Bryan Adams – Exposed im Osthaus Museum von Hagen

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

Bryan Adams im Osthaus Museum von Hagen mit Sir Ben Kingsley. Foto: Andrea Matzker

Bis zum 24. April 2022 zeigt das Osthaus Museum in Hagen über 180, meist großformatige Fotografien einer kontrastreichen Ausstellung des Künstlers Bryan Adams. Zur Eröffnung der Ausstellung konnte der Komponist, Songschreiber und Sänger („Everything I Do, I Do It for You“ oder „Summer of 69“) nicht kommen, aber überzeugte sich nun persönlich vor Ort von den Gegebenheiten. Er selbst war äußerst positiv überrascht, ja geradezu begeistert von den idealen und großzügigen Räumlichkeiten des Museums, von der Hängung seiner Exponate zu vier verschiedenen großen Themenbereichen, von der Brillanz der Abzüge seiner Fotos, von dem hochwertigen Katalog in schwarz-weiß und von Poster wie Flyer zur Ausstellung, die beide ein Porträt von Sir Ben Kingsley zeigen.

Bryan Adams mit dem Direktor des Museums und den Kuratoren der Ausstellung im Osthaus Museum von Hagen. Foto: Andrea Matzker

Bryan Adams, Jahrgang 1959, fotografiert seit den siebziger Jahren. Zunächst mit einer Kamera seiner Eltern, dann mit einer Rolleiflex, nach der er bis heute Sehnsucht hat. Er hat sich zu einem professionellen Fotografen entwickelt, macht nun im 17. Jahr professionelle Aufnahmen und hat dafür auch schon viele bedeutende Preise erhalten. Museumsdirektor Taifun Belgin verwehrt sich entschieden dagegen, dass allgemein kreative Künstler in Deutschland immer in eine Schublade gesteckt werden, Vorurteile herrschen, und man nur ihre bekannteren Aktivitäten wahrnimmt. Prominentes weiteres Beispiel ist der weltweit anerkannte deutsche Schauspieler Armin Mueller-Stahl, der zunächst als Geiger und Maler überhaupt nicht wahrgenommen wurde. Aber auch bei Superstar Sylvester Stallone musste erst mehrfach betont werden, dass er bereits seit seiner Jugend malt, und dies auf hervorragendem internationalen Niveau.

Bryan Adams: Sir Mick Jagger. New York 2008. Foto: Bryan Adams, Repro Andrea Matzker

Nicht umsonst haben sich viele Freunde und prominente Kollegen von Bryan Adams ablichten lassen, denn er hat einfach, so der Museumsdirektor, „den unfassbar guten Blick“. Der ist selbst bei hauptberuflichen Profifotografen nicht selbstverständlich, denn: Entweder man hat ihn, oder man hat ihn nicht… Das Ergebnis nach dieser jahrelangen Erfahrung offenbart sich in der Reihe der Porträts, die zur Sammlung „Exposed“ („Sichtbar“), wie auch die gesamte Ausstellung heißt, gehört. Hier standen ihm bedeutende Persönlichkeiten und Superstars Modell, wie Amy Winehouse, Helmut Berger, Udo Kier, Pink, Mick Jagger und nicht zuletzt die Queen persönlich. Und wie man auf den Fotos auch sieht, fühlten sie sich dabei sichtlich wohl.

Bryan Adams Lance Corporal Craig Lundberg, London 2011. Repro: Andrea Matzker

Doch parallel zu den Fotos berühmter Persönlichkeiten zeigt Bryan Adams in seiner Serie „Wounded: The Legency Of War“ („Das Vermächtnis des Krieges“) junge britische Soldaten, die mit schwersten Kriegsverletzungen aus den Einsätzen in Afghanistan und im Irak zurückkehrten. Es gelingt ihm, deren tragisches Schicksal würdevoll auf die Leinwand zu bannen und ihnen damit zu helfen, denn sämtliche Gewinne aus diesen Ausstellungen kommen ihnen persönlich zugute. Überhaupt fließen sämtliche Erlöse aus seinen Ausstellungen in die Bryan Adams Foundation zu guten Zwecken. Dies ist einer seiner Beiträge zur Situation von heute, denn wie er selbst sagt: „Es gibt immer Kriege.“

Bryan Adams vor Homeless im Osthaus Museum von Hagen:  Foto: Andrea Matzker

Ein weiteres Phänomen liegt ihm sehr am Herzen. In der Serie „Homeless“ („Obdachlos“) zeigt er Menschen ohne festen Wohnsitz in London, die das Obdachlosenmagazin „The Big Issue“ verkaufen. Respektvoll macht er durch seine mitfühlenden Aufnahmen ihre Notlage bewusst und behandelt sie ebenso wie seine anderen, wesentlich bekannteren Modelle.

