Alberto Giacometti trifft Max Ernst
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Alberto Giacometti im Max Ernst-Mueum in Brühl. Foto: Andrea Matzker
Wer kennt nicht seine berühmte Figur “L’Homme qui marche” („Der schreitende Mann“)? Sie zeigt eine langgestreckte, dünne Figur in Bewegung und symbolisiert die menschliche Existenz und den ständigen Kampf des Lebens. Spätestens jetzt weiß man, dass es sich bei seinem Skulpteur um den Schweizer Alberto Giacometti handelt.
Alberto Giacometti im Max Ernst-Museum. Foto-Andrea Matzker
Das Max Ernst Museum Brühl des LVR zeigt allerdings erstmals einen besonderen Aspekt dieses Künstlers, nämlich seine Beziehung zum Kollegen Max Ernst. Die Ausstellung mit dem Titel „Surrealistische Entdeckungen“, die vom 1. September 2024 bis zum 15. Januar 2025 dauern wird, entstand in Zusammenarbeit mit der Fondation Giacometti Paris.
Giacometti 2 Mannequin 1933. Foto: Andrea Matzker
Alberto Giacometti und Max Ernst waren bedeutende Künstler des 20. Jahrhunderts, die beide eine enge Verbindung zur surrealistischen Bewegung hatten. Vor genau 100 Jahren, im Jahre 1924, formierte sich um den Schriftsteller André Breton in Paris eine surrealistische Gruppe. Giacometti, bekannt für seine langgestreckten Bronzefiguren, und Ernst, ein Pionier des Dadaismus und Surrealismus, trafen sich 1929 in Paris und arbeiteten in benachbarten Ateliers, nachdem sie beide 1922 nach Paris, die damalige Hauptstadt der Kunst, gegangen waren. Auch nach dieser Zeit lieben sie freundschaftlich verbunden.
Eine aktuelle Ausstellung im Max Ernst Museum Brühl des LVR beleuchtet diese künstlerische und freundschaftliche Verbindung. Die Ausstellung zeigt rund 70 Werke von Giacometti, darunter Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen, sowie Werke von Max Ernst. Diese Schau bietet eine einzigartige Gelegenheit, die surrealistischen Einflüsse in Giacomettis Werk und seine Beziehung zu Ernst zu erkunden.
Giacometti. Vier-Frauen auf einem Sockel-1950. Foto: Andrea Matzker
Alberto Giacometti ist besonders bekannt für seine langgestreckten, schlanken Bronzeskulpturen, die oft eine intensive emotionale und psychologische Tiefe vermitteln. Diese Werke entstanden hauptsächlich in der Nachkriegszeit und sind stark vom Existentialismus beeinflusst.
Nackte Frau und Reiter in einer Landschaft. Detail-1931-1932. Foto: Andrea Matzker
Bei einem Besuch 1935 von Max Ernst bei Giacometti in der Schweiz unternahmen die beiden Künstler Ausflüge zum Fornogletscher und wurden, wie Max Ernst selbst schreibt, „vom plastischen Fieber befallen“, als sie an den Steinskulpturen arbeiteten. Drei Steine davon nahm Max Ernst damals für seine eigene Sammlung mit. Sie befinden sich heute im Max Ernst Museum Brühl des LVR und treffen im Rahmen der Ausstellung wieder auf die Arbeiten von Alberto Giacometti. Somit treten sie in einen direkten Dialog miteinander, womit der Bogen der gemeinsamen Arbeit und Freundschaft beider bedeutender Künstler wieder geschlossen wird.
Giacometti: Mutter und Tocher ca. 1933. Foto: Andrea Matzker
Neben einem reichhaltigen Katalog und der Eröffnung der Ausstellung mit Akkordeonmusik gibt es diverse Führungen, Workshops, Filmabende, Lesungen, Veranstaltungen in Verbindung mit einem Dinner mit Drei-Gänge-Menü im museumseigenen Restaurant „Le Petit Max“, eine Kreativwerkstatt für Kinder und Erwachsene, einen Bildhauer-Workshop und Porträtzeichnen. Von der direkten Nähe zur UNESCO-Welterbe-Stätte des Brühler Schlosses Augustusburg mit Falkenlust und seiner Parkanlage gar nicht zu sprechen.
Giacometti Schweigevogel 1930-1933. Foto-Andrea-Matzker
Giacometti: Diane Bataille 1947. Foto: Andrea Matzker
Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger