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BONN/ Bundeskunsthalle: ALLES AUF EINMAL: DIE POSTMODERNE, 1967–1992

12.10.2023 | Ausstellungen

Die Bundeskunsthalle präsentiert die Ausstellung

ALLES AUF EINMAL: DIE POSTMODERNE, 1967–1992

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

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Postmoderne in Bonn: Modell der Kunst und Ausstellungshalle von Gustav Peichl 1990. Foto: Andea Matzker

Ein chronologischer Überblick der Jahre 1967 bis 1992 stellt Entwicklungen in Kunst, Design, Architektur, Mode, Medien, Musik, Literatur, Politik, Film, Technologie und Wissenschaft gleichwertig nebeneinander und zueinander in Bezug. Die Ausstellung eröffnet mit Musikvideos, die Geschmack sowie Atmosphäre und Themen der Zeit aufrufen. Von da ab entfaltet sich ein chronologischer Parcours, in dem Möbel, Bücher, Modeentwürfe, Architekturmodelle, Manuskripte und das erste Mobiltelefon oder der erste Personal Computer Konstellationen eingehen.

1967 – mit dem Beginn der Postmoderne – begann unsere Gegenwart: Die Moderne, die glaubte, alles regulieren zu können mit gleichen Häusern, Möbeln und Rechten für alle, wurde verabschiedet, und aus ihren Ruinen entstand eine bizarre, exzentrische Welt, da die Abstandnahme das Grundprinzip der postmodernen Gestaltung mit ihrer Skepsis gegenüber den Universalismen  und  Reinlichkeitsideologien der Moderne, außerdem der Dammbruch „Anything goes“, „Alles ist möglich“, auch die Absage an das Diktat der Funktionalität darstellte.

Bis zum 28. Januar 2024 kann man in Bonn eine unterhaltsame Zeitreise in die letzten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts unternehmen, denn zwischen 1967 und 1992 entstand das, was heute „Postmoderne“ mit all der Exzentrik in Design, Architektur, Mode und Pop genannt wird. Es gab die ersten Mobiltelefone und Sendungen im Farbfernsehen mit dem Höhepunkt der Mondlandung. Die Designergruppe Memphis hat sich in Mailand das Ziel gesetzt, „das Spießbürgerliche“ aus dem Design zu verbannen.

Die Ausstellung vermittelt auch Kontexte und stellt pointierte Fragen, denn sie führt in ein frenetisches Vierteljahrhundert, das wie ein (Zerr-) Spiegel der Gegenwart erscheint, weil sich in ihm bis heute bestimmende Brüche auftun: Zum Beispiel die Abwendung von politischen Bewegungen mit Entstehung von Subkulturen, wie auch einer Querdenker- und Wutbürgerszene, so wie generell die Hinwendung zum Selbst, die Digitalisierung, die Kulturalisierung der Ökonomie, sowie die Verschiebung der Realität in die Medialität, etc.

Die Ausstellungsmacher sammelten all das Material, das es erlaubt, sämtliche Annahmen und Vorurteile über die Postmoderne zu überprüfen. Der Besucher verlässt die Ausstellung ob der Vielzahl der interessanten Objekte gut unterhalten, doch stellt man sich einige Fragen, zum Beispiel: Sind 68-er Studentenbewegung und Bildung der  RAF, welche ebenfalls in der Zeit der Postmoderne entstanden, ein Zeichen der Abstandnahme vom Establishment und dem „System“ generell? Oder lediglich von vermeintlich eingefahrenen Gewohnheiten und Prozessen?

Die strukturelle Verwandtschaft trotz historischem Abstand ist vielleicht ein Grund, warum über die Postmoderne in den letzten Jahren wieder gestritten wurde. Während nach 1980 geborene Vertreter der Kunst- und Designerszene sich begeistert den eklektischen Provokationen in Kunst, Theorie, Architektur und Design zuwenden, werfen andere Autoren der Postmoderne Nihilismus vor. Das Ende der Postmoderne fällt mit dem Ende des Kalten Krieges zusammen, das heißt  jedoch nicht „das Ende der Geschichte“. Es bleibt eine als Stil etablierte Postmoderne als Wegweiser zurück in die Zukunft.

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Postmoderne in Bonn. Hommage to Charles Moore von Ironimus alias Gustav Peichl 1980. Foto: Andea Matzker

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Postmoderne in Bonn 3. Piazza d’Italia von Charles Moore 1974. Foto: Andea Matzker
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Postmoderne in Bonn 4. Tribute to Ettore Sottsass von Ironimus alias Gustav Peichl 1982: Foto: Andrea Matzker

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Postmoderne in Bonn 5 Seggiolina da pranzo für Memphis von Ettore Sottsass 1980. Foto: Andrea Matzker
 
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Postmoderne in Bonn 6. Tahiti von Ettore Sottsass für Memphis 1981. Foto: Andrea Matzker
 
postmoderne in bonn 7 raumteiler carlton von ettore sottsass 1981 für memphis milano foto andrea matzker p5400186
Postmoderne in Bonn 7.Raumteiler Carlton von Ettore Sottsass 1981-für-Memphis Milan0- Foto: Andrea Matzker
 
postmoderne in bonn 8 tee & coffee piazza von paolo portoghesi für alessi1983 foto andrea matzker p5400222
Postmoderne in Bonn 8: Tee-Coffee Piazza von-Paolo Portoghesi für-Alessi 1983. Foto: Andrea Matzker
 
postmoderne in bonn 9 trevor fiore citroen modell karin 1980 foto andrea matzker p5400190
Postmoderne in Bonn 9. Trevor Fiore Citroen Modell Karin 1980. Foto: Andrea Matzker
 
postmoderne in bonn 10 sofa interno di un interno von alessandro mendini 1990 foto andrea matzker p5400129
Postmoderne in-Bonn 10. Sofa Interno di un interno von Alessandro Mendini 1990: Foto: Andrea Matzker
 
postmoderne in bonn 11 bocca studio 65 1970 gufram foto andrea matzker p5400155
Postmoderne in Bonn 11 Bocca Studio 65-1970 Gufram: Foto: Andrea Matzker

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Postmoderne in Bonn 12 mit Ultrafragola und Cacto. Foto: Andrea Matzker
 
 

 

 

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