BREMGARTEN/ Schweiz/Operettenbühne: DIE ZIRKUSPRINZESSIN
Emmerich Kálmán: Die Zirkusprinzessin Operettenbühne Bremgarten Vorstellung vom 29.3.2025 (Premiere)
Hör-, sicht- und spürbares Herzblut in Bremgarten!
Nach der bekannten Fledermaus zur Feier des bereits 100 Jahre währenden Operettenfiebers in Bremgarten bringt die Operettenbühne Bremgarten dieses Jahr eine wahre Seltenheit auf die Bühne des Casinos: Emmerich Kálmáns Zirkusprinzessin verwandelt den Saal an der Reuss in eine Manege voller Farbe, Leidenschaft und Intrige!
Die Enthüllung: Kaum verheiratet, erfährt Fürstin Fedora Palinska (Anna Gitschthaler), dass ihr neuer Gatte (Sebastian Fuchsberger) gar kein Prinz ist, sondern der geheimnisvolle Artist «Mr. X». Der zuvor bei ihr abgeblitzte Prinz Sergius Wladimir (Erich Bieri) war bei der Täuschung federführend. © Andy Juchli
Eine namenlose Hauptrolle spielt an diesem Abend zweifelsohne das Orchester der Operettenbühne Bremgarten, dem es direkt in der Ouvertüre gelingt, das Publikum in die wunderbar kitschige und facettenreiche Musikwelt der Goldenen Zwanziger Jahre zu entführen. Erneut leitet Tobias Engeli das Orchester, nicht ohne das ein oder andere Augenzwinkern, souverän und entlockt der Musik diesen Kálmán so eigenen, melancholischen Unterton. Die klanglichen Höhepunkte verteilen sich über den ganzen Abend – mal zwitschern da Vögel, mal scheppert das Blech auf lustige Zirkusband-Art, mal säuseln die Geigen in schönster Operettenmanier…
Der aus Laien zusammengesetzte Chor der Operettenbühne Bremgarten singt und spielt – egal ob als buntes Zirkusvolk oder edle Souper-Gäste – voller Inbrunst und Begeisterung. Es ist sicher Roberto Fabbronis Einstudierung zu verdanken, dass die Koordination mit dem Orchester trotz wilden Treibens auf der Bühne meist funktioniert. Die acht Tänzerinnen des Balletts in der sorgfältigen Choreografie von Philipp Egli unterstreichen immer wieder, mal anmutig, mal energisch, den Gehalt der Arien, verleihen ihnen zuweilen sogar eine neue Dimension. Die jungen Artist:innen des Jugendzirkus’ «ARABAS Cirque de Jeunesse» erwecken mit ihren Kunststücken den Zirkus vollends zum Leben.
Durch präzises Timing schafft Volker Vogel (Regie) so manche Situationskomik. Gleichzeitig zeig er feines Gespür für die Charaktere einer Operette, in der eigentlich niemand das ist, wofür er oder sie sich ausgibt – und eine Maske nach der anderen fällt. In Luca Brüggers Bühnenbild wird mit wenigen Handgriffen aus der Manege ein Festsaal, passend ausgeleuchtet von Markus Brunn. Überzeugend ist aber besonders das letzte Bild, welches mit simplen Elementen die Idee eines Wiener Grandhotels auf die Bühne zaubert. Die bunten, schillernden und häufig gewechselten Kostüme stammen vom Kostümverleih Jäger und Ruth Gianola.
Toni Schlumberger (Tom Muster) und Mabel Gibson (Stefanie Frei) auf der romantischen Blumenwiese, umgeben von den Tänzerinnen des Balletts. © Andy Juchli
Anna Gitschthaler ist mit voluminösem Sopran eine stimmlich absolut überzeugende, dramatische (dafür aber nicht besonders sympathische) Fürstin Fedora Palinska. Der Titelheldin ist Sebastian Fuchsberger an diesem Abend stimmlich nicht ebenbürtig, er glänzt aber in seiner differenzierten Darstellung des vielseitigen Mr. X. Mit dem schönsten Wienerisch des Abends und sauberen Linien war Tom Muster eine ideale Besetzung für den Hotelierssohn Toni Schlumberger. Stefanie Frei als dessen Partnerin Mabel Gibson schafft es besonders an den hohen Stellen mit glasklarem Sopran aus seinem Schatten zu treten. Erich Bieri gibt mit starkem Bass einen unangestrengt lustigen Prinz Sergius Wladimir. Monika Käch als (zunächst) strenge Hotelierin lässt sich ihre gesundheitliche Indisposition kaum anmerken. Im dritten Akt serviert Beat Gärtner als Ober Pelikan nicht nur «Champanskaya», sondern auch einen gelungenen Witz nach dem anderen. In weiteren Sprechrollen ergänzen Marcel Zehnder als Graf Brusowsky, Myriam Rufer-Staubli als Luigi Pinelli und Nathalia Gnos als Maxl, das tolle Ensemble.
Rund 180 Personen, die meisten davon Laien und Vereinsmitglieder, wirken mit Herzblut vor und hinter der Bühne an dieser Produktion mit – das ist hör-, sicht- und spürbar!
Weitere Aufführungen 2025:
Freitag, 4. April, 19.30; Samstag, 5. April, 19:30; Sonntag, 6. April, 14:00; Freitag, 11. April, 19.30; Samstag, 12. April, 19:30; Sonntag, 13. April, 14:00; Mittwoch, 16. April, 19.30; Mittwoch, 23. April, 19:30; Freitag, 25. April, 19:30; Samstag, 26. April, 19:30; Freitag, 2. Mai, 19.30; Samstag, 3. Mai, 19:30; Sonntag, 4. Mai, 14:00; Freitag, 9. Mai, 19.30; Samstag, 10. Mai, 19:30; Sonntag, 11. Mai, 14:00; Freitag, 16. Mai, 19.30; Samstag, 17. Mai, 19:30; Sonntag, 18. Mai, 14:00; Freitag, 23. Mai, 19.30; Samstag, 24. Mai, 19:30 (Dernière)
30.03.2025, Mariella Meier / Zürich