliebte klassische Ballett zur Komposition von Pjotr Iljitsch Tschaikowski im Repertoire des Ungarischen Nationalballetts. Zur Erinnerung an Vasily Vainonens bekannte Fassung haben Wayne Eagling und Ballettchef Tamas Solymosi ihre Version geschaffen, die seither sehr erfolgreich von der Compagnie aufgeführt wird. Vor einigen Jahren musste die Ausstattung erneuert werden; das aktuelle Bühnensetting nach den Entwürfen von Gusztáv Oláh stammt von Beáta Vavrinecz, die Kostüme designte Nóra Rományi.

Das zweiaktige Ballett mit einer Pause erzählt die bekannte Geschichte vom Weihnachtsabend bei Familie Stahlbaum. Neben vielen anderen Gästen kommt auch Onkel Drosselmeier mit seinem Neffen zu Besuch und unterhält die Kinder mit Zaubertricks sowie mit einem kurzen Puppenspiel, in dem es um den Kampf von Prinz Nussknacker mit dem bösen Mäusekönig geht, um die schöne Prinzessin zu erringen. Marie erhält dann den Nussknacker von ihrem Onkel als Geschenk – im Streit um die Puppe zerbricht Maries jüngerer Bruder Fritz diese, aber der Onkel kann die Figur wieder reparieren. Beglückt von den Ereignissen geht Marie zu Bett und träumt des zuvor Gesehene – sie selbst als Prinzessin mittendrin und mit dem Neffen als Nussknacker-Prinz, der den Mäusekönig besiegt. Sie gestehen einander ihre Liebe und Onkel Drosselmeier führt die beiden in eine Winterlandschaft mit tanzenden Schneeflöckchen bis zum Schneekristallpalast, wo Figuren aus fernen Ländern das glückliche Paar begrüßen und deren Hochzeit feiern. Doch dann stürmt Fritz in Maries Schlafzimmer und die beiden erzählen einander das Erlebte – war es Traum oder Wirklichkeit? 

Das prachtvolle Bühnenbild mit vielen liebevollen Details wie dem zugefrorenen Teich vor dem Haus der Stahlbaums, der zum Schlittschuh laufen einlädt, entführt ins 19. Jahrhundert und in ein wahres Winterwonderland. Sogar der furchterregende Kampf des Mäusekönigs gegen den Nussknacker verliert seinen Schrecken, denn die winzigen Mäuse sind so entzückend – sie kämpfen mit Käseschleudern gegen die kleinen lebendig gewordenen Zinnsoldaten, die mit Kanonendonner antworten.

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Maria Yakovleva als strahlende Prinzessin Maria mit Dmitry Timofeev als Prinz Nussknacker. ©Valter Berecz

Die anspruchsvolle Choreografie wird von allen Beteiligten bestens umgesetzt. Allen voran überzeugt Maria Yakovleva, die souverän als strahlende Prinzessin Marie begeistert – die Tänzerin, die seit Herbst ins Ungarische Nationalballett engagiert wurde und zuvor im Wiener Staatsballett tanzte, gefällt mit intensiver Ausdruckskraft, schöner Linie und feiner, edler Technik. Dmitry Timofeev ist der elegante Prinz Nussknacker (in Personalunion zugleich auch der Neffe von Onkel Drosselmeier, der diesmal von Alekszandr Komarov (als Gast) verkörpert wird. Demeter Kóbor tanzt den bedrohlichen Mäusekönig. Von den spanischen, arabischen, chinesischen und russischen Divertissements sowie dem Rokoko-Pas de trois beeindruckt Vince Topolánszky als sprungstarker Russe. Auch das Corps de ballet ist besonders schön anzusehen, vor allem das Schneeflocken-Ensemble besticht mit seinem  Auftritt im glitzernden Schneegestöber. Julianna Éva Pollák entzückt als liebliche kleine Marie, hinreißend ist Bertalan Máté Vincze als frecher kleiner Bruder Fritz. Das Orchester der ungarischen Staatsoper unter der umsichtigen Stabführung von András Déri brachte Tschaikowskis Melodienreigen herrlich zum Klingen.

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Das Schneeflocken-Corps de ballet im glitzernden Winterwonderland. ©Valter Berecz

Die vielen Kinder im Publikum waren ebenso begeistert wie die erwachsenen Zuschauenden – es gab langanhaltenden starken Beifall und Bravo-Rufe für die Protagonisten. Ira Werbowsky

 

 

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