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BONN – Enthüllung von „Unserem Ludwig“ – Historisches Spektakel in Bonn

12.08.2022 | Themen Kultur

BONN – Enthüllung von „Unserem Ludwig“ – Historisches Spektakel in Bonn

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

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Enthüllung des Denkmals im Jahr 2022. Foto: Andrea Matzker

Bei reellen 35 °C im Schatten und gefühlten mindestens 45 °C in praller Sonne wurde am 14. August 2022 mit einer großen Zeremonie, die dem „Historischen Spektakel“, der Inaugurationsfeier vom 12. August 1845, nachempfunden wurde, das berühmte Beethoven-Denkmal am Bonner Münsterplatz nach seiner neuerlichen Restaurierung enthüllt. Ursprünglich hätte die Veranstaltung bereits am 16. August 2020 stattfinden sollen, dies wurde jedoch von Corona vereitelt, ebenso wie im darauffolgenden Jahr. Auch seinerzeit hätte die feierliche Enthüllung eigentlich schon viele Jahre vorher, im Jahr 1828, stattfinden sollen, wurde aber durch die zu dieser Zeit grassierende Cholera zum Aufschub gezwungen. Das 1845 enthüllte Denkmal war damals das erste Beethoven-Denkmal weltweit. Der 1770 geborene Bonner Komponist war schließlich auch erst 1827 gestorben.

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Enthüllung des Denkmals im Jahr 1845. Foto vom Fähnchen: Andrea-Matzker

Auftakt zu dieser feierlichen Veranstaltung bildete ein Festzug, der vom Hofgarten über das Stockentor bis zum Bonner Münster marschierte. Alle Teilnehmer trugen Gewänder aus dem Jahr 1845. Im Bonner Münster folgte das Festhochamt mit der Messe in C-Dur op. 86 von Ludwig van Beethoven, ebenso wie damals beim „Historischen Spektakel“. Beethoven hatte die Messe im Jahre 1807 im Auftrag von Fürst Nikolaus II. von Esterházy zum Namenstag von dessen Frau Maria geschrieben. Beethoven widmete diese, seine erste Messevertonung seinem hochverehrten Lehrer Joseph Haydn. So enthält das Gloria auch dementsprechend zwei Stellen aus Haydns Schöpfungsmesse.

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Schauspieler Thomas Meyer aus München gab gekonnt Beetoven mit Hörrohr. Foto: Andrea Matzker

Im Anschluss zog man auf den Münsterplatz vor das noch verhüllte Denkmal. Dort wurden viele Personen der Bonner Geschichte, sämtlich dargestellt von Honoratioren der Stadt, feierlich von Moderator Jürgen Nimptsch, ebenso im Gewand einer historischen Figur Bonns und dem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt, begrüßt. Entsprechend der Veranstaltung im Jahre 1845 führte auch diesmal (ein Darsteller von) Franz Liszt die Regie. Unter den Bonner Persönlichkeiten befand sich auch Magnifizenz, der 143. und aktuelle Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Hoch, der der Tradition huldigte und allerdings auch daran teilnahm, weil es „einfach Spaß“ mache. Die Bonner Universität wurde 1818 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gegründet.

Dessen Nachfolger, König Friedrich Wilhelm IV., fuhr standesgemäß, begleitet von seiner Gemahlin Elisabeth Prinzessin von Bayern, in der Kutsche vor, bevor er die Urkunde vor dem Denkmal unterzeichnete. Ebenso wie im Jahre 1845, erschien daraufhin Queen Victoria (alias Oberbürgermeisterin Katja Dörner) in Begleitung ihres Prinzgemahls Albert (Stadtdirektor Wolfgang Fuchs und Ehemann der Oberbürgermeisterin).

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Queen Victoria alias OB Katja Dörner mit Ehemann und Prinzgemahl. Foto: Andrea Matzker

 

Zu der ursprünglich geplanten Veranstaltung zum 175. Jubiläum des Denkmals im Jahre 2020 hatte Jürgen Nimptsch bereits ein Jahr zuvor auch Queen Elizabeth II. eingeladen, die Ururenkelin von Queen Victoria, die bei der ersten Enthüllung im Jahre 1845 anwesend war. Der Buckingham-Palast antwortete:

Unglücklicherweise kann Ihre Majestät der Einladung nicht Folge leisten, da sie sich an diesem Tag im Sommerurlaub auf Schloss Balmoral in Schottland befindet.

Nach der weiteren Unterzeichnung der Urkunden begaben sich die Honoratioren auf den Balkon des Palais Fürstenberg, dem ehemaligen Hauptpostamt der Stadt.

Fanfaren ertönten, vorher verteilte Fähnchen wurden geschwenkt, und die Glocken läuteten: Die Hülle fiel, und es erstrahlte ein wunderschönes, renoviertes, gesäubertes und strahlend glänzendes Denkmal. Die Bronzeplastik des Dresdner Professors Ernst Julius Hähnel steht nach halbjährlicher Schönheitskur nun bereits seit sechs Wochen wieder auf ihrem ebenso restaurierten Sockel. Sie ist 3,4 m hoch und wiegt 3,4 t. Experten konnten die Korrosionsschäden entfernen und versiegelten die Oberfläche mit schützendem Wachs. Weshalb denn Beethoven so „grimmig“ dreinschaue, wurde gefragt. Die Antwort war, dieser Gesichtsausdruck solle lediglich seinen energischen Charakter betonen. Als zum Abschluss der Veranstaltung die gesamten ungefähr 1000 Zuschauer in historischen Kostümen auf dem Münsterplatz die Ode „Freude schöner Götterfunken“ gemeinsam sangen, sah man auch – neben den vielen, hitzebedingten Schweißtropfen – nicht wenige Tränen der Rührung.

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Bonn: Das Münster. Foto: Andrea Matzker

Als Text zu seiner Ode hatte Beethoven Schillers Gedicht „An die Freude“ von 1785 gewählt. Bereits im Jahr 1955 schlug der Begründer der Paneuropa-Bewegung Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi Beethovens Vertonung als neue Europahymne vor. Jedoch erst 1972 erklärte der Europarat die Ode zu seiner Hymne. 1985 kürte die Europäische Gemeinschaft schließlich die Ode in Form der von Herbert von Karajan arrangierten Instrumentalversion zur offiziellen Europahymne.

Beethoven ging es um Freiheit, Würde des Menschen und Menschheitsverbrüderung, weshalb er auch die Ode „An die Freude“ als Schlusssatz in seine Neunte Sinfonie aufnahm. Von Bonn aus schallte dieser Ruf nicht nur nach ganz Europa, sondern in die ganze Welt: Alle Menschen werden Brüder. Nach Abschluss der Veranstaltung herrschte bei allen Teilnehmern der Eindruck und das Gefühl, dass dieser musikalische Appell nicht ungehört bleiben wird.

 

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