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BRNO/ Janacek-Theater: „BALANCHINE“. – ein magischer Ballettabend

28.01.2024 | Ballett/Performance

Brno/Janáček-Theater

27.01.2024: „BALANCHINE“. – ein magischer Ballettabend

Gab es bereits bei der Premiere vom „Balanchine“-Abend im Janáček-Theater in Brno im vergangenen Mai mit Vadim Muntagirov und Fumi Kaneko zwei hochkarätige Gaststars vom Royal Ballet London, so gelang Mário Radačovský – artistischer Direktor des Balletts des Nationaltheaters Brno (NdB Balet) – für diese Aufführung erneut ein Glanzstück, konnte er doch mit Marianela Núñez und Reece Clarke erneut zwei Superstars des Royal Ballet London für einen Auftritt im „Tschaikovsky Pas de Deux“ gewinnen. Vor Vorstellungsbeginn vor den Vorhang tretend, erläuterte Mário Radačovský dem Publikum sowohl auf Tschechisch als auch auf Englisch die besondere Bedeutsamkeit dieses Ballettabends: gibt es doch für ihn noch höher als die Champions-League im Ballett mit Marianela Núñez eine eigene Kategorie darüber an Spitzenklasse. Er schwärmte nicht nur von ihr als absolutem Weltstar, die damit hier in Brno erstmals gastierte, sondern er beschrieb auch ihren Partner Reece Clarke mit flammenden Worten.

Der Abend begann mit „Serenade“ (Musik: Serenade for Strings in C major, Op. 48 von Pjotr. I. Tschaikowski). George Balanchine schuf dieses Werk mit Elementen aus dem Balletttraining 1934 für die Studierenden der neu gegründeten School of  American Ballet. Präzise und formvollendet getanzt vom Damen-Corps de ballet des NdB Balet, überzeugten hier zusätzlich solistisch Eriko Wakizono und Adrian Sánchez sowie Anna Yeh, An Se Hyun und Alejandro Moya durch elegische Eleganz.

Nach der ersten Pause warteten alle gespannt auf den „Tschaikovsky Pas de Deux“ zur Musik von Pjotr. I. Tschaikovsky, die der Komponist ursprünglich für den 3. Akt vom Ballett „Schwanensee“ komponiert hatte. Allerdings war diese Komposition in Vergessenheit geraten und erlangte erst durch die Uraufführung 1960 in der Choreografie von George Balanchine für das New York City Ballett seither weltweit große Bekanntheit. Die angekündigten Gaststars wurden  vom Publikum bereits mit Auftrittsapplaus empfangen und mit jedem Teil des temporeichen Pas de deux stets heftig beklatscht. Der fulminant getanzte Pas de deux endete in frenetischem Jubel und langanhaltendem Applaus mit Standing Ovations – alle in diesen glanzvollen Höhepunkt gesetzten Erwartungen waren übertroffen worden: eine souveräne Marianela Núñez reüssierte mit flinker Fuß- und Beinarbeit und rasanten Pirouetten wie feinen Sprüngen. Reece Clarke begeisterte mit hohen und raumgreifenden Sprüngen sowie seinen Drehungen und double tours. Beide Gaststars demonstrierten exzellente Technik und hohe Musikalität in einer duftig-leichtfüßigen wie effektvollen Performance. Grandios! Am liebsten hätte man sie dieses Stück gleich nochmals tanzen sehen wollen – und gleichzeitig war jedem im Raum bewusst, was dies für eine tänzerische magische Sternstunde war, der man hatte beiwohnen dürfen.

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exzeptionelle Gaststars: Marianela Núñez und Reece Clarke; Copyright: Arthur Abram

Nachdem sich die Begeisterung langsam gelegt hatte, wurde mit „Concerto Barocco“ (Konzert für zwei Violinen in d-moll, BWW 1043 von Johann Sebastian Bach) fortgesetzt. 1941 von George Balanchine für eine Südamerika-Tournee seines American Ballet choreografiert, steht hier ebenfalls handlungsloser Tanz im Zentrum: einem Corps de ballet bestehend aus acht Tänzerinnen sind zwei Solistinnen vorangestellt – jede folgt musikalisch einer der beiden Solo-Violinen (Jan Rybka und Dennis Schneiderka)  – sowie ein Solist: edel getanzt von Eriko Wakizono, Chanell Cabrera und Alejandro Moya.

Den Abschluss dieser denkwürdigen Ballettaufführung bildete „Episodes“ (Symphony op. 21, Five Pieces op. 10, Concerto op.24 sowie Ricercata als Re-Arrangement von Bach´s Werk Musikalisches Opfer BWW 1079 von Anton von Webern), eine Choreografie, die George Balanchine 1959 für das New York City Ballet geschaffen hatte. Erneut wird purer, ästhetischer Tanz gezeigt, stilvoll getanzt zur etwas spröden Musik. Eriko Wakizono und Adrian Sánchez (Solopaar in Symphony), Bárbara Andrade und Rin Isomura (Five Pieces), Anna Yeh und João Gomes (Concerto) sowie An Se Hyun und Alejandro Moya (Ricercata) konnten hier sehr gefallen. 

Die vier mit Genehmigung des Balanchine Trust gezeigten Stücke geben einen breitgespannten Einblick in das Schaffen des Meisters der Neoklassik. Hervorragend gespielt vom Orchester unter der Leitung von Marko Ivanović, Chefdirigent des NdB. Stürmischer Schlussapplaus vom Publikum beendete die Vorstellung – danach ließen es sich viele aus dem Publikum nicht nehmen, sich noch in einer langen Schlange geduldig zur Autogrammstunde im Pausenfoyer des Janáček-Theaters anzustellen, wo es dann auch Gelegenheit zu Selfies mit den beiden Tanzstars Marianela Núñez und Reece Clarke gab. Ira Werbowsky 

 

 

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