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BRNO/ Brünn/Narodni divadlo: RUSALKA

05.05.2025 | Oper international

4.Mai: Narodni divadlo Brno : „RUSALKA“

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etzte Szene   Peter Berger  (Prinz)  – Jana Srejma Kacirkova   (Rusalka). Foto  . Narodni divadlo Brno  

Betroffen und traurig blieb man mit Rusalka zurück: am Ende der Oper, im einzigen wirklichen „Liebesduett“ zwischen Rusalka und dem Prinzen versagt Regisseur David Radok dem unglücklichen Paar wenigstens einige Momente von – scheinbarer – Glückseligkeit, die aber Dvoraks Musik hergibt, die im Märchen durchaus möglich wäre. Der Prinz kommt bereits gealtert in den Raum, Weiher im Hinterhof ( eines alten Hauses, Schlosses ?) und wird von der nun als „Irrlicht“ agieren müssenden Rusalka kaum beachtet. Es gibt kein „Duett“, jeder singt für sich, nur beim Todeskuß wendet sie sich ihm kurz zu. Dann weist sie ihm quasi die Türe. Der Prinz stirbt nicht – er verläßt diesen „Raum“, wo das Fenster, durch das das Licht des Mondes bei „Mesicku na nebi hlubokem“ so stimmungsvoll hereingeflutet war, geschlossen wird, es dunkel wird , und der nun völlig leere Raum zu Rusalkas (seelischem) Gefängnis wird: von den Ihren ( Nixen) verstoßen, von den Menschen enttäuscht – und nie wirklich ganz Mensch gewesen – ein trauriges Schicksal eines Wesens, das keine Schuld auf sich geladen hat, nur den für eine Nixe offenbar „unfrommen“ Wunsch, eine Seele zu haben und Liebe empfinden zu können.. Trotz wenig Romantik ein „starkes Bild“!

Auch davor bietet die Wiedergabe des Regisseur eher handfeste und auch drastische Aktionen, rückt die Poesie und das märchenhafte eher in die zweite Reihe. Aber es funktioniert und bietet packende Momente – ohne dem Werk „Gewalt anzutun“ – das ist schon mal lobenswert! Leider war das Werk zusammengestrichen, die Szenen des Kuchty mit dem Hajny waren komplett weg, und der armen Jezibaba strich man ihre ganze große Szene „Cury mury fuk“! Das war besonders ärgerlich, da mit Vaclava Krejci Houskova eine stupende Interpretin dieser Partie aufgeboten war. Sie verfügt über einen expansiven, samt- bronze getönten Mezzo der technisch exzellent geführt in allen Lagen „sitzt“ und im Verein mit ihrer Bühnenpräsenz einen unglaublich intensiven Eindruck erweckte! Sie reicht an alle großen Vorbilder heran – brava! Ihr „Verwandter“ aus dem Wasserreich war bei Jan Stava in guten Händen: der großgewachsene Baß mit klarer Diktion und eher heldenbaritonalem Aplomb – was aber zu seiner eher „harten“ und weniger „väterchenhaften“ Darstellung gut paßte, setzte auch einige starke Akzente: wenn er die flüchten wollende Rusalka am Ende des zweiten Aktes aber daran hindert und ihr das Treiben des Prinzen, der zwischen den Beinen der Fremden Fürstin kniet, demonstrativ vor Augen führt, war man kurz an die Situation des „Rigoletto-Quartetts“ erinnert.

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  Erster Akt  Jan Stava ( Wassermann)  – Vaclava Krejci Houskova ( Jezibaba). Fotos . Narodni divadlo Brno 

Als der Prinz Rusalka rüde wegstößt, „faßt“ er sich den Verräter ordentlich her, der daraufhin wirklich von Grauen gepackt die Fremde Fürstin anfleht, ihn vor den mysteriösen Mächten zu retten, die aber höhnisch lachend ihn in die Hölle schickt. Eliska Gattringerova tat dies sehr effektvoll mit ihrem hochdramatischen Sopran, mit der durchaus notwendigen „Primadonnenschärfe“ – sie war auch mit Totaleinsatz in der Rolle, es ging da wirklich ganz schön „zur Sache“ und sie überzeugte den Prinzen sehr glaubwürdig. Dieser war Peter Berger anvertraut, der mit gut fokussiertem Tenor keine Mühen mit den teilweise heiklen Aufschwüngen des Prinzen hatte und eine fabelhafte Leistung bot. Selbiges muß auch von Jana Srejma Kacirkova berichtet werden, die mit vollem, ausladenden Sopran die Kostbarkeiten dieser dankbaren Rolle bestens zu Gehör brachte, und durch ihren schlichten Ausdruck und Ausstrahlung so zum Mitfühlen anregte. Eine exzellente, berührende Interpretation! Speziell hervorheben möchte ich aber auch die drei Nixen, die derart perfekt homogen aufeinander abgestimmt waren wie selten gehört. Nur die Dritte Nixe – Monika Jägerova – mit aufhorchen lassendem üppigen Mezzo und großer Spielfreude, die sie auch für größere Einsätze prädestinieren, war bei der Premiere 2024 dabei, die Erste Nixe – Adriana Banasova – versprach mit ihrem Solo mit silbernem Sopran auch Einiges, und schließlich gefiel Jarmila Vantuchova – Zweite Nixe – mit pastosen Mezzotönen. Vit Nosek komplettierte aus dem Off als Jäger.

Chor und Orchester agierten in Brünn – wie immer möchte ich fast sagen – auf hohem Niveau! Marko Ivanovic – Prager Dirigent und Komponist – hatte alles bestens im Griff und war der Garant für einen spannenden Abend, der am Schluß zu Recht einhellig bejubelt wurde. Im Herbst gibt es wieder die Gelegenheit diese sehens- und natürlich hörenswerte Produktion (eine Zusammenarbeit mit der Oper Göteborg) zu erleben.

Michael Tanzler

 

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