BONN/ Bundesausstellungshalle: Der gehobene Kunstschatz von Cornelius Gurlitt
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Die Falknerin von 1880 von Hans Makart. Foto: Andrea Matzker
Flusslandschaft von Jan Brueghel dem Jüngeren (1601 bis 1678). Foto: Andrea Matzker
Parallel zum Kunstmuseum Bern zeigt die Bonner Bundesausstellungshalle unter dem Titel “Bestandsaufnahme Gurlitt” bis Mitte März 2018 bisher verborgene Schätze der Sammlung und des Nachlasses Gurlitt und stellen sie somit erstmals einer breiten Öffentlichkeit vor. Die Berner Schau konzentriert sich auf den Aspekt “Entartete Kunst“, wohingegen die Bonner Ausstellung die problematische Rolle des Kunsthandels während der Nazizeit beleuchtet. Da über den weiteren Verbleib der meisten dieser Kunstwerke noch nicht entschieden ist, empfiehlt sich ein Besuch der Bonner Ausstellung unbedingt, da es sich zum größten Teil um ausgesprochene Kostbarkeiten verschiedenster Perioden handelt, die man womöglich nie mehr zu sehen bekommt. Die Sammlung umfasst rund 250 außergewöhnliche Kleinode, köstliche, gerade postkartengroße Zeichnungen und Gemälde, ebenso wie großflächige, höchst beeindruckende Meisterwerke. Viele schriftliche Aufzeichnungen und exemplarische Biografien von Zeitgenossen runden die Ausstellung ab und zeigen auf, wie problematisch die Erstellung einer ausführlichen, zuverlässigen und ununterbrochenen Provenienzgeschichte eines Kunstwerkes ist.
Domitilla von Peter Paul Rubens. Ausschnitt aus 1606. Foto: Andrea Matzker
Diese Auflistung ist allerdings auch bei vielen Werken, die nicht der sogenannten “Raubkunst” angehören, schwierig zu erstellen und oft genug raffiniert gefälscht worden. In jedem Fall haben sich der Bund und der Freistaat Bayern im Umgang mit dieser Sammlung wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, wie hinlänglich bekannt sein dürfte. Cornelius Gurlitt, der darüber mit 81 Jahren im Jahr 2014 verstarb, soll gesagt haben, dass “die Nazis scheinbar nie aufhören, einem alles wegzunehmen” (Zitat unter anderem aus dem Dokumentarfilm “Gurlitts Schatten” von Stefan Zucker aus dem Jahre 2017, 3sat, 4. November 2017). Es darf nicht vergessen werden, dass Gurlitt diesen großartigen Schatz sein Leben lang für die Nachwelt gehütet hat, und dass der Vorwurf der sogenannten “Raubkunst” bisher erst bei angeblich sechs Werken nachgewiesen werden konnte. Und eigentlich gilt doch in Deutschland die Unschuldsvermutung, oder nicht? Insofern liegt also eine traurige Stimmung über der Ausstellung, die einem aber nicht die Freude über die unglaublich schönen Kunstwerke nehmen sollte.
Andrea Matzker/ Dr. Egon Schlesinger
Francesco Guardi (1712 bis 1793): „Venezianische Straßenszene“. Foto: Andrea Matzker
Eine Dame in der Loge von Otto Dix – aus 1922. Foto: Andrea Matzker
Eine Dompteuse von Otto Dix (aus 1922). Foto: Andrea Matzker
Hagelstürme im März in Sewastopol von Honoré Daumier aus 1855. Foto: Andrea Matzker
„Der Löwe“ von Eugéne Delacroix aus 1859. Foto: Andrea Matzker
Der orientalische Reiter von Eugéne Delacroix (um 1859). Foto: Andrea Matzker
Eine winzige, aus einem Korken geschnittene „Badende“ von Edgar Degas (1834 bis 1917). Foto: Andrea Matzker
„Figuren am Strand“ von Max Liebermann (1847 bis 1935). Foto: Andrea Matzker