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BOZEN/ Bolzano/ Vereinigte Bühnen: I FEEL LOVE von Giorgio Moroder

08.05.2022 | Operette/Musical

BOZEN/ VEREINIGTE BÜHNEN : I FEEL LOVE von Giorgio Moroder am 6.5.2022

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Endlich Lametta. Foto: Christoph Sebastian

„Juke-Box“-Musicals (also Musicals,bei denen die Greatest Hits eines Sängers oder einer Gruppe unter dem Deckmantel einer meist banalen Story zu einem neuen Stück geformt werden) erfreuen sich eines zweifelhaften Rufs. Dabei ist das zugrundeliegende Prinzip bereits im Barock unter dem Titel „Pasticcio“ mit grossem Erfolg angewendet worden.

Und auch heute finden gelungene Exemplare dieses Genres großen Anklang: wie zB. Mamma mia, Ich war noch niemals in New York oder auch I am from Austria….

Zum 80. Geburtstag des in Südtirol (als Hansjörg Moroder) geborenen Giorgio Moroder haben sich die Vereinigten Bühnen Bozen an eine ähnliche Operation gewagt. Jeder von uns trägt etliche seiner Ohrwürmer im Kopf – auch ohne zu wissen, dass sie von ihm stammen. Schliesslich gilt der mehrfache Oscar-Preisträger nicht nur als Erfinder der Disco-Musik, sondern ist auch einer der erfolgreichsten Filmkomponisten (mehr als 170 Filme) aller Zeiten. Auch die immer wieder gespielte EM-Fussballhymne „Estate Italiana“ stammt aus seiner Feder.

Die Voraussetzungen für einen weiteren Juke-Box-Musical-Hit waren also alle gegeben – zumal Juke-Box-Musical-Experte Andreas Gergen (I am from Austria) die Regie übernahm.

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Endlich Glamour. Foto: Christoph Sebastian

Und dennoch ging sich diesmal irgendwas nicht aus. Woran das gelegen haben mag, ist schwer zu sagen: vielleicht daran, dass bei einer der letzten Vorstellungen, die wir sahen, das ursprüngliche Inszenierungskonzept durch mehrere Covid-bedingte Umbesetzungen schon arg verwässert schien, vielleicht lag es am Libretto der Rahmenhandlung, das noch „bochener“ wirkte als in vergleichbaren Fällen, vielleicht auch daran,  dass sich das Ensemble aufgrund des eher doofen Plots (altender Disco-King in Italien veranstaltet eine Art Casting für eine neue Discogruppe, um seinen Ruhm wiederzubeleben) die ganze Zeit in hässlichster Alltagskleidung (Männer in kurzen Hosen !) zu präsentieren hatte. Und dabei ist Disco doch in erster Linie Glitter und Glamour…Nach dem Schlussapplaus kommt die ganze Company dann doch endlich in glitzernden Kitsch-Klamotten von fragwürdigstem Farbgeschmack auf die Bühne…aber dann ist es dafür schon genau um zwei Stunden zu spät.

Schade eigentlich…aber vielleicht versucht’s ja jemand mit einem besseren Buch. einem besseren Konzept und etwas mehr Glück noch einmal. Denn die Musik allein fetzt schon ziemlich…Call me ! Love to love you Baby !! I feel LOVE…!!!

Robert Quitta, Bolzano/Bozen

 

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