Buchrezension
Martin Schläpfer – mein Tanz, mein Leben. Gespräche mit Bettina Trouwborst.
(Henschel Verlag. Leipzig, 2020, 160 Seiten, 80 Farb- und s/w-Abbildungen; ISBN 978-3-89487-813-9; 30€)
Die Kulturjournalistin Bettina Trouwborst, die u.a. für tanz, Stuttgarter Nachrichten, Westdeutsche Zeitung und WAZ schreibt, führte zwischen Juli 2019 und April 2020 neun Gespräche mit Martin Schläpfer in Düsseldorf, die auch in Interviewform in neun Kapiteln wieder gegeben sind. Eingebettet darin sind gebündelt die Abbildungen, jeweils wie eine kleine Beilage mit blauem Cover versehen – auf der Vorderseite mit einem Zitat Schläpfers und auf der Rückseite die jeweiligen Bildtexte. Blau als Farbe zieht sich somit durch das gesamte Buch (und findet sich auch im Saisonbuch der Wiener Staatsoper für den Ballettteil wieder).
In der als „Annäherung“ benannten Einleitung der Interviewerin eröffnet sie ihren Zugang zur Person Martin Schläpfer und seinem Œuvre, gilt er doch als einer der bedeutendsten Tanzschaffenden unserer Zeit. In den einzelnen Kapiteln spannt sie dann thematisch den Bogen vom Appenzeller Bergbauernsohn, der Geige spielen lernt und Eiskunstlauf macht bevor er zum Ballett kommt über bis hin zum Wechsel als Ballettdirektor und Hauschoreograf ans Wiener Staatsballett. Dazwischen erfährt man nicht nur vieles über die einzelnen Stationen seiner Karriere als Solotänzer in verschiedenen Compagnien sowie sein Wirken als Ballettdirektor in Bern, Mainz und zuletzt beim Ballett am Rhein in Düsseldorf/Duisburg, aber auch sein Wirken als Choreograf und seine Herangehensweise an Kreationen wird angesprochen. Beleuchtet wird ebenso u.a. sein Zugang zu Musik, zum Tanz oder auch zu Natur und künstlicher Intelligenz.
Zum besseren Verständnis für nicht ganz so Ballettwelt-Versierte sind immer wieder Erläuterungen von Begriffen oder Namen im Text drucktechnisch seitlich hervorgehoben, um nicht im Lesen durch das Suchen der entsprechenden Fußnote unterbrechen zu müssen.
Im Anhang findet sich ein knapper Lebenslauf von Martin Schläpfer, sein Rollenverzeichnis als Tänzer und sein Werkverzeichnis als Choreograf sowie eine Auflistung seiner Auszeichnungen; auch ein Personenregister ist enthalten.
Insgesamt entsteht beim Lesen das spannende und sehr persönlich gehaltene Portrait einer Persönlichkeit mit Höhen und Tiefen im Leben – und macht neugierig den kreativ schaffenden Künstler und sensibel wie offen auf seine Mit- und Umwelt achtenden Menschen Martin Schläpfer in seiner neuen Funktion in Wien kennen zu lernen.
Ira Werbowsky