Bryan Adams: Iggy Pop für Pirelli. Repro: Andrea Matzker

Eine absolute Premiere bietet die Ausstellung einiger Fotos aus dem diesjährigen Pirelli Kalender, deren Erstellung Bryan Adams anvertraut und übertragen worden war. Dies gilt eigentlich als Ritterschlag für jeden Fotografen. Der weltberühmte Kalender ist käuflich nicht zu erstehen und gilt als heiß begehrtes Objekt der sogenannten Upper Class. Bryan Adams hielt, ganz im Gegenteil zur Vergangenheit, die Ablichtung nackter, weiblicher Schönheiten für überholt und zeigte daher einige Backstage-Schnappschüsse von weltberühmten Künstlerkollegen auf Tournee. Stimmungsvolle Eindrücke unter dem Motto „On The Road“ zeigen die Aufregung bei der Vorbereitung auf den Auftritt bis hin zur Einsamkeit im Hotelzimmer nach der Show. Ein überlebensgroßes Foto von Iggy Pop gehört zu diesen eindrucksvollen Aufnahmen. Zum allerersten Mal stimmte Pirelli dem Antrag zu, diese Fotos in einer Museumsausstellung zeigen zu dürfen.

Bryan Adams im Osthaus-Museum von Hagen. Foto: Andrea Matzker

Bei all seinem Erfolg ist der kanadische Superstar laut seiner Kuratorin Anke Degenhardt völlig „down to earth“ geblieben und steht mit beiden Füßen fest auf der Erde. Als sie ihn einmal kurz vor einem Auftritt in Amerika telefonisch zu erreichen versuchte, sagte er, er sei gleich da, er säße gerade im Bus neben einer Dame, die ein gackerndes Huhn auf dem Schoß hielte. Und ein anderes Mal fuhr er zu seinem eigenen Konzert im Madison Square Garden in New York mit der U-Bahn und fragte, als er ausstieg, einen jungen Mann, wohin er denn gehen müsse, um zum Madison Square Garden zu kommen. Der junge Mann fiel fast in Ohnmacht, denn er war gerade auf dem Weg zum Konzert von Bryan Adams und wunderte sich, dass dieser in höchstpersönlich nach dem Weg fragte.

Die zwei Jahre Auszeit wegen der Pandemie hat er sinnvoll genutzt, indem er ein gesamtes neues Album geschrieben und einstudiert hat. Da man sich nicht ohne Probleme treffen konnte, hat er sämtliche Instrumente selbst eingespielt. „I became a drummer last year“ – „letztes Jahr wurde ich ein Schlagzeuger.“ Seitdem, so sagt er lachend, spricht sein Drummer nicht mehr mit ihm. (Aber das war sicherlich ein Scherz.) In jedem Fall verspricht sein Song mit dem Titel „So Happy It Hurts“, ein echter Sommer-Superhit zu werden. Seine Tournee mit demselben Namen wurde verlegt, in Köln tritt er nun voraussichtlich am 11. Dezember 2022 auf. Er hat diesen Titelsong der ihm wichtigsten Frau seines Lebens gewidmet, seiner Mutter, „My Mum“, die gerade 94 Jahre alt geworden ist und als Legende gilt. Er ist ihr sein Leben lang dankbar, denn sie ging in seine Schule und holte ihn heraus mit den Worten: „Mein Sohn wird jetzt Musiker.“ Im Video zu seinem Song sitzt sie neben ihm. Sie ist übrigens Malerin. Zu dem Foto mit der Queen, „Her Majesty“, wie er sie selbst respektvoll nennt, kam es übrigens, weil er von seinem Land Kanada von allen anerkannten und namhaften Fotografen als einziger auserkoren worden war, ein Foto kurz vor ihrem Jubiläum von ihr zu machen. Inzwischen schmückt es eine Briefmarke.

Bryan Adams: The Queen Buckingham Palace 2008: Foto: Bryan Adams/ Repro: Andrea Matzker