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BORNA/ Kultursaal: SYMPHONIEKONZERT MIT DEM LEIPZIGER SYMPHONIEORCHESTER UNTER MANFRED MAYRHOFER

13.05.2019 | Konzert/Liederabende

Borna/Kultursaal: SYMPHONIEKONZERT MIT DEM LEIPZIGER SYMPHONIEORCHESTER UNTER MANFRED MAYRHOFER – 12.5.2019

Neben seinen Konzerten in Leipzig gibt das Leipziger Symphonieorchester auch regelmäßig Konzerte in der umliegenden Region. Das 5. Symphoniekonzert mit dem fantasievollen Titel „Von Märchen und Helden“ hatte der österreichische Dirigent Manfred Mayrhofer, dessen schwungvolle, mitreißende Dirigate immer wieder Publikum und Musiker begeistern, kurzfristig übernommen. Er ist bei diesem Orchester kein Unbekannter mehr, da er schon einige Symphoniekonzerte geleitet hat. Trotz knapper Probenzeit „kam, sah und siegte“ er, verstand es, die Musiker für sich zu gewinnen, das für die Besetzungsmöglichkeiten dieses aus Spargründen leider sehr reduzierten, aber dennoch leistungsfähigen und leistungswilligen Orchesters etwas „sperrige“ Programm aufzubereiten und zu erarbeiten und Qualität zu zaubern. Zwischen ihm und dem Orchester schien die Chemie zu stimmen. Die Musiker folgten jeder seiner Bewegungen und setzten das anspruchsvolle Programm in lebendige Musik um.

Eröffnet wurde das Programm mit einer sehr plastischen Wiedergabe der Konzertouvertüre „Das Märchen von der schönen Melusine“ (op. 32 MWV P 12) von Felix Mendelssohn-Bartholdy, bei der förmlich das Wasser in den einleitenden und ausklingenden Takten naturalistisch perlend und „plätschernd“ zu hören war, die die mit temperamentvollem Schwung und entsprechender Dramatik illustrierte Handlung um den Mythos der schönen Meerjungfrau umschlossen.

Ein besonderes Merkmal der Konzertprogramme dieses Orchesters ist die Aufführung eines wenig bekannten oder selten gespielten Solokonzertes, wie das „Konzert für Flöte und Orchester“ D‑Dur (op. 283) des Romantikers Carl Reinecke (1824-1910), dessen Œuvre heute zu Unrecht eher vernachlässigt wird und nur hin und wieder mit einigen Werken im Konzertsaal vertreten ist. „Ihre Compositionen haben mir viel Freude gemacht. Sie haben ganz entschiedenes Talent zur Composition“ schrieb einst Mendelssohn dem 19jährigen Reinecke.

Die Solistin Katharina Böhm-Prokein, Flötistin im Leipziger Symphonieorchester, der Staatskapelle Halle und der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz sowie verschiedenen Barockorchestern, interpretierte das Werk in ihrer schlichten, eleganten und gewinnenden Art in sehr zügigem Tempo, perfekter Technik, virtuos und mit klarer Tongebung. Das aufmerksam zuhörende Publikum dankte es ihr mit herzlichem Applaus, wofür sie sich wiederum mit einer Temperamt-geladenen, rhythmisch betonten Zugabe, einem Stück von Heitor Villa-Lobos für Flöte und Violoncello mit heiter-fröhlichem Schluss in musikalischer Zwiesprache mit dem Solo-Cellisten des Orchesters bedankte.

Katharina Böhm-Prokei ist sozusagen mit der Flöte verwandt, ihr Ururur-Großvater war Theobald Böhm (1794-1881), der seinerzeit neben seinen sonstigen Tätigkeiten als Goldschmied, Eisenhüttentechniker, Pädagoge, Instrumentenbauer und Erfinder als führender Flötenvirtuose, als der „Paganini der Flöte“, galt und sowohl den Flötenbau, als auch das Flötenspiel revolutionierte. Mit der Entwicklung der konischen Ringklappenflöte und neu entwickeltem Griffsystem sowie der zylindrischen Bohrung schuf er die moderne „Böhm-Flöte“, die bis auf unwesentliche Änderungen auch gegenwärtig gebaut und weltweit gespielt wird, Außerdem schuf er die Altquerflöte.

In wesentlich kleinerer Besetzung als von Franz Liszt vorgehen, folgte dessen „Sinfonische Dichtung Nr. 4“, das sinfonische Gedicht „Orpheus“ mit längeren solistischen Harfen-Passagen (hier z. B. nur mit 1 Harfe statt 2) und solistischer 1. Violine in einer starken internen Steigerung mit allmählichem, stetigem Crescendo, dem ein ruhiges, lyrisches Ende folgte.

Von den sagenhaften Sujets führte das Programm schließlich zu dem eher zweifelhaften Helden „Peer Gynt“, dessen „Heldentaten“ wie „Brautraub“ und „In der Halle des Bergkönigs“ von Edvard Grieg genial in Töne gesetzt wurden und mit lyrischen Sätzen wie „Ases Tod“ und „Morgendämmerung“ oder dem temperametvollen „Arabischen“ Tanz“ und dem akzentuierten „Anitras Tanz“ korrespondieren, was sehr anschaulich wiedergegeben wurde. Mayrhofer sorgte mit dem Orchester für Kontraste, voller Vehemenz mit heftiger, harter Pauke, aber auch emotional betonten, sanften, lyrischen Passagen, bei denen das norwegische Kolorit durchschien, mit sauberen Bläsern und guter Soloflöte, bis hin zu einem leise und behutsam ausklingenden Abschluss mit „Solvejgs Lied“, gefühlvoll, versöhnend und mit „singenden“ Instrumenten, wofür der Teil „Peer Gynts Heimkehr“ mit tonmalerisch geschildertem Schiffbruch, Sturm und Tumult bis zum „Crash“ an schroffen Klippen vorgezogen wurde.

Ingrid Gerk

 

 

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