Brugg-Windisch: Oper Schenkenberg – Giuseppe Verdi: Rigoletto – Premiere: 11.08.16
Bühnenbild. Copyright: Michael Hug
Der Verein Oper Schenkenberg, wie er heute ist, entstand aus seinem Zusammenschluss mit „Solothurn Classics“ und ist nun DAS grosse Musikfestival des Schweizer Mittellandes. Mit grossem technischem und personellem Aufwand bringt die sie Verdis Rigoletto vor die architektonisch eindrückliche Fassade der grossen Turnhalle „Mülimatt“ in Brugg-Windisch als stimmungsvolles Openair-Spektakel auf die Bühne. Bühnenbildner Karel Spanhak integriert die Turnhallenfassade clever in sein Bühnenbild und schafft so einen spannenden Kontrast zwischen der riesigen warm-verstaubten „historischen“ Tür auf und der eiskalten Glas-Beton-Konstruktion der Halle hinter der Bühne.
Lichtdesigner Ueli Riegg greift mit seinem Beleuchtungskonzept gekonnt die jeweilige Stimmung auf und sorgt für kraftvolle Bilder. Auch die Kostüme (Ulli Kremer) und die Maske (Sandra Wartenberg) kombinieren herkömmliche und moderne Ansätze gekonnt.
Mit Giancarlo del Monaco konnte für die Regie ein ausgewiesener Verdi-Spezialist von Weltruhm gewonnen werden. Ein gutes Openair-Opernfestival soll unterhalten, denn nicht wenige Besucher finden durch solche Anlässe den Weg in die Opernhäuser. Trotzdem soll die Aufführung nicht verstaubt und oberflächlich geraten. Diese anspruchsvolle Anforderung erfüllt der italienische Meisterregisseur mit seiner moderat modernen Regiearbeit souverän und schafft so einen unterhaltsamen Opernabend mit ansprechendem Niveau.
Eine besondere Herausforderung bei einer Openair-Oper ist die Akustik. Mit allen nur erdenklichen Kniffs und Tricks soll ein möglichst authentischer, natürlicher Klang erzeugt werden. Die Oper Schenkenberg wählt dabei nicht den einfachen Weg, die Sänger einfach mit Mikrofonen in riesige Lautsprecher singen zu lassen. Tondesigner Holger Urbach leistet hier Grossartiges, auch wenn vielleicht nicht alles wie gewünscht gelingt. Eine besondere Herausforderung stellt die akustische Verstärkung des Orchesters dar. Dieses spielt unter eher engen Verhältnissen unter der Bühne, was dazu führt, dass sich der Klang nicht immer vollumfänglich entwickeln kann.
Die Philharmonie Südwestfalen (Landesorchester Nordrhein-Westfalen) leistet unter diesen erschwerten Bedingungen Beachtliches. Dies nicht zuletzt dank des leidenschaftlichen Dirigats von Giuliano Betta. Dirigent Betta, der keinen direkten Blickkontakt zur Bühne hat, führt das Orchester, die SängerInnen und Chor und Statisterie der Oper Schenkenberg (Leitung: Valentin Vassilev) schwungvoll, sensibel mit viel Italienità durch den Abend. Mit seinen klaren Einsätzen, welche für die Darsteller auf der Bühne durch grosse Bildschirme sichtbar werden, erleichtert der Maestro die sängerische Arbeit und kann einen gefährlichen Wackler im Quartett im dritten Akt erfolgreich abfangen und abwenden. Giuliano Betta ist mit seinen grossen Bogen und seiner ausgeprägten Sensibiliät ein Garant für vollendeten Verdiklang!
Die gut 30 Sänger des Chors der Oper Schenkenberg und des Coro Lirico Sicialano zeigen sich sehr sanges- und zusammen mit der Statisterie auch sehr spielfreudig.
Der in Persien geborene amerikanische Bariton Anooshah Golesorkhi gibt einen glaubwürdigen Rigoletto und gefällt mit boshaftem, verzweifeltem und leidenschaftlichem Gesang.
Glücklich gewählt ist die chinesische Sopranistin Sen Guo, welche festes Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich ist, als Gilda. Besonders eindrücklich gelingt ihr im ersten Akt die grosse Arie „Caro nome“, welche sie weitgehend am Boden liegend mit unglaublich sensibler Souveränität meistert.
Der Schweizer Tenor Peter Bernhard gefällt den Besuchern als Duca di Mantova – nicht zuletzt natürlich mit „La Donna e mobile“.
Wieland Satter überzeugt als Monterone, Larissa Schmidt und Petar Naydenov begeistern als mörderisches Duo Maddalena und Sparafucile.
Begeisterter Schlussapplaus. Copyright: Michael Hug
Grosser Applaus des Publikums für einen sommerlichen Opernabend.
Michael Hug