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BRÜSSEL/La Monnaie de Munt: LOHENGRIN

Mehr ein Bericht, denn eine Kritik

06.05.2018 | Oper


Schlussapplaus mit Elena Pankratova als Ortrud, Bühnenbild und Kostüme von Pierre-André Weitz. Foto Erwin Messer

BERICHT  AUS   BRÜSSEL

 anläßlich der Aufführung „LOHENGRIN “ an der Oper La MONNAIE / DE MUNT vom 4.Mai2018

Nicht nur Freia kargte an Loge mit ihren goldnen Äpfeln, auch der Direktor der Wiener Staatsoper kargt in dieser – und  in der nächsten Saison – mit Wagner- Aufführungen. Also muss das  an den Werken des Meisters  interessierte Publikum reisen. Nachdem der Besuch von PARSIFAL  an der Opera Bastille an deren maroden Stahlseilen gescheitert war, starteten die Wagner-Freunde unbeirrt die Woche darauf nach Brüssel zur Neuinszenierung von LOHENGRIN . Die Premiere hatte bereits am 19. April stattgefunden und gute bis begeisterte Kritiken erhalten.  Im gleichen Flieger saß auch der frühere Staatsoperndirektor Ioan Holender, vertieft in einen Reiseführer über Brüssel. So war naheliegend, dass er nicht privat sondern im Dienste des privaten TV- Senders tourte, für den er regelmäßig aus den Städten Europas  und ihren Opernhäusern berichtet. Daher war  er auch in der gleichen  LOHENGRIN –  Vorstellung am 4. Mai.

Diese begann insofern überraschend, als ein Herr mittleren Alters energisch auf die Bühne eilte: Er beruhigte alle, die solche Auftritte als Ankündigung unvorhergesehener Absagen fürchten, nein, das gesamte Ensemble  werde singen wie geplant. Er wäre Olivier Py,  der Regisseur der Aufführung und möchte eine kurze Erklärung dazu und vor allem zum Thema “ Richard Wagner als Vorbereiter des Nationalsozialismus“  abgeben. Auch das nur losbrechende „Nicht schon wieder“ – Geraune schwächte   er sofort ab : es sprächen zwar viele Tatsachen dafür , einige zählte er auf, aber Richard Wagner habe nicht nur diese historische Entwicklung  Deutschlands vorausgesehen, sondern auch ihr Scheitern. Und daher sei LOHENGRIN keine nationalsozialistische Oper, sondern ein Werk über den Nationalsozialismus.

 Viele im Publikum,  die sich eher eine Romantische Oper  von 1850 erwartet hatten denn ein Werk aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts, waren eher verwirrt als informiert, vor allem, wenn sie der französischen Sprache nicht ganz mächtig waren.  Jetzt kann über die inhaltliche Ausrichtung von Inszenierungen ja immer lang und lautstark diskutiert bis gestritten werden. Aber es ist einem Regisseur doch hoch anzurechnen, sich vor jeder der 10 Aufführungen der ersten Serie auf die Bühne zu stellen und  persönlich seine Idee dem Publikum vorzutragen. Danach wäre natürlich noch ein Stück mutiger. Aber die guten Kritiken und die großteils ausverkauften Vorstellungen geben ihm Recht.

Mit und ohne einführende Worte des Regisseurs –  die Inszenierung , die in einem vom Kriegsgeschehen stark zerstörten Opernhaus  spielt, war bemüht, detailgetreu der Regie-Grundidee folgend  gearbeitet. Die musikalische ziemlich lautstarke Ausrichtung lag in den Händen des Musikdirektors Alain Altinoglu, vom Ensemble erhielt  Elena Pankratova als Ortrud unbestritten den meisten Applaus.  Der Abend war interessant, aber  mühsam. Darüber waren sich alle einig , auch  Ioan Holender, der , es gibt keine Zufälle, auch  im gleichen Flieger zurückkehrte. Die Sendung , für die er das ganze strahlend sonnige Wochenende gedreht hatte, ist übrigens für Herbst geplant. Wohl anläßlich der österreichischen EU- Ratspräsidentschaft.

Ulrike Messer -Krol

 

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