9.03.2023: Bratislava Philharmonie : „TRISTAN UND ISOLDE“ 2.Akt – konzertant
Norbert Ernst, Maida Hundeling. Foto: Michael Tanzler
Im Rahmen zweier Abbonnement-Zyklen der „Slowakischen Philharmonie“ gab es zweimal ein dem Bayreuther Meister gewidmetes Konzert, das interessanterweise einzig den zweiten Akt „Tristan“ zum Programm hatte – meiner Erfahrung nach eine eher „unorthodoxe“ Programmierung. Aber – und das war hocherfreulich, das Publikum war unglaublich aufmerksam, konzentriert, mucksmäuschenstill und am Ende- zu Recht – hör- und sichtbar begeistert! Und das, obwohl eine „Wagner –Tradition“ in der Slowakei praktisch inexistent ist.
Aber es war wirklich ein im Flug vergehender, exzellent musizierter Abend. Das Orchester der „Slowakischen Philharmonie“ war in beeindruckender Quantität angetreten, dem die Qualität um nichts nachstand. Juraj Valcuha hatte die Musiker wohl ausgezeichnet vorbereitet und führte am Pult ein strenges Regiment. Er ließ es einige Male gehörig „tuschen“, erarbeitete aber auch schöne Nuancen heraus. Ich muß gestehen, daß mir der junge Mann aus Bratislava bisher unbekannt war, er aber nicht nur Musikdirektor des „Teatro San Carlo“ Napoli ist, in Bologna den „Tristan“ schon geleitet hat, seit 2022 auch dem Houston Symphonieorchester vorsteht, und u.a. auch an der Bayerischern Staatsoper dirigiert hatte.
Er hatte aber auch ein geniales Liebespaar zur Verfügung: Maida Hundeling und Norbert Ernst boten differenzierten, erfüllten Wagnergesang der Extraklasse und harmonierten bestens! Der Niederösterreicher, der zuletzt in Covent Garden als „Tannhäuser“ brillierte, war für Robert Dean Smith eingesprungen und absolvierte seine Partie technisch perfekt, setzte Glanzlichter, wo erforderlich, strahlend, höhenstark, aber auch zu zarten piani fähig. Dies muß auch der Isolde bescheinigt werden – für mich eine Erstbegegnung – die für mich nach Nilsson und Jones, meine besonderen Lieblinge, die überzeugendste irische Königstochter sang! Geradezu mit Leichtigkeit produzierte sie ihre Töne, ein angenehmes Timbre und „rund“ bis in höchste Höhen. Wie sehr wünschte ich mir insgeheim als „Zugabe“ ein paar Minuten „Fieberphantasien“ und den „Liebestod“…
Aber auch König Marke in Gestalt des über Jahrzehnte Maßstäbe setzenden Peter Mikulas, dem führenden Baß der Slowakei erwies sich dieses Weltklassepaares würdig. Die junge Tschechin Ester Pavlu steuerte eine sehr gute Brangäne bei, wenngleich ihr helles Timbre bei den „Habet Acht“ Phrasen eher ungewohnt klang. Aufhorchen ob seines tenoralen Materials ließ Juraj Kuchar als Melot, Martin Mikus ergänzte als Kurwenal.
Ein erfüllender Abend, großes Musiktheater ohne störenden Bühnenfirlefanz – großer, langanhaltender Jubel!
Michael Tanzler